BASF gibt sich blind, taub und aggressiv gegenüber den Opfern des Massaker von Marikana

BASF gibt sich blind, taub und aggressiv gegenüber den Opfern des Massaker von Marikana

Die vielbeschworene soziale Verantwortung von BASF gerät zur Farce. BASF weist jegliche Zuständigkeit von sich.

30.05.2016. Eine Delegation aus Südafrika konfrontierte die BASF bei der gestrigen Hauptversammlung erneut mit den weiterhin skandalösen Lebens- und Arbeitbedingungen in Marikana und der erwiesenen Mitverantwortung ihres Platinlieferanten LONMIN am Massakers von Marikana. Bishop Jo Seoka (Vertreter der MinenarbeiterInnen von Marikana, Südafrika) der bereits im Vorjahr auf der Hauptversammlung von BASF von den Verfehlungen des Platinlieferanten LONMIN (BASF ist der Hauptkunde von LONMIN) aufmerksam gemacht hatte und die Umsetzung der Nachhaltigkeitziele von BASF im Bezug auf Lieferkettenverantwortung in Frage gestellt hatte sowie Ntombizolile Mosebetsane und Agnes Makopano Thelejane (zwei Witwen der in Marikana getöteten Minenarbeiter) adressierten erneut den Vorstand von BASF.

 

Witwen von Marikana, PLOUGH BACK THE FRUITS, Ölpastelkreide & Lebensmittelfarbe auf Papier, 150 x 280cm, Februar 2016 (in Druckqualität unter: http://basflonmin.com/home/de/presse)

Witwen von Marikana, PLOUGH BACK THE FRUITS, Ölpastelkreide & Lebensmittelfarbe auf Papier, 150 x 280cm, Februar 2016 (in Druckqualität unter: http://basflonmin.com/home/de/presse)

 

 Obwohl die VertreterInnen der südafrikanischen Delegation darlegten, dass von Seiten LONMINs lediglich kosmetische Verbesserungsmaßnahmen vorgenommen wurden und das es keine Fortschritte im Bezug auf Entschädigungszahlungen für die Hinterbliebenen der ermordeten Minenarbeiter gibt, beruft sich BASF einzig und allein auf einen AUDIT aus dem Dezember 2015, bei dem festgestellt wurde, dass LONMIN „alle Probleme gelöst“ hätte und lediglich kleine Verbesserungen bezüglich Werkssicherheit und Umweltschutz möglich seien.

Die Antwort von Kurt Bock auf die Reden der südafrikanischen Delegation, die zusammen mit dem Dachverband der kritischen Aktionärinnen und Aktionäre und der kirlichlichen Arbeitsstelle südliches Afrika (KASA) auftraten, war die gänzliche Zurückweisung jeglicher Zuständigkeit der BASF.

Anstatt auf Kritik einzugehen und sich mit den Forderungen zu beschäftigen, fiel dem dem Vorsitzenden der BASF nichts weiter ein, als sich mit dem vollends intransparenten Audit von LONMIN „durch eine unabhängige Instanz“ zu brüsten.

Offensichtlich in die Enge getrieben, reagierte Bock zusehends aggressiv: Obwohl bei der Aktionärsversammlung dazu aufgerufen und gemäß der Satzung der Versammlung auch verpflichtet, verweigerten Vorstand und Aufsichtsrat der BASF zahlreiche Antworten auf einfache Fragestellungen: Die Frage etwa, warum einer Evaluierung Glauben geschenkt werden soll, die gar nicht veröffentlicht wird und nur der BASF zugänglich ist? Oder warum bei der angeblich „umfassenden“ Evaluierung keine der Opfergruppen des Massakers von Marikana befragt wurde, sondern bloß der Mittäter Lonmin?

„In dem Bericht (der Farlam Untersuchungskommission ) wird klar, dass Lonmin, unser Lieferant, mit dem wir seit 30 Jahren zusammenarbeiten, nicht alles unternommen habe, um diese Vorfälle, diese Tragödie zu verhindern. Und jetzt kommen Sie hierher nach Ludwigshafen, und wollen dass wir Entschädigungen zahlen, für die Witwen, für die Hinterbliebenen dieses Vorfalls.“

Die Eingaben der südafrikanischen Delegation werden letztlich als unberechtigte Bittstellung an die falsche Adresse dargestellt.

„Wir verstehen Ihren Wunsch, aber ich kann Sie da auch nur um Verständnis bitten, Sie können die Probleme, die sie in Südafrika haben, zwar nach Deutschland tragen und wir setzen uns damit auch sehr, sehr intensiv auseinander, das spüren Sie glaube ich auch, aber wir können nicht alle Probleme, die Sie in Südafrika haben, hier vor Ort lösen. Wir leisten unseren Beitrag, indem wir ein guter Partner sind für Lonmin, in dem wir sicherstellen, das Lonmin unseren Ansprüchen künftig auch weiterhin gerecht werden kann.“

Ergo: Die Behauptungen von umfassender Lieferkettenverantwortung machen sich gut im Geschäftsbericht und auf der Homepage. Letztlich windet sich der Vorstand von BASF aus der Verantwortung:

„Wir wissen auch, das die Lebensverhältnisse in Südafrika nicht immer so sind, wie man sich das wünscht“

und:

„Wir können nicht den Lieferanten des Lieferanten des Lieferanten überprüfen“

Und das, obwohl die Geschäftsbeziehung zwischen LONMIN und BASF in einer konkreten, direkten Verbindung besteht, die übrigens über eine Briefkastenfirmenabteilung von BASF in der schweizerischen Steueroase Zug abgewickelt wird.

Zunächst bleibt festzuhalten: Es war eine beleidigende und beschämende Reaktion der BASF auf die Gäste aus Südafrika. Erst in einer genaueren Analyse der Rede des Vorstandsvorsitzenden Kurt Bock wird sich das Ausmaß der Arroganz des weltgrößten Chemiekonzern aufzeigen lassen, dennoch wird bereits jetzt deutlich wie sehr Anspruch und Realität bei BASF auseinander klaffen.

 

Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre, Khulumani Support Group, Bench Marks Foundation und KASA (Kirchliche Arbeitsstelle Südliches Afrika)