Arbeitsgericht: Lebenshilfe Bad Dürkheim muss gekündigten Neonazi weiter beschäftigen

Maik S. (Bildmitte) bei einer Querdenker-Veranstaltung im Oktober 2020 in Speyer/Rhein

Nach Informationen, die dem KIM vorliegen, ist die Lebenshilfe Bad Dürkheim in einem Arbeitsrechtsstreit vor Gericht unterlegen. Vorausgegangen war eine fristlose Kündigung des Mitarbeiters wegen neo-faschistischen Umtrieben in dessen Freizeit.

 

 

 

 

KIM hatte berichtet

https://kommunalinfo-mannheim.de/2020/06/29/lebenshilfe-bad-duerkheim-e-v-neo-nazi-vom-dienst-suspendiert

Mitarbeiterumkreis empört

Eine E-Mail, die dem KIM vorliegt, war an den Antifa-Report-Pfalz gerichtet. Dort steht geschrieben, dass man sich quasi schockiert fühlt, dass Maik S. erneut bei der Lebenshilfe in Bad Dürkheim beschäftigt sein soll.

Diese Empörung ist nachvollziebar. Sascha Wagner (ehemaliger NPD-Aktivist in Rheinland-Pfalz) hatte sich zum Prozessgeschehen bei Facebook geäußert:

Screenshot Sascha Wagner bei Facebook

Eine mit dem Sachverhalt vertraute Gewerkschafts-Quelle, die nicht namentlich genannt werden möchte, spricht dem KIM gegenüber davon, dass der Arbeitgeber im Rechtsstreit nach dem gesprochenen Urteil keine Rechtsmittel einlegen wird.

Dies könnte daran liegen, dass die Lebenshilfe nicht über die ausreichenden finanziellen Mittel verfügt, um den Rechtsstreit weiterzuführen oder dem Maik S. ein Abfindungsangebot unterbreiten zu können.

Fatale Lage – Neonazi kann weiter in einem inklusiven Betrieb beschäftigt werden

Nach Informationen der Lebenshilfe Bad Dürkheim waren dem zuständigen Arbeitsgericht die Kündigungsgründe nicht ausreichend. (Dieser Abschnitt wurde am 20.12.20 aus redaktionellen Gründen angepasst).

 

(Bericht und Fotos: Christian Ratz)




Lebenshilfe Bad-Dürkheim e.V.: Neo-Nazi vom Dienst suspendiert

(Screenshot ARP-Homepage; nachbearbeitet durch KIM)

Nach Recherchen des Antifa Report Pfalz war, zumindest bis 16.06., dort ein Mitarbeiter beschäftigt, der seit einigen Jahren dokumentiert der rechtsextremistischen Kameradschaftsszene zugeordnet werden kann. Antifa Report Pfalz hatte heute auf deren Internetseite und in sozialen Medien über die gewonnenen Erkenntnisse informiert. Dem Mitarbeiter der Lebenshilfe Maik S. droht nun die Kündigung. Diese strengt zumindest sein bisheriger Arbeitgeber an.  Gewerkschaftskreise sind schockiert darüber, dass ein Mensch mit augenscheinlich extrem rechter Gesinnung, bei einer Einrichtung wie der Lebenshilfe sogar noch als Betriebsrat aktiv sein konnte. Aufgrund der vorliegenden Tatsachen, sah sich die Lebenshilfe Bad Dürkheim e.V. heute zu einer Pressemitteilung gezwungen.

 

Der Antifa Report Pfalz berichtet wie folgt (Auszüge)

„Maik S. war als Mitglied des Betriebsrats auf der entsprechenden Internetseite der Lebenshilfe zu finden. Da wir uns nicht vorstellen können, dass ein Verein, der sich der Förderung von Menschen mit geistiger Behinderung widmet, einen gewaltbereiten Neonazi beschäftigt, informierten wir am 16.06.2020 die Geschäftsführung und forderten diese zum handeln auf. Man wollte uns bis zum 24.06.2020 eine Stellungnahme zuleiten. Dies ist leider nicht geschehen. Allerdings wurde Maik S. inzwischen aus dem Internetauftritt der Lebenshilfe entfernt.“

„Er soll während seiner Arbeit eine erkennbar rechte politische Einstellung zeigen, wird dabei jedoch als eher unauffällig bezeichnet. Uns bleibt dennoch völlig unverständlich, wie ein Neonazi, der außerhalb seiner Arbeitszeit offen die Hitler-Zeit verherrlicht und gewaltbereit auftritt, in einer Einrichtung für geistig behinderte Menschen arbeiten darf. Im dritten Reich galten behinderte Menschen als lebensunwert. Mehr als 70000 Menschen mit körperlichen, geistigen und seelischen Behinderungen fielen der Euthanasie zum Opfer und wurden systematisch durch das Nazi-Regime ermordet. Das rassistisch und nationalsozialistisch geprägte Menschenbild von Maik S. widerspricht zudem klar den Grundwerten der Lebenshilfe.“

