Alles auf Rausch – Feine Sahne Fischfilet in Mannheim [Bildergalerie]

Ein Konzert, das schon lange ausverkauft war, ein Konzert bei dem jeder wusste, warum es so schnell ausverkauft war. Wenn Feine Sahne Fischfilet zum Tanz bitten, bedeutet das vor allem eines: Abriss. So definiert FSF Sänger Monchi ein gelungenes Konzert.

Man gerät schnell ins Schwärmen und könnte fast darüber sinnieren, ein FSF Gig ist sowas wie das Mekka der Antifaschist*innen. Monchi schwört regelmässig darauf ein – er müsste es aber nicht, denn so viele FCKNZS-, und Antifa-Shirts jeder Couleur findet man selten an einem Fleck.

Ca 2500 Leute zeigten sich textsicher und vor allem stimmgewaltig. Feine Sahne Fischfilet machen das, was nur wenigen Bands gelingt: Sie machen eine Veranstaltung dieser Größe zu einem familiären Event, bei dem jeder nicht nur ein Konzert besucht, sondern die 6 Jungs aus Mecklenburg Vorpommern abfeiert, wie Freunde das nunmal tun, inklusive Bierdusche.

(Text und Bilder: Daniel Kubirski)




“Gegen Rassismus und Intoleranz – auf den Straßen und in den Parlamenten”

Die im Frühjahr 2016 in Berlin gegründete Bündnis-Kampagne „Aufstehen gegen Rassismus“ veranstaltete am 01. und 02.09.2018 eine Aktivenkonferenz in Frankfurt/Main. Bereits am 31.08. fand eine Podiumsdiskussion im DGB-Haus zum Auftakt der Konferenz statt. An der Konferenz nahmen rund 250 Personen teil, darunter auch Aktivisten aus dem Rhein-Neckar-Raum und der Südpfalz. Das Open-Air-Konzert „Rock gegen Rechts“, das parallel zum ersten Konferenztag statt fand, zählte etwa 15.000 BesucherInnen. KIM war dabei und berichtet exklusiv.

 

 

 

“Keine AfD in den hessischen Landtag”

Unter diesem Motto stand die Podiumsdiskussion am Freitagabend, welche den Auftakt zur Konferenz bildete. Gesprochen und diskutiert haben
Dr. Ulrich Schneider (Paritätischer Wohlfahrtsverband), Eva Berendsen (Bildungsstätte Anne Frank), Ulrike Foraci (Arbeitsgemeinschaft der Ausländerbeiräte Hessen – agah), Hibba Kauser (Aktivistin gegen Abschiebungen, Offenbach) und Maike Wiedwald (GEW).

In Hessen wird, wie auch in Bayern, im Oktober 2018 der Landtag neu gewählt. Umfrageergebnissen zufolge hat die AfD reelle Chancen in beide Landesparlamente einzuziehen. Viele Menschen sehen die AfD, von Experten als Partei mit zunehmend faschistoiden Zügen charakterisiert, als Gefahr für die demokratische Grundordnung in Deutschland. Lauter werden die Stimmen, die fordern, dass die Partei vom Verfassungsschutz beobachtet werden muss.

 

Chemnitz und „Die AfD als parlamentarischer Arm einer rechten Sammlungsbewegung“

Eröffnet wurde die Konferenz am 01.09. durch Judith Amler (Attac).
Christine Buchholz (MdB Die Linke) sprach das Grußwort für das Bündnis Aufstehen gegen Rassismus und gab eine Stellungnahme zu den Geschehnissen in Chemnitz ab.
Den Inputvortrag „Die AfD als parlamentarischer Arm einer rechten Sammlungsbewegung“ hielt Andreas Kemper (Publizist und Soziologe, Münster).

Vor der Mittagspause verlas Judith Amler den Chemitzer-Solidaritätsaufruf, den die Konferenz an die AktivistInnen in Sachsen richtete. An diesem Tag fanden erneut Aufzüge rechter Gruppierungen, u.a. mit der rechtsextremen Partei Pro-Chemnitz, der AfD und PEGIDA, in Chemnitz statt, die von massiven Gegenprotesten begleitet wurden.

