AfD-Bundeswahlkampf scheitert in Ludwigshafen grandios

Die Alternative für Deutschland (AfD) hatte für den 14.08.2021 alles für eine große zentrale Wahlkampfveranstaltung für die Pfalz in Ludwigshafen vorbereitet. Neben den Bundestagsabgeordneten aus der Region Sebastian Münzenmaier (Mainz) und Nicole Höchst (Speyer) war ihr Bundessprecher Tino Chrupalla als Hauptredner angekündigt. Auf dem schnieken Europaplatz wurde eine respektable Bühne aufgebaut. Doch der zentrale Wahlkampfauftakt der rechtsaußen-Partei in der Pfalz floppte grandios.

 

Während rund 200 Antifaschist*innen lautstark protestierten, verloren sich nur gut 50 AfD-Anhänger*innen auf dem weitläufigen Platz. Nach weniger als einer Stunde war der rechte Spuk dann auch schnell wieder vorbei. Besondere Empörung löste die LGBTQIA-feindliche Partei mit der Terminierung am gemeinsamen Christopher-Street-Day (CSD) in Mannheim und Ludwigshafen aus.

Nachdem bekannt wurde, dass die AfD eine große zentrale Wahlkampfveranstaltung in der pfälzischen Großstadt plante, formierte sich ein breites linkes Bündnis zum Gegenprotest. Neben dem Netzwerk gegen Rechte Gewalt und Rassismus, Aufstehen gegen Rassismus Rhein-Neckar, Omas gegen Rechts beteiligten sich die Parteien Die Linke, die Jusos, die Grüne Jugend. Mit dabei waren auch die Naturfreunde Jugend und der DGB. Auch die Interventionistische Linke Rhein-Neckar (IL) und das Offene Antifaschistische Treffen Mannheim (OAT) riefen zum Protest auf. In der Spitze störten dann auch ca. 200 Antifaschist*innen lautstark die Hetze der AfD-Redner*innen. Kurzfristig machte dann auch die CSD-Fahrrad-Demo einen unangekündigten Abstecher zum Europaplatz, um der offenen Provokation der AfD gegen die queere Community entgegenzutreten. Der spontane bunte Auftritt unter der Regenbogen-Fahne auf dem Versammlungsplatz der AfD irritierte erkennbar Sympathisant*innen, wie Polizist*innen gleichermaßen und löste Jubel bei der Gegendemo aus.

Während die Ankündigung der AfD ein in Ludwigshafen selten zu sehendem gemeinsamem Auftreten linker Kräfte auslöste, floppte die Wahlkampfveranstaltung grandios. Nur gut 50 Rechte wollten die Rede des AfD-Bundessprechers Tino Chrupalla hören. Zum größten Teil waren dies bekannte AfD-Kader der Region. Da sich das rechte Häuflein, die meiste Zeit in den Schatten verzog, ergab sich ein trostloses Bild vor der imposanten Bühne auf dem Europaplatz. Da der wohl schönste Platz Ludwigshafens etwas abseits hinter dem Rathauscenter liegt, verloren sich auch keine Passanten zur AfD-Veranstaltung. Von den Redner*innen Tino Chrupalla, Sebastian Münzenmaier und Stefan Scheil (Wahlkreis-Direktkandidat) hörten wir nur die bekannte langweilige Hetze gegen die „Altparteien“, insbesondere gegen die Grünen. Mit ihrem Rassismus und der konsequenten Leugnung des menschengemachten Klimawandels biedert sich die Spießbürger-Parte den ewig Gestrigen an und ist keine Alternative für eine lebenswerte Zukunft. Die als homophob bekannte Nicole Höchst war sich nicht zu schade, unter der von der Kreisverwaltung gehissten Regenbogen-Fahne gegen den CSD und die LGBTQIA-Community zu hetzen. Nach nicht einmal einer Stunde war die groß angekündigte Veranstaltung der AfD dann auch schnell wieder zu Ende. Der Vorsitzende des AfD-Kreisverbandes Manfred Hartinger bat zum Schluss verzweifelt darum, dass nicht alle gleich gehen. Er wird nach diesem Desaster wohl so schnell keine zentrale Wahlkampfveranstaltung mehr nach Ludwigshafen holen.

