Videoreportage: Auf ins Dorf! Proteste gegen den AfD Landesparteitag in Ketsch

Anlässlich eines Landesparteitags der Alternative für Deutschland (AfD) kamen in Ketsch mehrere hundert Menschen zu Gegendemonstrationen und einem „Fest der Vielfalt“ zusammen. Die Offenen Antifaschistischen Treffen Mannheim und Heidelberg hatten bereits am frühen Morgen eine Demo organisiert. Das Bündnis für Demokratie und Vielfalt veranstaltete den ganzen Tag über ein „Fest der Vielfalt“ und organisierte für den Nachmittag eine große Bündnisdemonstration. Im Beitrag kommen die Organisator*innen zu Wort und erklären, warum der Protest gegen die AfD auch im Hinterland notwendig ist.

Der Videobeitrag bei Youtube: https://youtu.be/T-mdhcX-9LM

 

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Demos, Kundgebung, Fest der Vielfalt: Breite Proteste gegen den Landesparteitag der AfD in Ketsch




Demos, Kundgebung, Fest der Vielfalt: Breite Proteste gegen den Landesparteitag der AfD in Ketsch

Ketsch, Rhein-Neckar-Kreis. Anlässlich eines Landesparteitags der Alternative für Deutschland (AfD) kamen in Ketsch mehrere hundert Menschen zu Gegendemonstrationen und einem „Fest der Vielfalt“ zusammen. Das Bündnis für Demokratie und Vielfalt hatte den ganzen Tag über Programm organisiert.

Bereits am frühen Morgen demonstrierten etwa 150 Antifaschist*innen durch den Ort. Mobilisiert hatten die Offenen Antifaschistischen Treffen Mannheim und Heidelberg. Am Nachmittag gab es noch einmal eine große Bündnisdemo mit mehreren hundert Teilnehmenden.

Die AfD hatte sich in der Rheinhalle zum Parteitag versammelt

Für die AfD hatte der Parteitag vor allem strukturelle Bedeutung. Nach chaotischen Parteitagen in der Vergangenheit, verabschiedete sich der Landesverband vom Konzept der Mitgliederparteitage und führte ein Delegiertenprinzip ein. Damit erhoffen sich die Rechten ein besseres Bild der Geschlossenheit nach außen.

Breites Bündnis schafft Aufmerksamkeit im Hinterland

Linh, Florian und Kai vom Bündnis für Demokratie und Vielfalt

Es gebe mehr als genug Gründe, sich der AfD entgegen zu stellen, erklärte Linh, Sprecherin des Bündnis für Demokratie und Vielfalt in Ketsch im Interview mit KIM. Diese thematische Breite spiegele sich auch in der Vielfalt des Bündnisses wider: Geflüchteteninitiativen kritisierten die rassistische Hetze, Fridays for Future wies darauf hin, dass die AfD wissenschaftsfeindlich ist und den Klimawandel leugnet, queere Organisationen erinnerten an die erfolgreiche Dorfpride und ihren Einsatz für eine vielfältige und gleichberechtigte Gesellschaft, linke Gruppen erklärten in ihren Reden, dass von der Wirtschafts- und Steuerpolitik der AfD nur die Reichen profitieren und die Parteien SPD, Grüne, Die Linke und Volt waren mit Infoständen vor Ort präsent. Auf der Bühne gab es neben politischen Reden auch Poetry und Live Musik.

Auf die „praktische und künstlerische Vielfalt“ sei das Bündnis stolz, erklärte Sprecher Florian. Es war gelungen, ein bunt gemischten Publikum aus Ketscher Bürger*innen und Aktivist*innen aus der ganzen Rhein-Neckar-Region auf den Festplatz zu mobilisieren. „Wir müssen uns jetzt entscheiden, in welcher Zukunft wir leben wollen“, begründete Linh ihr Engagement und wies auf die anstehende Bundestagswahl hin.

Alles blieb ruhig im Dorf

Die Polizei war am frühen Morgen mit einem großen Aufgebot um die Rheinhalle präsent. Sogar ein Wasserwerfer wurde gesichtet. Letztlich blieb das Aufgebot aber im Hintergrund, es blieb entspannt und auch die Polizei war mit einem „überwiegend störungsfreiem“ Verlauf der Versammlungen offensichtlich zufrieden – trotz kleinerer verbaler Scharmützel mit der AfD und etwas Pyrotechnik bei der Demonstration. Unabhängig von den Veranstaltungen soll es in der Nacht vor dem AfD Parteitag zu Farbattacken auf Autos vor einem Hotel gekommen sein, in dem AfD Mitglieder übernachteten.

