8. März heißt feministischer Kampftag [mit Bildergalerie und Video]

Pressemitteilung des Feministischen Bündnis Mannheim 

Wir waren mit über 1000 Menschen in der Mannheimer Innenstadt, um unsere Wut und unsere Kraft auf die Straße zu bringen. Am Gewerkschaftshaus hat der Chor für Menschen, die nicht singen können mit uns eine weibliche Form des Einheitsfrontliedes gesungen und es wurden 4 sehr starke Reden gehalten. Danach sind wir mit lauten Parolen und Chormusik über den Ring in die Fressgasse gegangen und zwischen D1 und D2 abgebogen. Dort haben wir eine Schweigeminute in Gedenken an den Anschlag am Paradeplatz abgehalten. Die Abschlusskundgebung mit weiteren tollen Reden war am Schloss.

Es ist 2025 und noch immer sind Frauen in Deutschland in jeder Altersgruppe stärker armutsgefährdet als Männer. Noch immer leisten Frauen im privaten Kontext durchschnittlich 44,3% mehr unbezahlte Sorgearbeit als Männer. Noch immer sind fast 80% der Betroffenen von Gewalt in Partnerschaften Frauen und Mädchen. Noch immer werden Jahr für Jahr mehr trans Personen getötet. Noch immer dürfen Frauen nicht selbst über ihren Körper entscheiden – noch immer steht der Schwangerschaftsabbruch unter §218 im StGB und ist somit grundsätzlich illegal.
Und dennoch wird von konservativer Seite fest behauptet, alle Geschlechter seien gleichberechtigt.

Lasst uns zusammen erkämpfen was uns zusteht! Nieder mit dem Patriarchat! Flinta*, die kämpfen, sind Flinta*, die leben – lasst uns das System aus den Angeln heben! Wir kämpfen. Wir streiken. Wir leben.

Feministisches Bündnis Mannheim

Videobeitrag bei YouTube: https://youtu.be/8pXfUpJMR28

 

Im folgenden dokumentieren wir die Rede der Initiative Soziale Kämpfe

Liebe Mannheimerinnen, liebe Genossinnen,

wir sind bestürzt über die Ereignisse des vergangenen Montags. Wir sind in Gedanken bei den Opfern und ihren Angehörigen. Nach solch schrecklichen Ereignissen fühlen sich Beileidsbekundungen neben dem unermesslichen Leid der Betroffenen oft an wie leere Worthülsen und doch wünschen wir den Betroffenen alle Kraft dieser Welt auf dem weiteren Weg.

Wir leben in turbulenten Zeiten, in denen allerorts hitzig diskutiert wird, sei es über Energiepolitik, Migrationspolitik oder Aufrüstung.

Nur eines findet dabei wenig Gehör: Feministische Themen fallen wieder einmal hinten runter und das, obwohl sie mehr als die Hälfte der Bevölkerung betreffen. Frauen werden weiterhin als Minderheit, als Randgruppe behandelt – und das lassen wir uns nicht länger gefallen!

Im öffentlichen Dienst, der gestern in eine weitere Streikrunde eingetreten ist, sind mehr als die Hälfte der Beschäftigten Frauen. Im Privaten verwenden Frauen 44% mehr Zeit auf Sorgearbeit als Männer.

Wir sind das Rückgrat der Gesellschaft! Wir sind es, die das Land am Laufen halten! Und wir sind die, die wieder und wieder mit einem Strauß Blumen und einem feuchten Händedruck abgespeist werden!

Die Errungenschaften der 60er und 70er, das Recht auf ein eigenes Konto und auf selbstbestimmte Arbeit waren für viele ein Befreiungsschlag. Doch damit ist es nicht getan!

Wir sind nicht frei, solange wir weiter in einem System leben, das sich auf Kosten der Frauen bereichert. Einem System, das immer höhere Arbeitszeiten und Leistungsbereitschaft fordert und das Wirtschaftswachstum zum Gemeinwohl erklärt, die Sorgearbeit, die dafür auch nötig ist, aber ins Private verschiebt. Ins Private verschieben, das heißt im Endeffekt aber nur eines: Es bleibt an uns Frauen hängen.

Kinderversorgung? Bleibt an uns hängen. Die Sorge um die Haushaltsarbeit in der überteuerten Wohnung? Bleibt an uns hängen. Die Pflege hilfsbedürftiger Angehöriger? Bleibt an uns hängen. Und auch, wenn für diese Aufgaben jemand bezahlt wird, bleiben sie dabei meistens für einen Hungerlohn an uns Frauen hängen!