Wie eng die Verbindungen der AfD zu bekannten Nazis ist, zeigte sich auch in Ludwigshafen. Bekannte Funktionsträger wie Manfred Hartinger oder Stadtrat Ralf Senck hatten keinerlei Berührungsängste mit Martina Helbig. Die frühere Beisitzerin ist inzwischen selbst der AfD Mannheim zu weit rechtsaussen. Für den von ihrem betriebenen Telegram-Kanal „Patrioten Mannheim“ machte sie eifrig Fotos. Dort postet sie rechtsextreme Hetze der übelsten Sorte vor allem gegen Muslime, Geflüchtete und die von ihr verhasste Antifa.


Fazit. Der zentrale Wahlkampfauftakt der AfD für die Pfalz in Ludwigshafen wirkte trotz großem technischem Aufwand und prominenten Redner*innen lustlos und wenig motivierend. Die selbsternannte rechtsextreme Straßenpartei konnte nur noch wenige Anhänger*innen mobilisieren ohne dass ein Funke übersprang. Die breite Gegenmobilisierung und der erfrischende Auftritt der CSD-Community machen Hoffnung, dass sich die AfD auch in Ludwigshafen auf dem absteigenden Weg in der Wählergunst befindet.

(Bericht und Fotos: Markus Schulz)

Weitere Bilder des Tages:




Neujahrsempfang des CSD Rhein-Neckar: „Liebe ist nicht heilbar“

Am 31.01.20 lud der Vorstand des Christopher Street Day (CSD) Rhein-Neckar ins Casino des Capitol in Mannheim ein. Rund 100 Gäste konnten die Veranstalter begrüßen. Im Vordergrund standen die wichtigen Themen, die seit Jahren aktuell sind, Respekt, Anerkennung und zivilgesellschaftliches Engagement. RednerInnen ergriffen das Wort, als Vertreter der LGBTI-Community, und sprachen ihre jeweiligen Themen an. Dirk Grunert (Bündnis 90/Die Grünen), BM für Bildung, sprach stellvertretend für den OBM Dr. Kurz das Grußwort für die Stadt Mannheim.

CSD Rhein-Neckar Motto für 2020 wurde bekannt gegeben

„Liebe ist nicht heilbar“ lautet das diesjährige Motto der Kampagne. Bezug nimmt das Thema auf sogenannte „Homoheilungen“ und das Gesetzesvorhaben des Bundesgesundheitsministers Jens Spahn (CDU) der, mit Unterstützung aus verschiedenen Lagern, „Konversionstherapien“ verbieten lassen möchte. Armbändchen mit dem Motto-Motiv wurden beim Neujahrsempfang angeboten.

Grußworte und Ehrengäste und Reden

Als Ehrengäste wurden u.a. die ehemaligen Stadträtinnen Marianne Bade und Nazan Kapan begrüßt, sowie Thomas Hornung, Deniz Gedik, Thomas Trüper und Sören Landmann.

Dirk Grunert

Dirk Grunert, als Vertreter der Stadt Mannheim, thematisierte in seiner Rede die realen Gefahren von Angriffen aus dem rechten Spektrum auf die LGBTI-Community allgemein. Der CSD Rhein-Neckar könne sich auf die Stadtverwaltung auch künftig verlassen. Sowohl finanziell als auch bei gemeinsamen neuen Projekten.

 

 

 

Panajotis Neuert

Panajotis Neuert (seit 2019 CSD-Vorstand) zog Bilanz. Der Demozug 2019 und das Straßenfest waren mit rund 5000 TeilnehemerInnen ein Mega-Erfolg. An diesen Erfolg anknüpfend führe man derzeit Gespräche mit der Stadt Mannheim im Hinblick auf den CSD am 08. August 2020. Er regte an die ehemalige Broschüre „Queer im Quadrat“ neu aufzulegen, mit neuen Inhalten und unter anderer Regie.

 

 

Queeres Zentrum Mannheim und Dyke-March Heidelberg:

Ilona Scheidle, Sprecherin des Dyke-March, erläuterte die Entstehung der weltweiten Kampagne, die die Interessen von Lesben in der Gesellschaft versucht herauszuarbeiten. Anerkennung und Akzeptanz stehen im Vordergrund. Lesbisches Leben soll öffentlich gemacht werden. Angekündigt wurde der nächste Dyke-March für den 01. August 2020 in Heidelberg (17 Uhr, Universitätsplatz). Das diesjährige Motto lautet „In Memory of Her“.

