Nach Selbstauflösung: „PKK übergibt Fackel des Kampfes an Zivilgesellschaft“

Anlässlich der Selbstauflösung der PKK und der Beendigung des bewaffneten Kampfes veröffentlichen wir zwei Pressemitteilungen – des Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit und der Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland. Der Beschluss der PKK ist mit Erwartungen an das politische Establishment sowohl in Deutschland als in der Türkei verknüpft. Der Kampf der kurdischen Gesellschaft für Emanzipation, Demokratie und Menschenrechte ist also nicht beendet. (scr)


Mit der Selbstauflösung der PKK ist der Kampf der kurdischen Gesellschaft für Emanzipation, Demokratie und Menschenrechte nicht beendet

PKK beschließt Selbstauflösung und Ende des bewaffneten Kampfes

Pressemitteilung von Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit, 12.05.2025

Mit der Veröffentlichung der Ergebnisse des 12. Parteikongresses der PKK, kündigt die Organisation die Auflösung der Organisationsstrukturen, die Beendigung des bewaffneten Kampfes und die Einstellung ihrer Aktivitäten im Namen der PKK an.

Unter extrem erschwerten Bedingungen kam auf Aufruf des kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan die PKK zwischen dem 5. und 7. Mai zu ihrem 12. Parteikongress zusammen. Aufgrund der massiven türkischen Angriffe versammelten sich 232 Delegierte an zwei verschiedenen Orten.

Die PKK erklärte, sie habe ihre historische Mission, die „Politik der Verleugnung und Vernichtung zu durchbrechen“ erfolgreich erreicht. Die kurdische Frage könne nun durch demokratische Politik gelöst werden. Daher habe der Kongress entschieden „die organisatorische Struktur der PKK aufzulösen und die Praxis des bewaffneten Kampfes zu beenden.“

PKK übergibt Fackel des Kampfes an Zivilgesellschaft

Die PKK stellte klar, dass der Kongressbeschluss kein Ende, sondern ein neues Stadium im Kampf um Freiheit, Demokratie und Sozialismus einläute. In der Erklärung heißt es: „Wir sind der festen Überzeugung, dass unser Volk die Entscheidung, die PKK aufzulösen und den bewaffneten Kampf zu beenden, besser als alle anderen verstehen wird und es nun die Aufgaben der neuen Phase des demokratischen Kampfes für den  Aufbaus einer demokratischen Gesellschaft übernehmen wird.“ Unter der Führung der Frauen und der Jugend werde die demokratische Selbstorganisierung der Gesellschaft weiter vorangetrieben. Die PKK betont: „Mit den Beschlüssen des 12. Kongresses der PKK wird sich das Erbe unseres Freiheitskampfes und unseres Widerstands mit Hilfe der demokratischen Politik noch stärker entfalten, und die Zukunft unserer Völker wird sich auf der Grundlage von Freiheit und Gleichberechtigung entwickeln.“

Umsetzung der Kongressbeschlüsse macht Beteiligung Öcalans notwendig

Zur Umsetzung der Kongressbeschlüsse sei eine direkte Führung des Friedensprozesses durch den kurdischen Repräsentanten Abdullah Öcalan notwendig. So seien die Anerkennung seines Rechts auf Beteiligung an demokratischer Politik und entsprechende juristische Garantien notwendig. Gleichzeitig sei eine Beteiligung des Parlaments und der außerparlamentarischen Kräfte und sozialer Bewegungen für den Friedensprozess entscheidend. Währenddessen müsse die internationale Solidarität weiter gestärkt werden.

Die vollständige Erklärung der PKK finden Sie unter folgendem Link: https://anfdeutsch.com/kurdistan/pkk-verkundet-auflosung-und-ende-des-bewaffneten-kampfes-46252

Für die Vermittlung von  Partner:innen für Interviews- und Hintergrundgespräche zu dem Thema steht Civaka Azad zur Verfügung.

Mako Qocgiri

Civaka Azad – Kurdisches Zentrum für Öffentlichkeitsarbeit e.V.
www.civaka-azad.org
info@civaka-azad.org


PKK-Beschlüsse: Transformation gestalten – Frieden sichern

Nach der historischen Botschaft Abdullah Öcalans vom 27.02.2025 hat die PKK, die unmittelbar im Nachgang dessen einen unilateralen Waffenstillstand deklariert hatte, trotz kontinuierlicher Luftangriffe der Türkei ihren 12. Kongress abgehalten. Heute veröffentliche sie die Abschlussresolution des Kongresses und gab ihre Auflösung sowie das Ende des bewaffneten Kampfes bekannt.