Der Lohn für diese Buckelei ist eine geringere Bezahlung. Es ist Altersarmut. Der Lohn für diese Buckelei ist ein Staat, der Geld für Grenzschließungen und militärische Aufrüstung auftreiben kann, in dem Schutzsuchende in Frauenhäusern aber täglich bis zu 100 Euro zahlen müssen, um dem Horror der eigenen vier Wände zu entkommen. Der Lohn ist ein Land, in dem so im vergangenen Jahr 155 Frauen durch Partner oder Expartner zu Tode gekommen sind.

Die Frauenbefreiung wird nicht in Vorständen von Börsenunternehmen erkämpft, sie wird dort erkämpft, wo wir für ein würdiges Leben für uns alle einstehen.

Wir wollen ein System, in dem unsere Ausbeutung nicht länger eingepreist ist! Wir sind nicht frei, bis jede von uns frei ist!

Initiative Soziale Kämpfe

 

Bildergalerie 8. März 2025

 

 

 




Demo zum Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen [mit Videobeitrag]

Mannheim. Rund um den internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen hat die Initiative Soziale Kämpfe (ISK) eine Veranstaltungsreihe organisiert: Vorträge, Diskussionen, Basteltage, eine Filmveranstaltung und ein Selbstbehauptungskurs. Höhepunkt war eine Demo durch die Mannheimer Innenstadt, an der sich hunderte Frauen und Unterstützer*innen beteiligten.

Videobeitrag bei Youtube: https://youtu.be/fvBwAL4BoyA

„938 Frauen und Mädchen waren vergangenes Jahr Betroffene von versuchten Tötungsdelikten“ zitierte Saskia, Sprecherin der ISK die offiziellen Zahlen der Kriminalstatistik. „360 Frauen wurden allein aufgrund ihres Geschlechts 2023 umgebracht und 52.330 Frauen und Mädchen wurden letztes Jahr Opfer von Sexualstraftaten.“ In den allermeisten Fällen sind Männer die Täter und oft kommen sie aus dem persönlichen Umfeld der Opfer.

Termine der ISK Veranstaltungsreihe

Trotz der erschreckenden Zahlen, unternehme die Politik zu wenig, so die Kritik der Demonstrierenden: „2018 wurde die Instanbul Konvention verabschiedet und trotzdem gibt es immer noch kein Gesetz zum Schutz und zur Beratung für von Gewalt betroffene Frauen.“ Das „Gewalt Hilfe Gesetz“ hätte ein guter Schritt sein können, aber jetzt komme es nicht. Viel zu wenige Plätze in chronisch unterfinanzierten Frauenhäusern und kaum Beratungsangebote seien die negativen Folgen.

Präventionsangebote und ein grundlegendes gesellschaftliches Umdenken sei nötig, um etwas zum Besseren zu verändern. Doch bis dahin scheint es noch ein weiter Weg zu sein. „Das Patriarchat stützt den Kapitalismus und nur die Bekämpfung von beidem kann uns wirklich befreien. Deswegen ist das einzige, was wir wirklich machen können, uns zusammen zu organisieren und zu kämpfen und zwar laut, stark und ungemütlich!“ (cki)

Weitere Infos: Initiative Soziale Kämpfe im Ewwe Longts | Termine bei Instagram

Bilder der Demonstration

 




8. März: Demo zum Frauenkampftag in Mannheim [Video]

Am Freitag den 8. März zog zum feministischen Kampftag ein langer Demozug mit mehreren hundert Teilnehmenden durch die Mannheimer Innenstadt.
Schon in den letzten Wochen gab es einige Veranstaltungen im Vorfeld dieses wichtigen Tages. Das linke Zentrum Ewwe longt’s organisierte einige Vorträge, Workshops und Basteltage und auch die Rosen unterm Beton und die verdi Jugend veranstalteten Basteltage zum malen von Demoschilden.

Bei der Demo ging es dann vom Gewerkschaftshaus über den Luisenring durch die Fressgasse bis zum Marktplatz. Die Demonstrierenden hatten viele bunte Plakate und Transparente dabei auf denen verschiedene pro-feministische und antikapitalische Sprüche zu lesen waren. Auch mit den gerufenen Parolen machten die Menschen klar: sie kämpfen für wahre Gleichberechtigung der Geschlechter, gegen das Patriarchat und gegen Kapitalismus. Isabell Fuhrmann vom feministischen Bündnis, das die Demo angemeldet hat, erklärt im Videobeitrag, warum es immer noch wichtig ist, für Frauenrechte und gegen das Patriarchat auf die Straße zu gehen. Auch durch die Reden auf dem Marktplatz wurde klar, die Frauen fordern strukturelle Veränderungen und machen sich stark gegen jegliche Ausbeutung. (cki)

Videobeitrag bei YouTube: https://youtu.be/J74Q3Vnl9kU




Warnstreik und Demonstrationen in Mannheim: Der Frauenkampftag im Zeichen der Care Arbeit

Mit zahlreichen Veranstaltungen über den ganzen Tag wurde von Gewerkschaften und feministischen Gruppen der diesjährige Frauentag begangen. Besondere Aufmerksamkeit lag auf dem Thema Care Arbeit. Vormittags streikten die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst und abends gingen hunderte Frauen (und auch viele Männer) auf die Straße unter dem Motto: „Ungesehen, überbelastet, unterbezahlt – wir kämpfen gemeinsam gegen Patriarchat und Kapitalismus“.