Mit € 300.000, – (aus dem Beteiligungshaushalt) gefördert wir ab sofort das „Queere Zentrum Mannheim“ für 2 Jahre, so Susanne Hun. Zusätzliche Hilfen kommen durch Firmen und von Privatpersonen. Im Gespräch mit KIM sagte Frau Hun: „Wir suchen aktuell eine langfristig anzumietende Gewerbeimmobilie, unter deren Dach wir alle unsere Projekte ansiedeln können.“

Rahmenprogramm und Kontroverse

Das Bollwerk-Duo begleitete den Abend musikalisch. Der Applaus für die Darbietungen kam nicht von irgendwo her.

Bei der Veranstaltung wurde ein beeindruckender Video-Clip gezeigt (Quelle YouTube): De L’amour

 

Die Showtanzgruppe des SKV Mannheim lieferte eine geniale Darbietung ab, die alle Anwesenden begeisterte. Die Frage, inwieweit die Tanzgruppe; bei Auftritten diskriminiert wird, wurde vom CSD-Vorsitzenden in den Ring geworfen. Inzwischen scheint Klarheit darüber zu bestehen, dass es wohl Absagen gab. Jedoch, so eine Sprecherin des Tanz-Gruppe, seien diese im Vergleich zu aktuellen Auftrittsmöglichkeiten in der Minderzahl. Das gewählte Motto „Vielfalt, Toleranz, ein buntes Mannheim“ scheint in Mannheim und Umgebung doch besser anzukommen als zunächst befürchtet. Und dies ist auch gut so.

Moderiert wurde der Empfang von Sabrina Brunk (CSD Rhein-Neckar).

 

(Bericht und Bilder: Christian Ratz)




Recht auf Vielfalt – Internationaler Tag gegen Homo- und Transphobie (mit Bildergalerie)

Am 17. Mai fanden alljährlich weltweit Veranstaltungen gegen Homo-, Bi-, -Trans- und Interphobie statt. Der CSD Rhein-Neckar veranstaltete turnusmäßig in diesem Jahr den Aktionstag in Ludwigshafen/Rhein. Mit dabei waren verschiedene Akteure, denen das Thema ein ernstzunehmendes Anliegen ist.  Prominente Gäste waren Jutta Steinruck (OB Ludwigshafen (SPD)) und Dr. Cornelia Ernst (MdEP, Die Linke).

 

CSD Rhein-Neckar mobilisiert mit dem Motto „Recht auf Vielfalt“

Die Veranstaltung wurde beworben mit (Auszüge):

„In der Metropolregion Rhein-Neckar leben sehr viele Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Intersexuelle Menschen. Seit 2015 hat der CSD Rhein-Neckar (Mannheim) e.V. für sich beschlossen eine zentrale Veranstaltung zum IDAHOBIT innerhalb der Metropolregion durchzuführen.

Dies soll mit dazu führen, nicht nur in einer Stadt unserer Region Flagge gegen Diskriminierung zu zeigen, sondern regional jährlich wechselnde Schwerpunkte zu setzen.

Dieses Jahr ist unser zentraler IDAHOBIT* in Ludwigshafen.

Zeigen wir, dass wir auch in Ludwigshafen gegen Diskriminierung und die Verbesserung unserer Lebenssituation auf die Strasse gehen und Flagge zeigen. “

Solidarität und öffentliches Interesse

Solidarisch und aktiv zeigten sich Unterstützergruppen mit Infoständen wie u.a. das STI & HIV Netzwerk Rhein-Neckar, Die Piraten, B90/Grüne Ludwigshafen, Die Linke Ludwigshafen und Rhein-Pfalz Kreis, Die Linke Mannheim und Aufstehen gegen Rassismus Rhein-Neckar.

PassantInnen nutzten vielmals die Gelegenheit um mit den Aktiven ins Gespräch zu treten – Pöbler inbegriffen.

Aufgewertet wurde die Veranstaltung durch die Präsenz von Jutta Steinruck und Dr. Cornelia Ernst.

Harald Blaull (Vorsitzender des CSD Rhein-Neckar) formulierte zum Abschluss des Aktionstags (sinngemäss): „Danke, dass Ihr dabei wart. Es ist extrem wichtig, dass neben Menschen aus der „Community“ auch weitere MitstreiterInnen heute öffentlich Flagge und Positionen zum Thema bezogen haben. “

(v.l.n.r. Harald Blaull, Cornelia Ernst, Sabine Gerrasimatos (Stadträtin Die Linke, Ludwigshafen)

Was bedeutet Idahobit?

