Charlotte Wiedemann: „Den Schmerz der Anderen begreifen“

Charlotte Wiedemann: „Den Schmerz der Anderen begreifen“

Wann:
23. Januar 2024 um 19:30 – 21:30
2024-01-23T19:30:00+01:00
2024-01-23T21:30:00+01:00
Wo:
Bürgerhaus Neckarstadt
Lutherstraße 15-17
68169 Mannheim
Deutschland
Charlotte Wiedemann: "Den Schmerz der Anderen begreifen" @ Bürgerhaus Neckarstadt | Mannheim | Baden-Württemberg | Deutschland

Charlotte Wiedemann zu Holocaust und Weltgedächtnis

Vortrag und Lesung
23. Januar 2024 19.30 Uhr
Bürgerhaus Neckarstadt, Lutherstr. 15-17, Mannheim

Welche Opfer sind uns nahe, welche bleiben fern und stumm?
Welches Leid hat Stimme, welcher Schmerz spricht zur Welt?
Holocaust und Weltgedächtnis
Charlotte Wiedemann erforschte die Geschichte polnischer Zwangsarbeiter und besuchte auch das ehemalige KZ Mannheim-Sandhofen. Sie beschrieb
die Schwierigkeiten der Anwohner, darüber zu sprechen. Als Auslandsreporterin berichtete sie viele Jahre aus Asien und Afrika. Sie sprach mit Menschen, deren Erinnerungen unterschiedliche Schwerpunkte hatten. Dabei entdeckte sie auch blinde Flecken in der deutschen Wahrnehmung.
Moralische Asymmetrie
So haben Millionen Kolonialsoldaten gegen Nazi-Deutschland gekämpft, aber bis heute verbinden wir die Befreiung vom Nationalsozialismus nicht mit der Freiheit und Würde des kolonisierten Menschen. Parallel zu den Nürnberger Prozessen wurden in den Kolonien nie geahndete Verbrechen gegen die Menschlichkeit begangen. Eine moralische Asymetrie, die bis
heute andauert. Wiedemann stellt fest: Erinnerungskulturen sind geprägt vom kolonialen Machtgefüge.
Erinnerungskultur radikal universell
In ihrem Buch sucht die Publizistin nach Wegen, Erinnerungskultur im Geist globaler Gerechtigkeit neu zu denken und ein eurozentrisches, weißes
Geschichtsdenken zu überwinden. Sie plädiert dafür, Erinnerungskultur im Geist globaler Gerechtigkeit neu zu denken: radikal universell. Die
Verantwortung für die Shoah steht der Anerkennung kolonialer Verbrechen nicht im Wege – im Gegenteil: Es gilt, Opferhierarchien zu überwinden und
eine Ethik der Solidarität zu entwickeln. Dazu gehört auch, die Stimmen von Palästinenser:innen zu hören. Sie zahlen seit 75 Jahren mit ihrem
Fluchtschicksal den Preis für den europäischen Antisemitismus; dennoch wird ihnen Empathie verweigert.

Charlotte Wiedemann: Den Schmerz der Anderen begreifen.
Holocaust und Weltgedächtnis. Propyläen 2022