CDU-Kandidat Rosenberger fischt in SPD-Gewässern
CDU-OB-Kandidat Rosenberger will die SPD „links überholen“ und rechts punkten
ttr – Peter Rosenberger hat sich viel vorgenommen: Er will in Mannheim der erste CDU-Oberbürgermeister werden. Dazu muss er das Kunststück fertigbringen, die Wählerschaft der CDU voll zu mobilisieren und gleichzeitig in den Jagdgründen der SPD und durchaus auch im SPD-skeptischen links-alternativen Milieu zu wildern.
Das Programm, mit dem die Mannheimer CDU ihren Kandidaten ausgestattet hat, zeugt von einer weiter nach rechts driftenden Partei. Es beginnt mit Ordnung und Sauberkeit, wendet sich der „jungen Familie“ auf der Suche nach den Einfamilienhaus zu, übergeht geflissentlich die Anforderungen einer Einwanderungsgesellschaft um am Ende noch Gewerbe- und Grundsteuer um 25 Mio. Euro zu senken.
In seinen Wahlkampfauftritten schert sich Rosenberger nicht besonders um dieses Programm, dessen Entwurf – wie er es nennt – noch mit seiner Handschrift versehen würde. In seiner Wahlveranstaltung in der Pizzeria „Augusta“ in der Augusta-Anlage scheint er sich vor der gut situiert bürgerlichen Zuhörerschaft um Kopf und Kragen zu reden. Einer Dame, die von ihm hören will, dass die „Asylanten“ das Hauptproblem seien, hält er einen kleinen Vortrag über die Chancen der Einwanderung, und dass man doch in Mannheim eine große Gemeinschaft sei, die die Flüchtlinge willkommen heißen müsse. Er bekommt Unterstützung durch eine Dame und einen Herrn, die in der kirchlichen Flüchtlingsarbeit engagiert sind. Eine CDU-Bezirksbeirätin erhebt sich und führt Klage gegen ihre eigene Partei: Was die Fahrrad-Politik angehe, da sei ihre Partei ja total unterbelichtet und bremse wo es nur geht. Sie warte immer noch auf die Fahrradspuren auf der Augusta-Anlage. Rosenberger gibt ihr vollkommen Recht, da müsse sich die CDU eines Besseren besinnen. Gerade rechtzeitig bremst er seinen Redefluss beim Thema „Fahrradwege in der Bismarckstraße“ – das müsse wirklich nicht sein. Die „5 Millionen“ könne man sich sparen. (So steht es schließlich auch in seinem schriftlichen Programm).
Nun erhebt sich eine Dame, die von sich sagt, sie sei kein Parteimitglied und sie wohne nur besonderer Umstände halber in Neuostheim. Eigentlich habe sie sehr gerne 13 Jahre lang in der Neckarstadt West gelebt und dort auch ihre Tochter als einzige Deutschstämmige der Klasse auf der Schule gehabt. Sie habe sich sehr an der Neckarschule engagiert und viel Kontakt mit den migrantischen Familien gepflegt. Sie bewundere die riesige Leistung der LehrerInnen und frage sich, warum die von der Stadt so allein gelassen werden. Hier würde viel zu wenig in die Schulen investiert. Rosenberger gibt ihr Recht und meint, es müsse viel mehr geschehen. SozialarbeiterInnen und LernhelferInnen müssten an jeder Schule vorhanden sein. Man müsse viel mehr Ressourcen dorthin lenken. „Sozial kann man nicht genug tun, da habe ich den Eindruck, dass ich die SPD links überhole“. Er erzählt dann noch von seinen Bemühungen als derzeitiger Oberbürgermeister in Horb, „Kultbrücken“ zwischen Menschen mit und ohne Migrationshintergrund zu bauen. Es wird einem richtig warm ums Herz – wäre da nicht das Eisblock-Programm der Mannheimer CDU.
Gerne macht Rosenberger auch eher alternativen Veranstaltungen seine Aufwartung, wie z.B. der Kinderarmuts-Konferenz von UmFairTeilen, attac und ver.di. Er bietet sich im persönlichen Gespräch als Projektionsfläche für mit dem gegenwärtigen Oberbürgermeister Unzufriedene an unter Motto: Für jeden etwas.
Es ist zu hoffen, dass all diejenigen, die „basisdemokratisch“, umweltschützend oder mit ihren sozialen Anliegen unterwegs sind und sich an manchen Kanten von OB Peter Kurz stoßen, am Ende doch überlegen, mit welchem OB sie in Mannheim weiterkommen. Nicht zu vergessen: CDU, ML, AfD, FDP, MfM und NPD haben im Gemeinderat zusammen ebenso 24 Stimmen wie SPD, Grüne, LINKE und der parteilose J. Ferrat. Die 49. Stimme hat der Oberbürgermeister. Die rechten CDU-Strategen Löbel und Ratzel warten schon auf diese 49. Stimme, um ein paar Räder zurückzudrehen. Weder basisdemokratisch, sozial oder umweltverträglich.