„Der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Inter- und Transphobie bzw. -feindlichkeit (englisch International Day Against Homophobia, Biphobia, Interphobia and Transphobia, kurz IDAHOBIT) wird seit 2005 jährlich am 17. Mai von Homosexuellen, später auch Trans-, Bi- und Intersexuellen, als Aktionstag begangen, um durch Aktionen, mediale Aufmerksamkeit und Lobbying auf die Diskriminierung und Bestrafung von Menschen hinzuweisen, die in ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität von der Heteronormativität abweichen. Das Datum wurde zur Erinnerung an den 17. Mai 1990 gewählt, an dem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) beschloss, Homosexualität aus ihrem Diagnoseschlüssel für Krankheiten zu streichen. Transsexualität wurde erst 2018 mit dem Erscheinen der ICD-11 von der WHO als „Krankheit“ gestrichen. “ (Quelle: Wikipedia)

(Bericht und Bilder: Rick de la Fuerte)

 Weitere Bilder des Tages:

 

 

 




Dyke-Marsch demonstriert für lesbische Sichtbarkeit, für Teilhabe, für LesbenFrauenKulturGeschichte sowie für Wertschätzung und Respekt. (mit Fotogalerie)

Der Dyke*March hat eine lange Tradition und wurde erstmals im Jahr 1981 in Kanada durchgeführt. Auch in Deutschland begannen sich Lesben am Vortag zu großen CSD-Demo-Paraden für lesbische Sichtbarkeit zu engagieren. Denn der quere Mainstream ist oft ein „Male-Stream“, d.h. ein von Männern und männliche konnotierten Werten dominiertes Geschehen.  

Seit 2013 gibt es in Berlin, den Dyke*March Berlin. Es folgten 2015 Köln, 2016 Hamburg und 2017 als erster Kleinstadt-Dyke*March der Dyke*March Rhein-Neckar in Heidelberg (am Vortag des CSD Rhein Neckar).  

 

Auf dem Heidelberger Universitätsplatz trafen sich am Abend des 10.08.18 doppelt so viele Frauen wie im Vorjahr. Diesmal waren es rund 400 Teilnehmer*innen, die zu Fuß einmal durch die Heidelberger Innenstadt gingen.  

Nach mehreren Redebeiträgen, in denen über Diskriminierung und klare Forderungen gesprochen wurde, führte die Route über die Hauptstraße auf den Friedrich Ebert Platz und endete mit einer Abschlusskundgebung vor der Stadtbücherei.  

Farbige Banner, „Love is Love“-Plakaten, Regenbogenfahnen und tanzbare laute Gute-Laune-Musik prägten das Bild der bunten Demo. An jedem Versammlungspunkt wurden die Plätze symbolisch umbenannt.  

Der Uni-Platz wurde in „Audre-Lorde-Platz“ umgetauft. Audre Lorde war eine amerikanische schwarze Aktivistin, lesbische Dichterin und Bürgerrechtlerin. Der Friedrich Ebert Platz wurde zum Mathilde-Franziska-Anneke-Platz und der Vorplatz an der Stadtbücherei zum Anke-Schäfer-Platz.  

„Wir greifen das Jubiläum 100 Jahre Frauenwahlrecht in Deutschland auf und fragen offensiv nach der Sichtbarkeit von frauenliebenden Frauen in Geschichte und Gegenwart“, so die Veranstalterinnen.  

Es waren radikale Frauenrechtlerinnen, die erfolgreich für das allgemeine, gleiche und geheime Stimmrecht für alle Menschen kämpften. Maßgeblichen Anteil für den bleibenden Erfolg im Frauenstimmrechtskampf hatten hier lesbische Frauen.  

Ohne den Mut und den leibhaftigen Einsatz lesbischer Frauen würden bis heute keine Männer aus unterprivilegierten Schichten und keine Frauen wählen gehen können. Wer kennt heute die Namen dieser hemmungslosen Humanistinnen? Wer kennt die Profile der (frauenliebenden) Frauenrechtlerinnen? Damit sich dies ändert, machte der Dyke*March Rhein-Neckar exemplarisch auf einige dieser Pionierinnen aufmerksam. 

Organisiert wurde der „Dyke March“ Rhein-Neckar, unter dem Motto „HERBEI MIT DEN FRAUEN-RECHTEN! – HERAUS MIT DER LESBENGESCHICHTE!“, von einer Initiativgruppe, die sich aus mehreren Vereinigungen zusammensetzt: die „lesbisch-schwule Geschichtswerkstatt Heidelberg-Ludwigshafen-Mannheim“, die „Paisley-Party“ und das „queerfeministische Kollektiv Heidelberg“. 

 

(Bericht: John Brambach / Fotos: John Brambach und CNB)

 

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