Am Nachmittag fanden diverse Workshops statt. Die Themen waren beispielsweise „Antifeminismus und reaktionäres Gesellschaftskonzept“, „Gewerkschaftsfeindlichkeit und die soziale Frage“ und „Formen rechter Vernetzung auf der Straße“. Inhaltlich ging es in den Workshops um die politische und gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit der AfD und weiteren rechtsradikalen Strukturen, wie beispielsweise der Identitären Bewegung.

„Rock gegen Rechts“ lockt Tausende auf den Opernplatz – Antifaschistische Spontandemo

Der DGB Hessen veranstaltete parallel zum ersten Konferenztag ab 12 Uhr das Open-Air-Konzert „Rock gegen Rechts“ auf dem Frankfurter Opernplatz. Nach Veranstalterangaben kamen 15.000 BesucherInnen. Diverse Organisationen hatten im Umkreis des Konzerts Infostände aufgebaut. Auch das Bündnis Aufstehen gegen Rassismus war dort vertreten. AktivistInnen verteilten Flyer und Aufkleber an die Konzertbesucher und standen für Gespräche zur Verfügung. Ansteckbuttons wurden gegen Spende angeboten. (Die Bündniskampagne mit Sitz in Berlin finanziert sich, ebenso wie die meisten der rund 20 Regionalgruppen, ausschließlich über Spenden).

 

Nach 23 Uhr, so Augenzeugen, zogen vom Veranstaltungsort zahlreiche AntifaschistInnen zu einer Spontandemo durch die Frankfurter Innenstadt los. Es wurde ein Zeichen gegen den Rechtsruck in der Gesellschaft und gegen die demokratiefeindliche AfD gesetzt, ebenso wurde für mehr Solidarität mit Geflüchteten und für eine offene Gesellschaft geworben.

„Die Landtagswahlen 2018/2019: Was tun gegen die AfD?“ (inkl. Kommunal- und Europawahlen 2019)

Mit diesem Thema starteten ca. 40 TeilnehmerInnen bei einem Workshop in den zweiten Konferenztag am 02.09.. Es erfolgte ein Erfahrungsaustausch was bisherige Aktionskampagnen vor Wahlen angeht. Ein Schwerpunkt der Diskussion bildeten die Landtagswahlen in Hessen und Bayern in diesem Herbst. Die Kampagne will spezielle Materialen zur Verfügung stellen, um Aktionen zu den Kommunal-/Europawahlen 2019 und weiteren Landtagswahlen im kommenden Jahr zu unterstützen. Moderiert wurde dieser Workshop von Ulrike Eifler (DGB Südosthessen) und Christine Buchholz (MdB Die Linke). Weitere Workshops beschäftigten sich mit Themen wie z.B. „Lokal und regional von der AfD Angegriffene vernetzen“, „Entwicklung von zielgruppenspezifischen Materialien“ und „Weiterentwicklung der StammtischkämpferInnen-Seminare“.

Rückmeldung aus Chemnitz und „Aufstehen gegen Rassismus: Der Kampf gegen den Aufstieg der Rechten in Europa“

Christine Buchholz verlas ein Grußwort von „Aufstehen gegen Rassismus Chemnitz“. Gedankt wurde für die Solidaritätsbekundung, welche die Konferenz am Vortag nach Chemnitz gesandt hatte. Die Aktiven in Sachsen berichteten von einem erfolgreichen Protest mit ca. 4-5 tausend Menschen am 1.9. gegen den Aufzug faschistoider Kräfte (AfD, PEGIDA, pro Chemnitz und weiteren Neo-Nazis und Hooligans).

Die Podiumsdiskussion beschäftigte sich mit dem Thema „Aufstehen gegen Rassismus: Der Kampf gegen den Aufstieg der Rechten in Europa“.

