Stolpersteine in der Lupinenstraße: Gedenken an zwei hingerichtete Prostituierte [Videobeitrag]

Die beiden Prostituierten Rosa Eckel und Margarethe Stögbauer wurden vor 80 Jahren wegen Plünderung verurteilt und mit dem Fallbeil hingerichtet. Ein Nachbar hatte sie denunziert. Als sogenannte „Asoziale“ wurde ihnen im Rahmen der „Volksschädlingsverordnung“ der Prozess am Mannheimer NS Sondergericht gemacht. Das Verbrechen: Sie hatten Lebensmittel und Gebrauchsgegenstände aus einem zerbombten Haus geholt.

Der Mannheimer Arbeitskreis Justiz erinnerte zusammen mit der Beratungsstelle Amalie an das Schicksal der beiden jungen Frauen, die zwei kleine Kinder hinterließen.

Im Film erzählen zwei Mitglieder des AK Justiz die Geschichte der beiden Prostituierte und wie nach 1945 mit Opfern und Tätern umgegangen wurde. (cki)

Videobeitrag bei Youtube: https://youtu.be/Aucj3hPY7tM (Dauer: 7:41 min.)

Weitere Infos: AK Justiz Mannheim

 




„Wir schaffen was“ – Freiwilligentag in der Metropolregion Rhein-Neckar (mit Bildergalerien)

Am 15.09.18 fand zum zweiten Mal der Freiwilligentag in der Metropolregion statt. 2016 beteiligten sich 7.300 Freiwillige in 73 Städten und Gemeinden am Aktionstag. 2018 waren beim Veranstalter, der Metropolregion Rhein-Neckar GmbH, knapp 300 Projekte und Aktionen angemeldet worden. Beim Freiwilligentag geht es darum zusammen anzupacken, Spaß zu haben und dabei Gutes zu tun. KIM-Reporter haben zwei Aktionen begleitet.

 

 

 

Frankenthal (Pfalz) – Förderverein reinigt Stolpersteine

Der 1992 in Frankenthal gegründete Förderverein für jüdisches Gedenken hatte eine Stolperstein-Reinigungsaktion für diesen Tag angemeldet. Seit 2005 wurden in der Stadt zum Gedenken an deportierte, ermordete und vertriebene jüdische Einwohner durch den Künstler Gunter Demnig 79 Stolpersteine verlegt. Ein solcher Stolperstein kostet € 120,- und wird durch Einzelspenden aus der Bürgerschaft finanziert. Bis in die 1930er Jahre lebten mehrere hundert Menschen jüdischen Glaubens in Frankenthal. Diese wurden im Rahmen verbrecherischer Säuberungsaktionen durch die Nationalsozialisten (NSDAP) deportiert und größtenteils ermordet. Nur Wenigen gelang die Flucht in Sicherheit. Seit den 1990er Jahren leben wieder etwa 80 jüdische BürgerInnen in der Stadt. Diese migrierten vornehmlich aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland.

 

 

 

Etwa 20 Freiwillige trafen sich im Dathenushaus, dem Gemeindezentrum der evangelischen Kirche, um sich an der Aktion zu beteiligen. Begrüßt und mit „Wir schaffen was“-T-Shirts ausgestattet wurden die Leute durch Herbert Baum, dem Vereinsvorsitzenden. Mit Reinigungsmitteln, Spülwasser und Putzutensilien versehen zogen die Freiwilligen in Gruppen aufgeteilt los, um im Innenstadtbereich verlegte Stolpersteine zu reinigen. Ein Aktionsteam wurde durch Mitglieder der Ahmadiyya-Gemeinde gebildet. Wir begleiteten ein Team beim Einsatz, mit dabei ein Gründungsmitglied des Fördervereins und die Kreisvorsitzende der Linken (Frankenthal) Sylvia Schaich.

Am frühen Nachmittag hatten die Teams die Reinigungsaktionen abgeschlossen. Der Förderverein lud im Anschluss die Freiwilligen, bei Kaffee und Eis, zu Gesprächen ein.

Link zur Internetpräsenz des Fördervereins: http://juden-in-frankenthal.de/

Weitere Bilder des Tages:

 

Heidelberg: Auch dort fand eine Stolperstein-Putzaktion am 15.9.18 statt. Daran beteiligt hat sich die SPD in Zusammenarbeit mit der ortsansässigen Stolperstein-Initiative.