Warum fand der Parteitag gerade in der kleinen Gemeinde Ketsch im Rhein-Neckar-Kreis statt? Das Bündnis vermutet mehrere Gründe. Nach einem AfD Parteitag mit viel Gegenprotest in Ulm, ganz im Süden Baden-Württembergs, ging es nun ans andere Ende des Bundeslandes. Der Rhein-Neckar-Kreisverband der AfD sei der mitgliederstärkste in Baden-Württemberg. Außerdem gebe es in Ketsch drei sehr aktive rechtsaußen AfD Vertreter im Gemeinderat, berichtet das Bündnis für Demokratie und Vielfalt.

Zum anderen sei Ketsch mit 13.000 Einwohner*innen eher dörflich geprägt und mit dem ÖPNV ungünstig zu erreichen. Die AfD habe sich wohl ausgerechnet, dass es in Ketsch wenig Widerstand geben werde. „Nö, das ist aber nicht passiert“ sagte Kai vom Bündnis sichtlich zufrieden, nach Abschluss der erfolgreichen Kundgebung beim „Fest der Vielfalt“. (cki)

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Weitere Bilder der Proteste

 




Breite Proteste gegen den AfD-Landesparteitag in Ketsch geplant

Ketsch, Rhein-Neckar-Kreis. Von Medien und sonstiger Öffentlichkeit bisher weitgehend unbeachtet, steht der Rhein-Neckar-Region ein faschistisches Großereignis bevor: Für den 16. November 2024 hat die Alternative für Deutschland (AfD) einen Landesparteitag in der Rheinhalle in Ketsch angekündigt, um dort die Neufassung ihres menschenverachtenden Programms zu beschließen. Auch die Rechtsaußen-Partei selbst hüllt sich in Schweigen, was das Treffen angeht, und setzt offenbar darauf, dass ihre braunen Umtriebe in der kleinen Gemeinde ungestört vonstatten gehen.

Doch dieser Plan geht nicht auf, denn es regt sich entschiedener Widerstand: Zahlreiche antifaschistische und zivilgesellschaftliche Strukturen mobilisieren zu verschiedenen Protestaktionen, die den ganzen Tag dauern sollen. Zwei Demonstrationen und ein ganztägiges Fest der Vielfalt sollen der AfD zeigen, dass rechte Hetze auch im Hinterland mit antifaschistischen Gegenprotesten rechnen muss.

Antifaschistische Auftaktdemonstration

„Auf ihrem Parteitag will die AfD die Landessatzung „zukunftsfähig“ machen – das heißt, die Grundlagen ihrer radikal rechten Agenda weiter festigen und sich für Erfolge nicht nur in Baden-Württemberg, sondern in ganz Deutschland rüsten. Die Ergebnisse der letzten Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg zeigen schließlich, dass die AfD zunehmend gesellschaftliche Mehrheiten mobilisieren kann und immer stärker in staatliche Machtpositionen drängt. Es ist eine bittere Realität: Für einen wachsenden Teil der Gesellschaft stellt eine rechtsradikale Partei mit offen faschistischen Tendenzen eine ernsthafte politische Option dar.“ Mit dieser Analyse rufen die Offenen Antifa-Treffen aus Mannheim, Heidelberg, Wiesloch und Landau sowie die Antifaschistische Initiative Heidelberg gemeinsam dazu auf, schon morgens um 8.30 Uhr mit einer kämpferischen Demonstration vom Marktplatz zum Gelände Im Bruch zu ziehen. Hier befindet sich nicht nur die Rheinhalle, in der die AfD tagt, sondern auch der Festplatz, auf dem die Gegenaktionen ihren Mittelpunkt haben. So werden die Delegierten der Rechtsaußen-Partei schon bei der Anreise hören, dass sie auch in Ketsch keinen gemütlichen Rückzugsort gefunden haben.