„Am 20.04.2019 trug Maik S. in Ingelheim offen erkennbar ein Amulett mit der Tiwaz- oder Tyr-Rune. Diese Rune war Kennzeichen einer SS-Freiwilligendivision, Erkennungszeichen der Hitlerjugend und Abzeichen der SA-Reichsführerschulen.  Das Symbol ist nach einer Publikation des Vereins für Demokratie und Vielfalt (DEVI) verboten und das offene Tragen als Verbreiten von Propagandamitteln verfassungswidriger Organisationen auch bei abweichender Farbgebung strafbar (§ 86 StGB).“

„Oft sind Neonazis auch im Tierschutz aktiv. Ähnlich wie Adolf Hitler zeigen sich die Menschenfeinde gerne als Tierfreunde. Bei seinen Auftritten trägt Maik S. deshalb auch gerne mal ein T-Shirt mit dem rechtsextremen Label „LOVE ANIMALS – HATE ANTIFA“.“

Lebenshilfe Bad Dürkeim e.V. geht an die Öffentlichkeit

Mit den heute veröffentlichten Informationen durch den Antifa Report Pfalz (ARP) ging die Geschäftsführung mit einer Pressemitteilung in die Offensive. Kritiker sagen, das dies zu spät geschah. Die Pressemitteilung sagt:

„Uns wurde bekannt, dass ein Mitarbeiter unserer Lebenshilfe sich aktiv an Demonstrationen und Aufmärschen beteiligt, die von rechtsextremen Gruppierungen organisiert werden. Dieses Verhalten des Mitarbeiters in der Öffentlichkeit und seine Äußerungen zu Geschehnissen während der Zeit des Nationalsozialismus machen uns fassungslos und sind mit unserer Haltung, den Werten und dem Leitbild unserer Lebenshilfe Bad Dürkheim e. V. nicht vereinbar.

Diese Tatsache hat uns zutiefst schockiert, zumal dieser langjährige Mitarbeiter am Arbeitsplatz und insbesondere im Umgang mit Menschen mit Behinderung bislang bezüglich seiner rechtsextremen Haltung und auch sonst nicht negativ auffällig war. Nach Befragung seiner Kollegen wurde uns bestätigt, dass sein außerdienstliches Verhalten nicht in den Betrieb hineingewirkt hat.

In mehreren Gesprächen hat er uns seine politisch rechtsextreme Gesinnung bestätigt und mitgeteilt, diese auch weiterhin in der Öffentlichkeit ausleben zu wollen. Wir haben daraufhin diverse arbeitsrechtliche Maßnahmen ergriffen, ihn beispielsweise vom Dienst freigestellt und ihm unmissverständlich mitgeteilt, dass wir uns von ihm trennen möchten.

Obwohl der Mitarbeiter immer wieder betonte, der Lebenshilfe niemals schaden zu wollen, war er zu einer Auflösung des Arbeitsverhältnisses nicht bereit.

Somit sahen wir uns gezwungen, die Kündigung in die Wege zu leiten. Allerdings besitzt der Mitarbeiter aufgrund seiner langjährigen Zugehörigkeit und der Mitgliedschaft im Betriebsrat einen doppelten Kündigungsschutz. Er ist nur außerordentlich kündbar und die Kündigung bedarf zwingend der Zustimmung des Betriebsrats. Wir haben diese Zustimmung beim Betriebsrat beantragt.

Der Betriebsrat hat seine Zustimmung hierzu nicht erteilt. Derzeit prüfen wir intensiv mit verschiedenen Fachanwälten weitere arbeitsrechtliche Schritte.

Unabhängig davon finden auch weiterhin zahlreiche Klärungsversuche und Anstrengungen statt, um hier eine Lösung zu finden: Einberufung des Vorstands, intensive Gespräche mit dem Betriebsrat, unserem Anwalt, den Spitzenverbänden wie Landesverband und Bundesvereinigung der Lebenshilfe sowie dem PARITÄTISCHEN.

Festzuhalten bleibt, dass der Mitarbeiter ein außerdienstliches Verhalten an den Tag legt, welches mit dem Leitbild der Lebenshilfe in keinster Weise vereinbar ist.

Wir haben den Mitarbeiter deshalb ausdrücklich darauf hingewiesen, dass wir in unserer Lebenshilfe keine Äußerungen oder Handlungen dulden werden, die unserem Leitbild widersprechen. Weiter haben wir den Mitarbeiter darauf hingewiesen, dass sowohl der Vorstand und die Geschäftsführung als auch die Führungskräfte der Lebenshilfe das außerdienstliche Verhalten des Mitarbeiters aufs Schärfste verurteilen und wir hierfür keinerlei Verständnis haben.

Wir sind enttäuscht und bedauern außerordentlich hier vorerst offensichtlich an die Grenzen unseres Rechtssystems zu stoßen.