Auf dem Podium waren Cornelia Kerth (VVN-BdA), Ulrike Schmidt und Raymond Bennet (Stand up to Racism, Großbritannien), Hamado Dipama (Bayerischer Flüchtlingsrat) und David Albrich (Plattform für eine menschliche Asylpolitik, Österreich). Sandoz Szoke (Roma Parlament Ungarn) konnte aufgrund juristischer Differenzen mit der Regierung und wegen seiner Überwachung durch den ungarischen Geheimdienst nicht anreisen. Moderiert wurde die Diskussion von Judith Amler (Attac).

Die Verabschiedung der Abschlusserklärung durch die TeilnehmerInnen bildete den Schlusspunkt der Konferenz.

Link zur Konferenzseite, auch mit den Erklärungen „Chemnitz“ und zur Konferenz: https://www.aufstehen-gegen-rassismus.de/aktivenkonferenz/

(Bericht: Christian Ratz – Bilder: Christian Ratz, K.-H. P. und T.O.)

Weitere Bilder:




Musikstadt Mannheim auf Abwegen? Konzert auf der Neckarwiese durch Ordnungsamt beendet

Die Neckarwiese am Abend – ein beliebter Aufenthaltsort am Wasser, mitten in der Stadt | Symbildbild: cki

Die Sitzstufen vom Alten Messplatz herab zum Neckar laden zum gemütlichen Verweilen an einem warmen Sommerabend geradezu ein. Außerdem wirken sie wie eine Tribüne mit Blick auf das bunte Treiben auf der Neckarwiese. Am Abend des Dienstag, 3. Juli versammelten sich dort junge Menschen, viele mit einem Bier vom Kiosk in der Hand, und schauten zu, wie eine Band auf der Wiese ihr Equipment aufbaute: Schlagzeug, E-Gitarre, zwei Lautsprecher.

Dann ging es los. Die Punk-Band Columna aus Spanien begann und neben denen, die extra für das Konzert gekommen waren, umringten viele weitere Besucher*innen der Neckarwiese die provisorische Bühne und feierten mit.

Doch der Spaß war nur von kurzer Dauer. Bereits zum dritten Song kam eine Streife des Ordnungsamtes und beendete das Konzert. „Keine Genehmigung“ lautete die kurz angebundene Begründung der staatlichen Aufpasser. Die Band musste sofort abbauen, das Konzert war abgesagt.

Ärger über das Ordnungsamt

Noch läuft das Konzert – kurz vor dem unfreiwilligen Ende | Bild: Columna

„Braucht man für jede Musik eine Erlaubnis von der Stadt?“, fragten sich die Zuhörer*innen. Im Publikum, das weiter auf den Stufen sitzen blieb, begannen die Diskussionen. Wenige waren überrascht vom harten Durchgreifen der Behörden, sauer aber die meisten. „Was fällt denen ein, uns zu verbieten, ein Konzert auf Neckarwiese zu machen? Wo ist das Problem? Ich bin stinksauer“, kommentierte einer den Einsatz und streckte den davon fahrenden Mitarbeitern des Ordnungsamtes den Mittelfinger entgegen.

Die Band aus Spanien nahm es mit Humor. Es sei zwar schade, dass ihr Konzert abgebrochen wurde, bei dem Wetter hätte sich der Versuch aber allemal rentiert.

Nach Auskunft der Veranstalter*innen war das Konzert ursprünglich im JUZ Friedrich Dürr am Neuen Messplatz geplant. Aufgrund des schönen Wetters habe man sich spontan dazu entschlossen, auf die Neckarwiese zu gehen. „Wir hatten natürlich keinerlei kommerzielle Absichten. Für die Spritkosten der Band, die gerade auf Tour ist, haben wir einen Hut herum gegeben. Außerdem haben wir früh begonnen, um zur Nachtruhe fertig zu sein.“ Aus dem Publikum ist zu hören, dass die Stadt gegenüber selbstorganisierter Musik und Kultur toleranter sein sollte. „Es ist nervig, dass immer alles mit Formularen bei Behörden angemeldet werden soll. Dann kommen im schlechtesten Fall Auflagen, die man nicht erfüllen kann und die Veranstaltung unmöglich machen. Dabei könnte man einfach Instrumente aufbauen und loslegen.“