 

 

 

 

Von neun Teams wurden fast alle der 184 verlegten Stolpersteine in Heidelberg gereinigt. Dabei begleitet wurden die Freiwilligen von Experten der Stolperstein-Initiative, welche den Helfenden etwas über die Biografien und Schicksale der Menschen „hinter“ den Steinen berichten konnten.

Zum Gedenken an die Opfer nationalsozialistischer Herrschaft werden seit acht Jahren auch in Heidelberg Stolpersteine verlegt. Inzwischen liegen in nahezu allen Stadtteilen insgesamt 184 Steine und zeigen durch ihre dezentrale Verteilung, wie sehr die Verfolgten Teil der Gesellschaft waren.

Die Initiative „Stolpersteine-Heidelberg“, die sich monatlich in der Volkshochschule trifft, betreut seit 2008 die Steine: Sie übernimmt Recherche, Bearbeitung und Druck der Biografien meist in Zusammenarbeit mit Schulen, Studierenden und anderen gesellschaftlichen Gruppen, sie organisiert die Verlegung der Steine gemeinsam mit dem Künstler Gunter Demnig und den Patinnen und Paten der Steine.

Susanne Himmelheber von der Initiative sagt: „Wir versuchen, die Steine selbst zu pflegen, wobei wir manchmal an unsere Grenzen stoßen. Deshalb haben wir uns sehr über das Projekt der SPD am Freiwilligentag und das große Interesse gefreut. Es ist jedes Mal schön, mit Bürgerinnen und Bürgern die Steine zu reinigen. Für uns war das Projekt eine große Hilfe und wir hoffen, durch die vielen Gespräche am Freiwilligentag noch mehr Interessierte für unsere Arbeit zu gewinnen.“

 

Weitere Bilder des Tages:

 

Link zur Internetpräsenz „Wir schaffen was“: https://www.wir-schaffen-was.de/

 

(Bericht und Fotos: Christian Ratz und John Brambach)

 

 




Mannheimer Antifaschistin Henny Dreifuss in Düsseldorf verstorben

Stolpersteine vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Dreifuss in der Goethestr. 18 (Bild: VVN)

Wie die VVN Düsseldorf mitteilte, ist Henriette Dreifuss am 12. Sept. 2017 im Alter von 93 Jahren in Düsseldorf verstorben. Sie wurde 1924 in Pforzheim geboren und lebte mit den Eltern bis 1933 in der Goethestr. 18 in Mannheim.

Die Familie war jüdischen Glaubens und sozialdemokratisch eingestellt, musste 1933 vor den Nazis nach Frankreich emigrieren. Vater Eugen und Mutter Rosa Dreifuss wurden nach Auschwitz deportiert und ermordet. Der Bruder Bernard Dreifuss wurde wie die Eltern nach dem deutschen Einmarsch in Frankreich im Lager Drancy verhaftet. Er wurde im KZ Majdanek ermordet.

Henny Dreifuss überlebt nur, weil sie falsche Papiere hatte. Mit 19 Jahren schloss sie sich dem Widerstand an und konnte u.a. Kinder aus dem Lager Gurs, wo die badisch-pfälzischen Juden 1940 hin deportiert wurden, befreien.

1945 kehrte Henny Dreifuss in ihre Heimatstadt Mannheim zurück. Später erfolgte ihr Umzug nach Düsseldorf, wo sie als Journalistin arbeitete. Bei der Gründung der VVN in Düsseldorf war sie aktiv beteiligt und wurde Mitglied der Kommunistischen Partei.

2007 besuchte sie ihre Heimatstadt Mannheim und nahm an der ersten Stolperstein-Verlegung in Mannheim teil. Sie initiierte die Verlegung von Stolpersteinen für die Eltern und den Bruder vorm Haus Goethestraße 18, wo die Familie bis 1933 lebte. Henny Dreifuss sprach bei der Verlegung der Stolpersteine. Sie sprach von den gegenwärtigen Gefahren durch die Naziauftritte und die Rechtsentwicklung, denen entschieden entgegen getreten werden müsse. Ein Dulden oder Ignorieren sei nicht die richtige Antwort. Hennny Dreyfuss forderte ein Verbot aller faschistischen Organisationen.

Die VVN Mannheim wird Henny Dreifuss als Widerstandskämpferin in dankbarer Erinnerung behalten und die Patenschaft für die 3 Stolpersteine in der Goethestrasse 18 übernehmen.

VVN-Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten
Kreisvereinigung Mannheim