Mit dieser Entscheidung wird ein neues Kapitel nicht nur kurdischer Geschichte eingeleitet, sondern auch die Tür geöffnet für die Demokratisierung der Türkei und des gesamten Mittleren Ostens. Frieden und eine demokratische Gesellschaft, Apell und Ziel Abdullah Öcalans, erfordern jedoch auch von Seiten des türkischen Staates konkrete Schritte. Es bedarf der zügigen Implementierung juristischer und politischer Grundlagen für eine sichere und nachhaltige Fortsetzung des Prozesses. Die Freiheit von Abdullah Öcalan ist hierbei unerlässlich.

Dafür kann und sollte sich auch Deutschland einsetzen. Die Bereitschaft hierzu hatte das Außenministerium bereits signalisiert. Mit dem heutigen Statement hat es die Notwendigkeit für einen politischen Prozess nochmals bekräftigt. Der Erfolg dieses Prozesses, aber insbesondere der Einsatz Deutschlands werden positive Implikationen auch hierzulande haben. Schließlich bilden die aus dem Mittleren Osten stammenden Menschen die größten migrantischen Communities in Deutschland.

Die heutige Erklärung der Arbeiterpartei Kurdistans gebietet zudem ein Umdenken in der Innenpolitik, insbesondere im Kontext der Kriminalisierung kurdischen Engagements und der Exklusion kurdischer zivilgesellschaftlicher Organisationen.

Wir appellieren daher an die Bundesregierung, diese historische Chance aufzugreifen und alle zur Verfügung stehenden Hebel in Bewegung zu setzen, damit Frieden und eine demokratische Gesellschaft gelebte Wirklichkeit werden. Unser Apell gilt auch der Zivilgesellschaft, sich für den Frieden in der Türkei, Kurdistan und dem Mittleren Osten noch aktiver und offensiver einzusetzen.

Emine Ruken Akça & Kerem Gök

Co-Vorsitzende von KON-MED, Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland e.V.




Free-Öcalan-Demo: Auseinandersetzungen wegen Portrait-Verbot

Bei einer Demonstration für die Freilassung des in der Türkei inhaftierten PKK-Vorsitzenden Abdullah Öcalan am 17.10.2020 in Mannheim ist es zu Auseinandersetzungen und Schlagstockeinsätzen gekommen. Ausgangspunkt des Konflikts war ein behördliches Verbot, jegliche Abbildung der Person Öcalan in der Öffentlichkeit zu zeigen. Es gab Verletzte und Ermittlungsverfahren. Die kurdische Pressestelle TCŞ berichtete zudem von Schikanen gegen einen Mitarbeiter.

Gericht bestätigt: Öcalan-Bilder bleiben verboten

Der Konflikt wurde bereits vor der Demonstration mit dem Motto „Bi Hev re Serhildan“ („Gemeinsam zum Aufstand“) vor Gericht ausgetragen. Das Verwaltungsgericht Karlsruhe entschied nach Aussage einer Sprecherin der Demo einen Eilantrag zugunsten der Stadt Mannheim. Diese soll per Auflage das Zeigen von Bildern der Person Öcalan während der Demonstration verboten haben.

Erwartungsgemäß sorgte dies für Konfliktpotential. Abdullah Öcalan ist die zentrale Figur der kurdischen Unabhängigkeitsbewegung und wird aufgrund seiner mehr als 20 jährigen Inhaftierung auf einer türkischen Gefängnisinsel als Märtyrer gesehen. Bereits zum Beginn der Kundgebung am Hauptbahnhof soll es erste Auseinandersetzungen um Fahnen mit Öcalan-Portrait gegeben haben. Nachdem es einen störungsfreien Marsch über den Ring und durch die Planken gab, kam es in Höhe Marktplatz erneut zu Auseinandersetzungen. Nachdem von Teilnehmer*innen Öcalan-Fahnen gezeigt wurden, setzte die Polizei Schlagstöcke gegen den hinteren Teil der Demo ein. Ein sogenanntes Anti-Konflikt-Team der Polizei habe die entsprechenden Personen angesprochen und sei dann selbst von Demoteilnehmer*innen umringt worden. Als sich ein Gerangel entwickelt habe, sei es zum Schlagstockeinsatz gekommen, so die Polizei.