Polizeiverordnung verbietet nicht-genehmigte Musik

Die spanische Band Columna vor malerischem Mannheimer Abendhimmel | Bild: Columna

Für die Auflösung der Veranstaltung war die Stadt Mannheim verantwortlich. Die Polizei teilte dem KIM auf Nachfrage mit, dass sie an der Maßnahme nicht beteiligt gewesen sei. Besucher*innen des Konzertes berichteten zwar von einem Polizeifahrzeug, das regelrecht über die Neckarwiese „geheizt“ sei. Die Stadt Mannheim gibt sich mit dem Design der Uniformen und Fahrzeuge ihres Ordnungsamtes allerdings auch große Mühe, dem der Polizei sehr ähnlich zu wirken.

Die Stadt bestätigte gegenüber dem KIM die Maßnahme ihrer Mitarbeiter des „Besonderen Ordnungsdienst“ (BOD). Die Veranstaltung sei zufällig von einer Streife entdeckt worden. Eine Beschwerde habe es nicht gegeben. Grund für die Beendigung sei die fehlende behördliche Genehmigung, die laut Polizeiverordnung für solche Veranstaltungen zwingend erforderlich sei. Darin heißt es: „zur Aufrechterhaltung von Sicherheit und Ordnung auf öffentlichen Straßen und Anlagen und zur Abwehr von verhaltensbedingten Gefahren im Stadtkreis Mannheim (…) ist das Benutzen von akustischen und elektro-akustischen Geräten (Ton-, Fernseh-; Rundfunkempfangs- und andere Tonwiedergabegeräte) (vermutlich: „untersagt„; Anm. d. Red.), soweit dadurch die Allgemeinheit gestört wird und keine Erlaubnis vorliegt.“ Für die Neckarwiese gebe es keine besonderen Regelungen. Gegen den mutmaßlichen Veranstalter werde nun eine Anzeige vorgelegt.

Stadtgestaltung mit „Null-Toleranz-Politik“?

Passt eine solch restriktive Politik gegenüber spontanen Musikveranstaltungen zur Strategie der Stadt Mannheim, den Alten Messplatz und die Neckarwiese aufzuwerten und „gesellschaftliche Begegnung und kulturellen Austausch“ voran zu treiben, so wie es in einer Erklärung vom 15. Juni heißt? Tatsächlich bewegt sich der Raum im Spannungsfeld liberaler, kultureller Vielfalt und strenger Law-and-order-Politik. Künstlerische, sportliche und kulturelle Aktivitäten, die vor allem junge Besucher*innen aus der ganzen Stadt anziehen, stehen massiven Kontrollen durch Polizei und Ordnungsamt gegenüber, die einem den Besuch auf der Neckarwiese schnell vermiesen können – vor allem dann, wenn man eine dunkle Hautfarbe hat. Wer als mutmaßlicher „Ausländer“ von den Streifen der Behörden erkannt wird, landet schnell in der nächsten Kontrolle und muss sich – wenn es schlecht läuft – bis auf die Unterhose durchsuchen lassen.

Kulturelle Freiheit und repressive Sicherheitspolitik: Passt das zusammen? Die Diskussion um Drogenhandel auf der Neckarwiese und sexualisierte Übergriffe haben die Situation in die eine Richtung verschoben. Die vorläufige Spitze des Eisbergs scheint die Videoüberwachung des Alten Messplatzes zu werden. Ab 2019 sollen dort digitale Spezialkameras alle Bewegungen aufzeichnen, die dann von einer Software auf „auffälliges Verhalten“ hin elektronisch überprüft werden. Ein futuristisch anmutendes Überwachungsszenario befindet sich kurz vor der Umsetzung. Ob eine solche Videoüberwachung kulturelle und kreative Aktivitäten begünstigen wird, darf bezweifelt werden. Leider wurde sich bisher bei der notwendigen Diskussion über Kriminalität auf die repressiven Maßnahmen versteift. Viele Möglichkeiten wurden verpasst oder bewusst außen vor gelassen, so zum Beispiel der Einsatz für eine Liberalisierung der Drogenpolitik oder die Förderung von Zivilcourage gegen sexualisierte Gewalt. Stadträt*innen von Grünen, Linken und FDP, die sich gegen die Videoüberwachung ausgesprochen haben, befürchten, dass sich Kriminalität lediglich an andere Orte verlagern werde – und nebenbei vielleicht auch die kulturellen Aktivitäten, die dem Alten Messplatz und der Neckarwiese so viele Chancen bieten.