Video bei Youtube: https://youtu.be/To75bju7PoY

Warnstreik der Erzieher*innen und Sozialarbeiter*innen

Mittags fand auf dem Alten Messplatz eine Warnstreikkundgebung der Beschäftigten im sozialen Bereich des öffentlichen Dienst statt. Dort findet gerade eine Tarifrunde statt und ver.di Verhandlungsführerin Christine Behle berichtete in Mannheim vom aktuellen Stand. Die Forderungen von ver.di umfassen drei Bereiche. Zum einen geht es natürlich um eine bessere finanzielle Anerkennung der Arbeit und hier konkret um eine bessere Eingruppierung der unteren Lohngruppen (u.a. für Kinderpfleger*innen und Sozialassistent*innen). Dann geht es um die Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Vor allem brauche es mehr verbindliche Vorbereitungszeiten, Praxisanleitungen und Entlastung in kritischen Bereichen, in denen wenig Personal arbeitet. Daraus folgt die dritte große Forderung: Ver.di will mehr Personal und ein verstärktes Engagement gegen den Fachkräftemangel. Die Berufe müssten insgesamt attraktiver werden und brauchten mehr gesellschaftliche Anerkennung.

Frauentagsversammlung rund ums Gewerkschaftshaus

Vom Alten Messplatz aus zogen die rund 1000 Streikenden mit einem Demonstrationszug über die Kurpfalzbrücke zum Gewerkschaftshaus. Auf dem Vorplatz hatte die Gewerkschaft Sitzgelegenheiten und Verpflegung bereit gestellt und verschiedene Workshops luden dazu ein, den Nachmittag hier zu verbringen, sich auszutauschen und zu vernetzen, bis später die Veranstaltung des DGB-Kreisfrauenausschuss im Otto-Brenner-Saal begann.

Karin Binder von der Gewerkschaft NGG war die Rednerin und setzte sich in ihrem Beitrag zum Frauentag mit der ungleichen Bezahlung und fehlender Anerkennung der klassischen Frauenberufe auseinander. Es könne nicht sein, dass Frauen für die gleiche Arbeit immer noch schlechter bezahlt werden als Männer. Wertschätzung müsse sich in Form von besseren Löhnen ausdrücken. „Das heißt Tarifverträge, höhere Löhne, bessere Arbeitsbedingungen“. Außerdem rief sie alle Frauen dazu auf, bei den kommenden Betriebsratswahlen zu kandidieren. „Nur so können wir etwas verändern.“

Feministische Demonstration in den Abend hinein

Im Anschluss an die Veranstaltung im Gewerkschaftshaus trafen sich die vom Feministischen Bündnis mobilisierten Menschen zur Demo vor dem Gewerkschaftshaus. Auch hier war das bestimmende Thema die Care Arbeit, die sozialen Berufe und Tätigkeiten im privaten Bereich, die vor allem von Frauen gemacht werden. Zur Notwendigkeit einer Demo am Frauentag sagte Organisatorin Isabell Fuhrmann „weil viele Gleichstellungsrechte nach wie vor fehlen, darunter elementare Sachen, wie körperliche und sexuelle Selbstbestimmung“. Man halte das System mit schlechter oder unbezahlter Care Arbeit am Laufen, was dem Kapitalismus die Erwirtschaftung großer Profite ermögliche. Doch Frauen würden daran nicht angemessen beteiligt. Unterm Strich hätten Frauen nicht die gesellschaftliche Teilhabe, die ihnen zustehe. Deshalb müsse man weiter auf die Straße gehen „gegen Patriarchat und Kapitalismus“.

Die Demonstration zog über den Ring, vorbei am Wasserturm in die Fressgasse, bis zum Marktplatz, wie eine Abschlusskundgebung stattfand. Mitorganisatorin Tanja Hilton zeigte sich am Ende sehr zufrieden. Man habe mit einem Riesenbündnis eine tolle Demo auf die Beine gestellt. „Es war viel Arbeit, aber es hat sich gelohnt!“

(Text: cki | Bilder: hr, cki)

 

Die Bilder des Tages