Zwei Frauen sollen laut Veranstalter verletzt worden sein. Die Polizei zählte insgesamt drei verletzte Versammlungsteilnehmer*innen und einen Beamten, der zu Boden ging.

 

Videobeitrag bei Youtube: https://youtu.be/9y_04AhsdX0

Aggression auf beiden Seiten

Neben Provokationen durch bewussten Verstoß gegen Demo-Auflagen konnte man auch seitens der Polizei ein aggressives Verhalten beobachten. Diese liefen in großer Zahl behelmt und teils mit Schlagstock in der Hand neben der Demo her. Einige sprachen sich vor dem Schlagstockeinsatz ab, wer sich wen vorknöpfen werde. Ein Polizist beleidigte einen Demoteilnehmer als „Fettsack“. Die Eskalation wurde ganz offensichtlich von Vertreter*innen beider Seiten gesucht.

Der letzte Abschnitt bis zum Alten Messplatz verlief wieder etwas ruhiger. Auf der Kurpfalzbrücke wurde eine Gedenkminute für den gefallenen HPG-Kommandanten Egîd Civyan abgehalten. Civyan war für die Leitung einer Guerillaaktion gegen den IS bekannt geworden, bei der 150.000 Ezid*innen vor einem Genozid durch die Islamistische Terrormiliz gerettet werden konnten.

Auf dem Alten Messplatz fand ein Abschluss mit kurdischen Tänzen und Musik statt. Die Nachrichtenseite ANF Deutsch berichtet, dass es auch dort weiterhin zu Problemen mit der Polizei gekommen sei. Demoteilnehmer*innen seien zur Personalienfeststellung kontrolliert worden und ein Mitglied der TCŞ-Pressestelle sei eine Stunde festgehalten worden. Seine Speicherkarte soll durch die Polizei beschlagnahmt worden sein.

Im Nachgang ermittelt die Polizei gegen mehrere Teilnehmer*innen wegen Verstößen gegen das Versammlungsgesetz, unter anderem sei Pyrotechnik abgebrannt, Gegenstände auf Polizeibeamte geworfen und verbotenerweise das Abbild von Abdullah Öcalan auf Fahnen gezeigt worden.

Die Demonstration am 17.10.2020 war die dritte kurdische Veranstaltung in Mannheim innerhalb von zwei Wochen (siehe auch Kurdendemo – weitgehend störungsfrei aber mit starken Auflagen). Veranstalter waren diesmal die kurdischen Frauen- und Jugendorganisationen TEKO-JIN (Bewegung der jungen kämpferischen Frauen) und TCŞ (Bewegung der revolutionären Jugend). Unterstützung gab es von den Studierendenorganisationen YXK und JXK und einigen deutschen Unterstützer*innen. ANF Deutsch zählte 350 Teilnehmer*innen. Die Polizei machte keine Angaben zur Teilnehmerzahl.

Kommentar: Wozu dieser Konflikt?

Die Auseinandersetzung um das Verbot der Bilder des PKK-Chefs Öcalan nimmt kein Ende. Immer mal wieder erlaubten Gerichte das Zeigen bei Demonstrationen, dann wieder nicht, dann unter bestimmten Umständen. Dass dabei nicht nur jegliches Verständnis für, sondern auch das Vertrauen in einen Rechtsstaat verloren gehen kann, ist nachvollziehbar. Immerhin geht es um einen seit über 20 Jahren Inhaftierten, dem Folter und Isolation schwer zugesetzt haben sollen. Gibt es in Deutschland einen vergleichbaren Fall, wo das Zeigen einer Person derart kriminalisiert wird?

In jedem Fall stellt sich die Frage, ob Schlagstockeinsätze ein angemessenes Mittel zur Durchsetzung von Demo-Auflagen darstellen. Die Polizei muss auch hier nach dem Grundsatz der Verhältnismäßigkeit handeln.

Während sich die kurdische Bewegung in all den Jahren demokratisiert und modernisiert hat – Selbstkritik und Distanzierung von Gewalttaten und Anschlägen inklusive – ist die Türkei unter der AKP-Regierung immer mehr zur islamisch-konservativen Präsidialdiktatur geworden – militärische Offensiven und Beteiligung an zahlreichen Konflikten inklusive.