(cki)




Vorträge, Konzerte, Tag der offenen Tür und Nachttanzdemo – Das JUZ feiert 45 Jahre Selbstverwaltung in Mannheim

Logo: JUZ

Der Nullte Mai wird immer wieder als Geburtsstunde des JUZ Friedrich Dürr in Mannheim genannt. Am 1. Mai 1973 öffnete dann endlich Mannheims selbstverwaltetes Jugendzentrum nach langen Kämpfen und Außeinandersetzungen zwischen Jugendlichen und der Stadt. „Seither füllten Generationen von Jugendlichen aus Mannheim und weit darüber hinaus das JUZ mit Leben und Inhalten und stellten immer wieder von Neuem ein buntes Kulturprogramm mit überregionaler Bedeutung auf die Beine.“, schreibt das JUZ in seiner Einladung. Benannt ist das Haus nach dem Arbeiter und Kommunisten Friedrich Dürr, der sich als Jugendlicher gegen den Faschismus auflehnte, ins KZ Dachau kam und beim Aufstand von der SS erschossen wurde. Die Feierlichkeiten zum 45. jährigen Bestehen im Jahr 2018 erstrecken sich über drei Monate. Die Geburtstagsgesellschaft erwarten Vorträge, Konzerte, Partys, ein Tag der offenen Tür und eine Nachttanzdemo durch die Stadt.

Im Gemeinderat 2017 noch gegen den rechten Block verteidigt

Dass Selbstverwaltung keine Selbstverständlichkeit ist, mussten die JUZ-Aktiven Ende des letzten Jahres wieder einmal im Gemeinderat erfahren. Zu den Verhandlungen zum Doppelhaushalt 2018/2019 stellten die CDU-Gemeinderatsfraktion und der Einzelstadtrat Ferrat Anträge, dem JUZ alle finanziellen Mittel und die Überlassung der Räume zu streichen, was einer Schließung der Einrichtung gleich gekommen wäre. Für CDU und Ferrat wurde die Angelegenheit zum politischen Desaster. Letztlich bildeten sie in der Frage des JUZ einen rechten Sumpf zusammen mit Resten der ehemaligen AfD-Fraktion und dem NPD-Stadtrat Hehl und unterlagen mit ihrem Antrag einer breiten Mehrheit aus allen anderen Fraktionen, die sich hinter das JUZ stellten. Selbst einige CDU-Stadträte stimmten gegen den Antrag der eigenen Fraktion, allen voran CDU-Gallionsfigur Nikolas Löbel. Nach dieser Blamage scheint das JUZ politisch erst einmal wieder gesichert.

„45 Jahre extrem demokratisch“

JUZ Friedrich Dürr | Bild: JUZ

Die Auseinandersetzung 2017 war natürlich nicht der erste politische Verteidigungskampf, den das JUZ führen musste. Aus dem rechten politischen Lager gab es von Anfang an Anfeindungen, immer wieder wurde versucht, dem JUZ die Mittel zu kürzen. Während in den 70er und 80er Jahren in Zeiten des Kalten Krieges vor allem der „Antikommunismus“ bedient wurde, ist es heute der vom Geheimdienst „Verfassungsschutz“ erfundene Extremismus-Begriff, der dazu genutzt wird, die basisdemokratische, antifaschistische und soziokulturelle Arbeit im JUZ zu diffamieren.

