Abed Schokry berichtet als Augenzeuge über das Drama in Gaza

Veranstaltung mit Prof. Dr. Abed Schokry (*)

Über-Leben und Sterben in Gaza – Augenzeuge eines Genozids

Der Veranstaltung war mit 120 Besuchern voll besetzt. Viele Besucher mussten am Eingang vor Frankys Farm ausharren.

Abed Schokry hielt einen beeindruckenden Vortag. Er war gespickt mit aktuellen Zahlen und Bildern, die das ganze Drama für die palästinensische Bevölkerung darstellten. Auf mittlerweile 18% des ursprünglichen Gebiets ist die Bevölkerung konzentriert. Für das übrige Gebiet gilt Betretungsverbot. Dort ist der Schutt der zerstörten Häuser größtenteils platt gewalzt. Er zitierte Zeitungsberichte, wie Palästinenser zur „freiwilligen“ Ausreise gedrängt werden könnten, und dass in Geheimverhandlungen mit den USA ausgelotet werde, welche Länder in Afrika und Asien für eine Deportation von Palästinenser in Frage kämen.

Schokry verzichtete darauf, Bilder von Leichen und zerfetzten Menschenkörper zu zeigen, deren Bilder es genug gibt. Statt dessen stellte Schicksale dar, wie z.B. eines jungen Mannes, der durch das Einschmelzen von Plastikschrott, Treibstoff gewinnt, und damit seine Gesundheit ruiniert. Treibstoff, der normalerweise nicht mehr zur Verfügung steht, aber notwendig zum Betreiben von Generatoren ist. Und damit für Strom und Licht.

Es würde den Umfang des Kommunalinfos sprengen, die gesamte Rede zu dokumentieren. Wir wollen ihn zweimal wörtlich zitieren.

Am Anfang ging er auf den Vorwurf der Deutsch-Israelischen Gesellschaft DIG Rhein-Neckar ein, dass er als Professor an der islamischen Universität in Gaza gearbeitet habe, die mit der Hamas zusammengearbeitet hätte. (siehe Facebook-Eintrag der DIG). Dieser Vorwurf hat bekannter Maßen zur Kündigung der Räume durch die Katholische Kirche geführt.

Schokry hierzu:

Blankes Entsetzen in Gaza

„Im Jahr 2022 bekam ich Besuch aus dem Auswärtigen Amt, der Deutschen Botschaft und vom Deutsch-Auswärtigen Dienst. Die Universität hat über 160 Kooperationspartner weltweit. Das ist die Islamische Universität.

Und nur im Übrigen, es gibt katholische Hochschulen, Fachhochschulen, evangelische und so weiter. Ich bezweifle, ob all diejenigen, die dort beschäftigt sind, katholisch oder evangelisch oder vielleicht jüdisch sind. Das ist auch gut so.

Ist es also etwa verboten, an der Islamischen Universität zu arbeiten als Professor?

Wo ist das Problem? Die Uni ist sehr renommiert und sehr bekannt und Sie können ja im Internet recherchieren, mit wie vielen Staaten, mit wie vielen Universitäten die Islamische Universität zusammenarbeitet. Und wir haben im Übrigen auch viele Erasmus-Partner von der EU finanziert. Also mehr dazu brauche ich eigentlich zu den Vorwürfen der DIG nicht zu sagen“.

Schokry erweist sich in seinem Vortag als das Gegenteil eines Hetzers oder Eiferer. Er ist auch persönlich durch die Hölle gegangen. Trotzdem bleibt er durch und durch Humanist. Er sagt: „Es braucht jetzt und nicht irgendwann einen sofortigen und nachhaltigen Waffenstillstand, sowie die Freilassung der Geiseln, Freilassung von Geiseln auf beiden Seiten.“

Seine Schlussbemerkung lautet:

„Nur ein friedliches Nebeneinander, wenn ein Miteinander nicht geht, wird die Garantie sein, dass so Israelis, Juden, mit Palästinensern, mit Christen, mit Muslimen zusammenleben können. Wie wäre es damit, einmal Mehr wirklich nur einmal Frieden zu wagen.“

Zum Ende des Vortags ließe es sich die Bundestagabgeordnete der SPD Isabel Cademartori nicht nehmen, Abed Schokry und der Veranstaltung einen Besuch abzustatten und Informationen auszutauschen. (Siehe hierzu den untenstehenden Facebook-Eintrag  von Isabel Cademartori

Ein Austausch, der so dringend notwendig bleibt.

Roland Schuster

(*) Informationen zur Person Abed Schokry und über die Auseinandersetzungen im Vorfeld der Veranstaltung sind im Kommunalinfo-Artikel „Stellungnahme der Nahostgruppe Mannheim  enthalten…“.


Facebook-Eintrag von MdB Cademartori:

MdB Isabel Cademartori mit Prof. Dr. Abed Schokry

Ein bewegender Austausch mit Prof. Dr. Abed Schokry

Der Besuch von Prof. Dr. Abed Schokry hat mich tief berührt. Er wuchs im Gazastreifen auf und kam 1992 nach Deutschland, um Biomedizintechnik an der TU Berlin zu studieren. Nach seiner Promotion kehrte er in seine Heimat zurück, wo er als Professor wirkte.

In unserem Gespräch berichtete er eindrucksvoll von seinen persönlichen Erfahrungen mit Krieg, Flucht, Hunger und der ständigen Todesgefahr, der seine Familie tagtäglich ausgesetzt ist. Trotz dieses unermesslichen Leids war Prof. Schokry von einer bemerkenswerten Versöhnlichkeit geprägt – sein Wunsch nach Frieden war deutlich spürbar.

Er hat sich klar von der Hamas distanziert und den Terror des 7. Oktober verurteilt. Gleichzeitig betonte er, dass sein Engagement sich nicht gegen Israelis oder jüdisches Leben richtet, sondern gegen die israelische Besatzungspolitik – mit dem Ziel einer friedlichen Koexistenz.

Gerade in diesen schwierigen Zeiten ist es wichtiger denn je, zuzuhören und die Stimmen der Menschen zu hören, die direkt betroffen sind. Ihre Geschichten zeigen uns die menschliche Dimension eines oft abstrakten politischen Konflikts.

Der Austausch mit Prof. Schokry war lehrreich, bewegend und zutiefst menschlich. Es war mir ein großes Anliegen, ihm zuzuhören – und sicherzustellen, dass seine Perspektive in Mannheim Gehör findet.