Grundsätzliches Problem ist die traditionsreiche Zusammenarbeit deutscher und türkischer Sicherheitsbehörden. Die deutschen Behörden nutzen – gespeist mit Informationen türkischer Geheimdienste – alle Register des Anti-Terror-Kampfes gegen die kurdischen Organisationen, was in letzter Konsequenz dazu führt, dass Konflikte auf der Straße eskalieren und Demoteilnehmer*innen mit Geld- und Haftstrafen bedacht werden.

Auch deutsche Linke werfen der Bundesregierung vor, ein doppeltes Spiel zu spielen. Einerseits gibt es große Reden in den Parlamenten, die den Demokratieverlust in der Türkei beklagen. Andererseits werden die Waffenlieferungen der Rüstungskonzerne und die Zusammenarbeit der Sicherheitsbehörden fortgesetzt. Alles steht unter dem Szenario, dass die Türkei die große Zahl der Flüchtlinge aus Nahost von den europäischen Grenzen fern hält. In diesem Sinne ist auch die Polizei in Mannheim ausführendes Organ einer perfiden Innen- und Außenpolitik, die in letzter Konsequenz dem Machterhalt der türkischen AKP-Regierung zugute kommt.

(cki)

 

Bildergalerie




03. August: Gedenktag an das Shingal-Massaker und seine Folgen (mit Bildergalerie)

Gestern jährte sich zum sechsten Mal der Gedenktag an das Massaker in Shingal (Nordirak). An diesem Tag verübten 2014 IS-Einheiten (Islamischer Staat), mutmaßlich mit Unterstützung der türkischen Regierung in Ankara, einen Genozid an JesidInnen in diesem Siedlungsraum. Die Folgen dieses letzten Anschlags auf diese Minderheit sind bis heute spürbar. Interessensvertreter, wie die Kurdische Gemeinde im Rhein-Neckar-Raum, hatten an diesem Tag zu einer Gedenkveranstaltung nach Mannheim eingeladen. Rund 50 Menschen nahmen an der Veranstaltung am Plankenkopf, Nähe Wasserturm, unter strenger Beobachtung der Polizei teil.

 

 

Shingal – Myanmar – Vietnam / Politische und zivilgesellschaftliche Verantwortung werden eingefordert 

Kerim Kurt (Kurdisches Gemeinschaftszentrum Rhein-Neckar) erinnerte in seiner Rede an über 1400 Jahre jesidische Geschichte und damit einhergehenden Leiden.

Seinen Worten zufolge wurde bislang jede jesidische Generation Opfer eines Genozids, zumeist bedingt durch islamistische Aktionen. 2014 fand der 70. Genozid an JesidInnen statt. Tausende Menschen fielen dem IS-Terror zum Opfer. Entweder wurden sie gleich hingerichtet, verletzt oder, wer Glück hatte, konnte die Flucht ergreifen. Die Menschen, in der Mehrzahl Frauen und Kinder, die dem IS in die Hände fielen, erlebten und erleben ein grausames Martyrium. Zumeist wurden die Frauen als Sexsklavinnen vom IS missbraucht. Nur wenigen Opfern gelang es bislang aus der Gefangenschaft freizukommen und um als Asylantragsteller in Deutschland und damit auch in Baden-Württemberg Zuflucht zu finden.

In diesem Kontext wurde auch an vergleichbare Genozide in Myanmar und Vietnam erinnert. Im ersten Fall religiös motiviert, gegen das Volk der Rohingya, und im zweiten, aus imperialistischen Gründen durch die USA.

Roland Schuster (Die Linke, Mannheim) sagte in seiner Rede sinngemäß:

„Heute genau vor 6 Jahren begann das Martyrium der Jeziden im Sindschargebiet im Nordirak. Die Folge in nackten Zahlen: eine halbe Million Flüchtlinge, Tausende getötete Menschen, über 7.000 Frauen und Kinder wurden versklavt und zum Teil als Sexsklaven gehandelt. Furchtbare Dinge spielten sich da ab. Und die Katastrophe wäre noch viel größer, wenn die tausenden Menschen auf der Flucht nicht von militärischen Einheiten der PKK vor den Milizen des IS geschützt worden wären. Darüber spricht man in Deutschland nicht gerne. Aber es ist eine Tatsache.“