Eine Erfahrung in den Etatberatungen 2017 war es, dass in Teilen der Politik nicht bekannt ist, was genau im JUZ überhaupt geschieht. Da haben es rechte Demagogen natürlich leicht, wenn sie Passagen aus dem „Verfassungsschutzbericht“ zitieren, um das JUZ in Verruf zu bringen. Um diese Situation zu ändern, wurde eine umfangreiche Öffentlichkeitsarbeit gestartet. Die vielfältigen Angebote und Veranstaltungen sollten Aufmerksamkeit finden. Im Nachgang dieser Kampagne wird es zum JUZ-Geburtstag auch einen Tag der offenen Tür geben, zu dem gezielt Politiker*innen eingeladen werden, die sich dann ein authentisches Bild vom JUZ machen können.

Auch Vortragsveranstaltungen thematisieren unter anderem den Begriff des „Extremismus“ und die problematische gesellschaftliche Rolle des „Verfassungsschutz“, der nicht nur durch seine Verstrickungen in das NSU-Netzwerk eindrücklich bewiesen hat, dass er kein Verteidiger der Demokratie, sondern ein Überbleibsel aus dem Kalten Krieg ist, das besser heute als morgen abgeschafft werden sollte.

 

Übersicht über die Veranstaltungen von April bis Juni

24.4. Konzert: Tarantüla invade Mannheim

28.4. Konzert: 10 Jahre Youth Against Everything Fest

4.5. Ravepunk: Robosaurus, Tathandlung, GrGr & Maevix

5.5. Konzert: Neighborhood Brats // Marbled Eye

11.5. Konzert: Kids Insane + Slope – JUZ Mannheim

17.5. Vortrag: Die Rolle der Bundesanwaltschaft im Münchener NSU-Prozess

19.5. Festival: Pfingstfest 2018 – Punk & Hardcore Festival

26.5. Konzert: Shattered Lions / Nautilus / Born As Lions / I Saw Daylight

27.5. Tag der offenen Tür (u.a. mit Vollversammlung, Hausführungen, Workshops und Vorträgen zu den Themen „Extremismus“ und „Geschichte der Jugendzentrumsbewegung“ und einem Konzert am Abend)

31.5. Vortrag: NSU-Komplex und Antisemitismus 2.0

2.6. Nachttanzdemo durch die Innenstadt mit anschließender Party im JUZ

5.6. Podium: Zwei jüdische Perspektiven auf die 68er

7.6. Vortrag: Demokratieschutz als Staatsschutz – der Feind steht links

Weitere Infos: www.juz-mannheim.de

(juz/cki)




Irie Révoltés: „Die Band geht, ihre Lieder und Projekte bleiben“ [mit Bildergalerie]

Beim Abschlusskonzert auf ihrer 2017’er Abschiedstournee konnten Irie Révoltés, die im Jahre 2000 in Heidelberg gegründete Projektband, rund 10. – 12.000 Konzertbesucher in der Mannheimer Maimarkthalle begrüßen. Das Konzert war ausverkauft, wie die allermeisten Konzerte in 2017 auch. Besucher aus dem gesamten Bundesgebiet und aus benachbarten europäischen Ländern fanden den Weg nach Mannheim, um „ihrer“ Band zum letzten Mal solidarischen Tribut zu zollen und um gemeinsam Spaß zu haben. „Stix on Speed“ aus Berlin brachte die Konzertbesucher auf Temperatur, bevor um kurz nach 21 Uhr Irie Révoltés die Halle in einen friedlich feiernden und bunt-tanzenden Vulkan verwandelte.

Irie Révoltés

Vor 17 Jahren als 9-köpfige Band in Heidelberg gegründet, begann der Erfolgsweg der „Projektmitglieder“, wobei damals wohl keiner der Integranden daran geglaubt haben dürfte, wie gut sie bei ihrem Publikum und der über die Jahre anwachsende Fangemeinde ankommen würden. Knapp 20 Alben und Singles, die während dieser Zeit veröffentlicht wurden, fanden sehr schnell ihre Fangemeinde im Rhein-Neckar-Raum, im gesamten Bundesgebiet und auch in europäischen Nachbarländern. „Mal Eleve“, prägte die Band, wie kaum ein anderer nach außen und wurde damit zu deren Ikone. Anfang 2017 gab die Band bekannt, dass sie ihr Projekt mit einer Abschiedstournee beenden wolle.