Bad Dürkheim, 29.06.2020,
Vorstand und Geschäftsführung der Lebenshilfe“

Unterstützung aus Gewerkschaftskreisen

Aus Gewerkschaftskreisen hat KIM die Bestätigung erhalten, dass die Lebenshilfe e.V. juristische Beratung in der Sache in Anspruch nimmt.  In Aussicht zu stehen scheint, so die aktuellen Informationen des KIM, dass die für die Lebenshilfe zuständige Gewerkschaft ihren Einfluss geltend machen wird, damit ein möglicher Widerstand im Betriebsrat gegen die Kündigung keinen dauerhaften Zustand darstellt.

(Bericht: Christian Ratz / Titelbild und Screenshots: ARP und Lebenshilfe Bad Dürkheim)

Links:

Antifa Report Pfalz

https://antifareportpfalz.noblogs.org/

Lebenshilfe Bad Dürkheim e.V.

https://www.lebenshilfe-duew.de/

 

 

 

 




Die LINKE in Rheinland-Pfalz verabschiedet sozial- und umweltverträgliches Verkehrskonzept (mit Bildergalerie)

Am Landesparteitag (LPT) der Partei Die Linke in Rheinland-Pfalz am 30.11.19 in Bad Dürkheim nahmen rund 130 Delegierte teil. Ein Verkehrskonzept bildete das Hauptthema, mit welchem die Partei bei den Landtagswahlen 2021 bei WählerInnen punkten will. Grußworte sprachen u.a. Amira Mohamed Ali und Jörg Schindler. In zwei Resolutionen zeigte sich der LPT solidarisch mit der VVN-BdA und allen Menschen, die an diesem Tag gegen die AfD in Braunschweig auf die Straßen gingen.

Am Vortag: Neumitgliederempfang 

Am Freitagabend fand im Mercure-Hotel in Bad Dürkheim der Willkommensempfang für neue Parteimitglieder statt. Begrüßt wurden die Neuen von Katrin Werner (MdB) und Jochen Bülow (Co-Landesvorsitzender RLP). Moderiert wurde die Veranstaltung, an der rund zwei Dutzend Personen teilnahmen, von Peter Weinand (Landesschatzmeister und verantwortlich für die Mitgliederverwaltung). In zwei Workshops konnte man sich informieren und weiterbilden: „Kommunalpolitik“ (geleitet von Stefan Glander aus Kaiserslautern) und „Linksjugend“ (angeleitet von Melina Mess und Julian Theiß, beide aus Trier). Fazit nach der Plenumsdiskussion: Alle neuen Mitglieder haben etwas mitgenommen und freuen sich auf konkrete Informationen der ReferentInnen für ihre Arbeit vor Ort.

Der Landesparteitag am 30.11. in der Brunnenhalle 

Nomen et omen – die Brunnenhalle, der Veranstaltungsort hatte in Teilen eine erquickende und bezeichnende Wirkung. Eine neue Aufbruchsstimmung lag beim Parteitag in der Luft; nur wenige Misstöne waren zu vernehmen; das Positive bestimmte den Tagungsverlauf.

Amira Mohamed Ali (Partei-Co-Vorsitzende) und Jörg Schindler (Bundesgeschäftsführer) konnten in ihren Reden mehrheitlich überzeugen. Mohamed Ali motivierte die Anwesenden in ihrer Rede emphatisch und lieferte klare Statements ab´; insbesondere was den Klimapakt der Groko angeht, den sie massiv kritissierte. Schindler sprach über sozialistische Demokratie und über deren Herausforderungen in der heutigen Zeit.

Eine klare Ansage für eine Regierungsbeteiligung ab 2021 in RLP lieferte das Verkehrskonzept, vorgestellt von David Schwarzendahl (stellv. Landesvorstand RLP) und Julian Theiß (Link am Ende des Berichts).

Eindeutig solidarisch zeigten sich die Delegierten in zwei Resolutionen: Die VVN-BdA muss gemeinnützig bleiben und mit allen Menschen, die an diesem Tag gegen die AfD in Braunschweig protestierten.

Brigitte Freihold (MdB aus Pirmasens) und Alexander Ulrich (MdB aus Kaiserslautern) trafen mit ihren Redebeiträgen bei den Delegierten und Gästen beim Landesparteitag auf offene Ohren.

Vermeldet wurde, dass in 2019 rund 1.800 Mitglieder beim Landesverband verzeichnet sind. Davon sind ca. ein Drittel Neueintritte im laufenden Jahr.  Für 2020 wurde eine großangelegte Kampagne zur Gewinnung weiterer Mitglieder angekündigt.

Die Linke in Rheinland-Pfalz scheint gut aufgestellt und angriffsbereit zu sein, was die LTW-Wahlen 2021 angeht.

(Bericht und Fotos: Christian Ratz)

Link zum Verkehrskonzept

https://www.dielinke-rhlp.de/politik/verkehr/

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