Ghostbike und Gedenkfahrt für Christopher Groth

An der Unfallstelle in Mannheim-Feudenheim wurde ein sogenanntes Ghostbike aufgestellt, um an das Opfer zu erinnern und Verkehrsteilnehmer*innen auf die Gefahren im Straßenverkehr aufmerksam zu machen

Am Samstag, dem 1. November veranstaltete der ADFC Mannheim eine Gedenkfahrt für Christopher Groth. Der 36-jährige Mannheimer war am 26. September in Feudenheim bei einem Autounfall mit Fahrerflucht ums Leben gekommen. Er hinterließ eine Frau und zwei kleine Kinder im Alter von drei Jahren und 15 Monaten. Über hundert und damit deutlich mehr Teilnehmende als erwartet nahmen an der Gedenkfahrt teil und fuhren mit ihren Rädern in einer langen Kette vom Haupteingang des Klinikums aus zur Unfallstelle, der Kreuzung Am Aubuckel/Wingertsbuckel. Dort wurde ein weiß gestrichenes Fahrrad aufgestellt, zum Gedenken an das Unfallopfer, aber auch, um sowohl Autofahrende als auch Radfahrende als auch verantwortliche Stellen nachhaltig auf die Gefahren des Radfahrens hinzuweisen.

Christopher Groth hatte im Klinikum gearbeitet, die Gedenkfahrt folgte dem Weg, den er vermutlich auch an seinem letzten Lebenstag genommen hatte. Das Geisterrad hatte ein enger Freund Christophers gespendet. Die Aktion war in Zusammenarbeit mit der Familie geplant worden. Am Unfallort, an dem die polizeilichen Markierungszeichen noch deutlich auf der Straße zu sehen sind, hält die Mutter eine ergreifende Rede. „Als uns in dieser Nacht die furchtbare Nachricht mitgeteilt wurde, stand die Zeit still und sie tut es immer noch.“ Sie erwähnt, dass Christopher auf beleuchtetem Fahrrad und mit Helm unterwegs war, als er auf dem Fuß- und Radweg die Ampel überquerte, dass aber niemand sagen kann, was dann geschah. Ihr Sohn, der mehrere Meter durch die Luft geschleudert wurde, verstarb am Unfallort, der Autofahrer ist bis heute flüchtig. „Er hat ihn einfach liegenlassen.“ Bei diesem Satz kann sie nicht weitersprechen und lässt sich helfen. Sie bezeichnet es nicht nur als unendlich traurig, sondern auch als bitter, dass Christopher nun nicht mehr lebt und bedankt sich bei allen, die gekommen sind, um bei der Aufstellung des Ghostbike dabei zu sein. „Diese Anteilnahme überrascht und rührt uns.“ Eine weitere Familienangehörige ergreift spontan das Wort, bedankt sich bei den Teilnehmenden und beschreibt in kurzen,ergreifenden Worten die Bescheidenheit des Verstorbenen und bittet wie auch vorher schon die Mutter die Anwesenden, gut auf sich aufzupassen.

Mehr als 100 Radfahrer*innen nahmen an der Fahrt zum Unfallort teil, wo das weiß angestrichene Ghostbike aufgestellt wurde

Ein ADFC-Sprecher schließt die Veranstaltung ab. Er weist darauf hin, dass der oder die beteiligte Autofahrende vermutlich unverletzt ist und durch seine Fahrerflucht eine große Schuld auf sich geladen habe. Das Ghostbike solle nun eine Mahnung für alle Autofahrenden sein, „dass es auch Menschen gibt, die ohne Schutz einer Knautschzone unterwegs sind“, während sie selbst „in einer auf den Schutz der Insassen optimierten Maschine“ sitzen. Eine Mahnung aber auch „an uns ungeschützte VerkehrsteilnehmerInnen, uns unserer Verletzlichkeit immer bewusst zu sein“. Er appelliert an alle: „Achtet aufeinander!“ Wie um diesen Aufruf zu unterstreichen wird seine Rede genau in diesem Moment vom Martinshorn eines Krankenwagens unterbrochen. Er erinnert schließlich auch an die Notwendigkeit einer „Verkehrsinfrastruktur, die fehlerfreundlich ist, die die menschliche Dimension des Abgelenktseins einkalkuliert. Nur dann werden wir der Vision Zero, den null Toten, null Schwerverletzten im Verkehr näherkommen.“

Text & Bilder: Michael Kohler 

Siehe auch: 

Spendensammlung für die Familie

 

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