Freude und Trauer zugleich standen im Vordergrund

Nahezu pünktlich um 18 Uhr öffneten sich die Eingangstore für die tausenden von Konzertbesuchern*Innen. Geordnet und durch Sicherheitskräfte überwacht, betraten die Menschen nach und nach die Maimarkthalle. Merchandising-, Essens- und Getränkestände warteten auf ihre Kundschaft. Mit der Band befreundete Organisationen, wie z.B. Viva con Agua und Sea-Watch, konnten ihre Infostände im Außenbereich der Halle aufbauen.

Lähmende 120 Minuten dauerte es nach der Hallenöffnung, bis Jan „Stix“ Pfennig, aus Berlin versuchte, das Publikum in Stimmung zu bringen. Das Aufwärmprogramm wurde nur in Teilen angenommen. Unabhängig von der unbestrittenen Qualifikation des Drummers, machte er das Publikum nur noch heißer auf die Hausband. Um kurz nach 21 Uhr zündeten die Kerzen, als die Bandmitglieder die Bühne betraten. Tosender Beifall von den Konzertbesuchern. Rund 2 Stunden spielte die Band alte und neuere Lieder ohne Pause. Ausgelassene Dauerparty unter den Besuchern*Innen, von denen auch einige von den anwesenden Nothelfern z.B. des DRK, versorgt werden mussten.
Viele Menschen kamen zum Konzert von Irie Révoltés zum ersten, wiederholten oder letzten Mal. Generationen übergreifend war das Publikum auf jeden Fall. Unzufrieden dürfte final niemand nach Hause gegangen sein, denn Irie Révoltés bot eine geniale Show.

Stimmen von Konzertbesucher*Innen

Beim Konzert von Besucher*Innen abgefragt:
„…Freude und Trauer zugleich…“
„…Bin durch meine Eltern auf die Band aufmerksam geworden…“
„…deren Lieder bleiben für immer…“
„wie geht es mit Projekten wie „Agua con vida“ ohne die Unterstützung der Band weiter?“
„der Spirit wird weitergegeben, den die Band vertritt“
„Good feelings and we enjoy the concert”

Kommentar

Ziemlich eingeschränkt waren die Möglichkeiten für die wenigen Foto-/Filmjournalisten, die mit einem rosa-farbenen Armband ausgestattet wurden, dauerhaft und umfänglich zu berichten. Nach 3 Liedern der Kultband wurden die Vertreter der Presse durch Mitarbeiter der eingesetzten Security-Firma, die einen guten Job gemacht hat, aus dem „Graben“ vor der Bühne verbannt.

Vollkommen übertrieben waren die Getränkepreise im Durchschnitt mit € 4,- und dies im Vergleich mit den Eintrittspreisen. Für Menschen mit geringem oder keinem eigenen Einkommen dürfte es schon eine Hürde gewesen sein, sich den offiziellen Eintrittspreis leisten zu können – geschweige denn, sich noch ein Getränk über die rund 6 Stunden beim Konzert kaufen zu können.

Klasse gemacht hat die Security-Firma ihren Job und zu loben sind auch die Mitarbeiter*Innen des DRK (Deutsches Rotes Kreuz) für ihre Arbeit und für den Einsatz an Menschen in Not, wie auch an diesem Abend.

Kritische Kommentare von der Band auf der Bühne durften an diesem Abend auch nicht fehlen.

Der Waffenhandel der BRD mit anderen Staaten wurde verurteilt. Ebenso wurde kritisiert, dass der Inlandsgeheimdienst im Falle des NSU-Komplex und bei den Umständen des Todes von Oury Jalloh irgendwie blind zu scheinen scheint.

Aufgemuntert wurde dazu Sea-Watch und andere Organisationen zu unterstützen, die Flüchtlinge in Not und vor dem Sterben im Mittelmeer und anderenorts retten.

(Christian Ratz)

 

Bildergalerie

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