In ihrem Aufruf betrachten die antifaschistischen Gruppen die AfD keineswegs als isoliertes Phänomen, sondern machen auf die gesamtgesellschaftliche Entwicklung aufmerksam: „Etablierte politische Kräfte und mit ihnen große Teile der Bevölkerung rücken selbst konstant nach rechts und setzen Forderungen und Ideen der AfD auch ohne deren Beteiligung bereitwillig in die Tat um. Sie verhelfen ihr auch dadurch zur fortschreitenden Normalisierung und zu weiteren Erfolgen, verschieben die Grenze des Sagbaren und machen zur legitimen Meinung, was vor Jahren noch undenkbar schien.“ Daraus folgern sie: „Wir aber werden das nicht als neue Normalität akzeptieren und stellen uns einem rechten Aufschwung entgegen, der sein Ende nicht von allein finden wird. Egal, was andere erzählen: Es hilft nur konsequenter Antifaschismus!“

Fest der Vielfalt

Schon am frühen Morgen bauen auf dem Festplatz nahe der Rheinhalle zivilgesellschaftliche Organisationen, antifaschistische und antirassistische Gruppen, Ketscher Vereine und Parteien Informations- und Mitmachstände auf. Ab 10 Uhr beginnt das eigentliche Programm des Fests der Vielfalt, das vom Bündnis für Demokratie und Vielfalt Kurpfalz organisiert und von vielen weiteren Initiativen unterstützt wird.

„Gemeinsam wollen wir zeigen, dass wir als solidarische und pluralistische Gesellschaft, in der viele Stimmen Gehör finden, stärker sind als die Feinde einer solidarischen Vielfaltsgesellschaft! Wir stehen zusammen gegen den neuen Faschismus – und laden jede und jeden ein, mit uns ins Gespräch zu kommen,“ lädt das Bündnis in seinem Aufruf ein. Ein buntes Programm aus Livemusik von Chanson bis Punk und anderen Kulturbeiträgen, die durch Redebeiträge ergänzt werden – und selbstverständlich gibt es auch Essen und Getränke sowie Spielangebote für Kinder.

Die Veranstaltung richtet sich nicht zuletzt an die Ketscher Bevölkerung und lädt bewusst Familien ein, um in diesem niedrigschwelligen Rahmen eine möglichst breite Beteiligung an den Protesten zu ermöglichen: „Auch wer an einer klassischen Demo nicht unbedingt teilnehmen würde, kann im Laufe des Tages vorbeikommen und bei einem Becher Punsch und einem Hotdog über den Festplatz schlendern und mit verschiedenen Akteuren in den Austausch kommen.“

Bündnisdemonstration durch Ketsch

Das vielfältige Programm auf dem Festplatz dauert bis 16 Uhr, doch mittags gibt es nochmals Bewegung: Um 13.30 Uhr formiert sich eine weitere Demonstration, die das Bündnis für Demokratie und Vielfalt zusammen mit weiteren Gruppen organisiert. Gemeinsam soll damit der Protest gegen die menschenverachtenden Umtriebe der AfD in den Ketscher Ortskern getragen und ein starkes Zeichen gegen rechte Hetze gesetzt werden. Für alle, die sich dem Protestzug nicht anschließen wollen, gibt es währenddessen weiterhin Musik und Reden vor Ort.

Ihren Abschluss findet die Bündnisdemonstration wieder auf dem Festplatz Im Bruch, um dort die letzten Programmpunkte mitzuverfolgen, bis das Fest um 16 Uhr endet.

„Es ist großartig, dass nicht nur viele antifaschistische Gruppen nach Ketsch mobilisieren, sondern auch ein breites Spektrum an zivilgesellschaftlichen Organisationen und Vereinen die Bündnisproteste unterstützt“, erklärte Clara Grube von der Antifaschistischen Initiative Heidelberg und hofft auf eine starke Beteiligung auch aus den umliegenden Städten. „Wir dürfen nicht zulassen, dass die AfD sich ungestört im Hinterland ausbreiten kann.“
Doch mit dem 16. November allein ist es keineswegs getan: „An diesem Tag werden wir deutlich machen, dass es einen langen Atem und konsequenten Antifaschismus braucht, um der AfD und vor allem der gesamtgesellschaftlichen Rechtsentwicklung in allen ihren Formen den Kampf anzusagen“, schloss Grube.

Treffpunkte zur gemeinsamen Anreise am frühen Morgen

  • Mannheim um 7.05 Uhr vor dem Mannheimer Hauptbahnhof
  • Heidelberg um 6.25 Uhr vor dem Heidelberger Hauptbahnhof

Quellen: Antifaschistische Initiative Heidelberg und Bündnis für Demokratie und Vielfalt Ketsch