„Das größte Flüchtlingslager Mexmûr im Nordirak, dass es seit diesem Massaker gibt, mit über 10.000 Menschen existiert heute immer noch. Ja, es gehört zu den Tragödien dieses Krieges, dass die Menschen, die vor dem IS geflüchtet sind, inzwischen Angriffen der türkischen Armee ausgesetzt sind. Die türkische Luftwaffe fliegt in den letzten Wochen vermehrt Bomben- und Drohnenangriffe auch gegen zivile Einrichtungen, angeblich um die PKK zu bekämpfen.“

„Wir fordern von der Bundesregierung: Statt Erdogans Türkei immer noch mit Waffen zu unterstützen, sollte die Bundesregierung endlich für eine politische Friedenslösung eintreten im Nahen-Osten für Rojava, für Syrien und für den Nordirak. Die Kriminalisierung kurdischer Organisationen, auch der PKK ist hierbei ganz im Sinne Erdogans und kontraproduktiv für einen Friedensprozess. Deshalb muss die Bundesregierung diese Kriminalisierung endlich beenden!“ 

Zwischen den Reden waren Rufe wie, „Erdogan – Terrorist“ und „Hoch lebe die internationale Solidarität“ zu hören.

Eine Jesidin für eine Schachtel Zigaretten 

Der Abschlussredner in Mannheim berichtete, dass nach seinen aktuellen Informationen, in der Türkei ehemals vom IS im Jahr 2014 gefangen genommene Frauen auf illegalen „Sklavenmärkten“ für den Gegenwert einer Schachtel Zigaretten „gehandelt“ würden. Seiner Meinung nach müsse die Bundesregierung und die Zivilgesellschaft auch deswegen lauter und deutlicher werden. Für diese Worte gab es langanhaltenden Applaus.

 

Bildergalerie:

 

 

Weiterführende Links:

Dachverband des Ezidischen Frauenrats e.V. https://www.smje.de/

Audio-Mitschnitte der in Mannheim gehaltenen Reden am 03.08.20 https://www.freie-radios.net/103725

 

(Bericht und Fotos: Christian Ratz)

 




[Videobeitrag] „Afrin ist nicht allein“ Antikriegsdemo des Kurdischen Gemeinschaftsverein

Videobeitrag. Am Samstag, 20. Januar gingen hunderte Menschen gegen den Angriff der türkischen Armee auf die nordsyrische Stadt Afrin auf die Straße. Der Kurdische Gemeinschaftsverein Rhein-Neckar hatte aufgerufen. Hunderte Kurdinnen und Kurden trafen sich zur Kundgebung vor der Abendakademie Mannheim und zogen anschließend zum Alten Messplatz. Ein Specher des Kurdischen Vereins erläutert die Hintergründe der Veranstaltung.

(cki)


Wenn das Video nicht richtig angezeigt wird, hier klicken

Siehe auch: Antikriegsdemo nach türkischen Militärschlägen: „Afrin ist nicht allein“ [mit Bildergalerie]




Antikriegsdemo nach türkischen Militärschlägen: „Afrin ist nicht allein“ [mit Bildergalerie]

Aus Protest gegen die militärischen Aktionen der türkischen Armee in der syrisch-türkischen Grenzregion gingen am Samstag hunderte Kurdinnen und Kurden auf die Straße. Wie in vielen anderen Städten versammelten sich auch in Mannheim besorgte Menschen aus der Community, um ihre Solidarität mit den Menschen in der Stadt Afrin auszudrücken. Seit Freitag bombardiert die türkische Armee das Gebiet um die Stadt, auch von Bodenangriffen durch syrische Milizen, die vom türkischen Militär unterstützt werden, wird berichtet. Tote und Verletzte, darunter auch Zivilisten, wurden bereits gemeldet.

Das Erdogan-Regime begründet die Angriffe damit, dass sie die kurdischen Milizen YPG und YPJ schwächen wolle, die als Schwesterorganisationen der PKK im syrischen Staatsgebiet gelten. Anlass war die Ankündigung der USA, wonach sie eine 30.000 Kämpfer*innen starke Grenzschutzarmee aufbauen wolle, die zu großen Teilen aus der YPG bestehen würde. Diese solle die nordsyrische Region gegen Angriffe des IS schützen. Die YPG gilt für die USA als verlässlicher Partner im Kampf gegen Islamisten – für die Türkei ist sie jedoch Teil der PKK, die als „Terrororganisation“ seit Jahrzehnten erbittert bekämpft wird.

„Erdogan Terrorist“

„In Afrin leben eine halbe Million syrische Flüchtlinge“, berichtet ein Teilnehmer der Demonstration. Die Militärschläge würden sicherlich auch zahlreiche Zivilisten treffen. Im Gegensatz zur Stadt Kobane sei Afrin bisher von schweren Kämpfen verschont geblieben. Man habe den IS vor der Stadt stoppen können. Es habe zwar einige Selbstmordattentate der Islamisten gegeben, aber kein Bombardement, weshalb die Stadt auch bei Flüchtlingen als relativ sicherer Zufluchtsort galt.

Immer wieder skandierte die Menge „Erdogan Terrorist“ und Solidaritätsbekundungen mit den Menschen in den vom Krieg erschütterten kurdischen Regionen. In den Augen vieler Demonstrationsteilnehmer*innen sind die Milizen YPG und YPJ legitime Grenzschutz- und Verteidigungseinheiten der kurdischen Autonomieregion. Sie schützen die Menschen vor den Angriffen der Islamisten, während der Türkei in einigen Fällen direkte Unterstützung für IS-Kämpfer geleistet habe, erklärte ein Sprecher. Die Position des Assad-Regimes sei unklar, bisher wurden die Autonomiebestrebungen in den kurdischen Regionen aber weitgehend toleriert, berichtet ein anderer Teilnehmer. Probleme mache vor allem der türkische Staat, der einerseits Terroristen des IS Unterschlupf gewährt habe und jetzt für die erneute Eskalation verantwortlich sei. Auch die Rednerinnen und Redner der Veranstaltung griffen den türkischen Präsidenten für eine Politik der Eskalation an und forderten die deutsche Politik dazu auf, Position zu beziehen. „Die Welt darf nicht länger weg schauen!“, rief eine Rednerin den Passant*innen zu.

Polizei überwachte die Kundgebung

Währenddessen beobachtete die Polizei die Veranstaltung genau. Zu Beginn durchsuchten Beamte den vom Veranstalter aufgebauten Pavillon und inspizierten Fahnen, Schilder und Transparente. Auf Nachfrage erklärte der Einsatzleiter gegenüber dem KIM, die Polizei habe geprüft, ob verbotene Symbole auf den Materialien abgebildet seien. Das Innenministerium habe vergangenes Jahr eine ganze Reihe kurdischer Symbole verbieten lassen, darunter beispielsweise auch die der Milizen YPG und YPJ. Er habe aber keine verbotenen Symbole finden können. Es gebe allerdings Grenzbereiche, darunter den Umgang mit der Abbildung des PKK-Chefs Öcalan. Die Abbildung des Portraits sei zwar nicht prinzipiell verboten, er habe aber den Ordnern das Tragen ihrer Warnwesten mit entsprechendem Aufdruck untersagt, um deren neutrales Auftreten zu gewährleisten. Die Ordner mussten ihre Warnwesten umdrehen.

500 Leute liefen mit

Ansonsten habe es keine Zwischenfälle gegeben. Auch die Veranstalter waren zufrieden. Die Polizei zählte bei der Auftaktkundgebung an der Abendakademie noch rund 250 Teilnehmer*innen, korrigierte nach Aussage der Veranstalter diese jedoch im weiteren Verlauf nach oben, so dass zuletzt gut 500 Personen geschätzt wurden.

Organisator der Kundgebung war der Kurdische Kulturverein Rhein-Neckar, der seinen Sitz in Ludwigshafen hat und im Dachverband der kurdischen Vereine NAV-DEM organisiert ist. Weitere kurdische, alevitische und linke Organisationen unterstützen die Veranstaltung. Roland Schuster sprach für Die Linke, Kreisverband Mannheim ein Grußwort.

Nach der Auftaktkundgebung vor dem Gebäude der Abendakademie mit Reden in kurdischer und deutscher Sprache lief die Menge mit einem kurzen Demonstrationszug über die Kurpfalzbrücke zum Alten Messplatz. Dort gab es weitere Beiträge, bis die die Versammlung im strömenden Regen gegen 16 Uhr aufgelöst wurde.

(cki)

 

Bildergalerie

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