„Warteliste“ der GBG viel zu lang
2.600 Wohnungen für den niederen und normalen Einkommensbereich fehlen; Tendenz steigend
Es wird viel geredet aber vor allem geleugnet zum Thema: „Bezahlbare Wohnungen müssen her!“ DIE LINKE im Gemeinderat hat deshalb gefragt, wie es denn bei der städtischen GBG ganz konkret mit der Bedarfsdeckung steht. Die Antwort der GBG liegt jetzt vor (Informationsvorlage 349/2016 Siehe Unten im Anhang).
Bekanntlich verfügt die GBG über knapp 19.200 Wohnungen. Von diesen stehen etwa 7% leer (nicht zuletzt wegen der zahlreichen Sanierungs-, aber auch Abriss- und Neubaumaßnahmen), bleiben also ca. bewohnte 18.000 Wohnungen. Zum 31.05.2015 waren insgesamt 2.662 Wohnungssuchen aktiv. 71% davon waren Neuanfragen, 29% waren Umzugswünsche von MieterInnen innerhalb der GBG, z.B. weil die bisherige Wohnung inzwischen zu groß oder zu klein ist, zu wenig Komfort bietet oder nicht im gewünschten Gebiet liegt. Pro Monat wurden bisher im Jahr 2016 durchschnittlich 119 Mietverträge abgeschlossen, d.h. pro Jahr etwa 1.400. Die Stichtagsbetrachtung zum 31.5. weist darauf hin, dass die hohe Zahl der Anfragen, die noch „offen“ sind, die also nicht bedient werden können, trotz der Fluktuation besteht und sich immer wieder ergänzt. Somit kann man sagen: 2.600 geeignete Wohnungen fehlen. Grund genug also, in dem nachgefragten Wohnungssegment neue Wohnungen zu bauen, und nicht vorhandene abzureißen.
Die Menschen wollen keine Segregation
DIE LINKE wollte auch wissen, auf welche Stadtteile sich die Nachfragen beziehen. Bekanntlich ist der Bestand der GBG überwiegend im Mannheimer Norden verortet. So beträgt der Anteil der GBG an allen Wohnungen auf der Schönau 70%. In Neckarstadt Nordost, Hochstätt, Speckweggebiet, Herzogenried und Wohlgelegen liegen die Anteile über 40%, um die 15% in Neckarstadt-West, Käfertal-Süd, Casterfeld und Rheinau-Mitte/Ost. Deutlich unter 10% (stadtweiter Durchschnitt: 11,6%) ist die GBG z.B. im Niederfeld, Jungbusch, Feudenheim-Nord, Neckarstadt-Ost, Almenhof und Vogelstang vertreten. Schlusslicht ist der Lindenhof mit 3,1%. Und dann gibt es natürlich Gegenden, wo die GBG vollkommen fehlt. Die Nachfragen zielen dagegen oft gerade auf die Stadtteile, wo die GBG nicht so stark vertreten ist. Nach Almenhof, Lindenhof, Niederfeld und Neckarau wollten 2015 934 MieterInnen; tatsächlich bekamen gerademal 54 dort einen Vertrag. Ähnlich das Verhältnis in Schwetzinger und Oststadt (Mehrfachnennungen von Zielstadtteilen sind möglich). Die Menschen zeigen also mit ihrem Nachfrageverhalten, dass sie eigentlich nach einer Auflockerung der Aufteilung nach „guten“ und „schlechten“ Stadtteilen in Mannheim streben. Die Segregationstendenzen liegen nicht an den Mietern sondern natürlich am Wohnungsangebot.
Die GBG hat überdurchschnittliche Bedeutung für Menschen mit Migrationshintergrund
Erfreulich und ganz klar zu erwarten ist die Aussage der GBG, dass sie nicht nach Migrationshintergründen fragt und diese auch nicht in ihrem System festhält. Das unterscheidet die GBG deutlich von viel zu vielen privaten Wohnungseigentümern, die immer noch gleich bei einem „nicht-deutschen“ Namen abwinken. Das unterstreicht zusätzlich die Notwendigkeit, dass die GBG ihren Wohnungsbestand auch im unteren und mittleren Preissegment ausbaut. Lediglich über die Anzahl wohnungsuchender AsylbewerberInnen kann die GBG Auskunft geben: Zurzeit sind 127 LeistungsbezieherInnen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz bei der GBG registriert Davon haben 66 Haushalte eine Wohnung von der GBG bekommen. Also auch hier ein deutlicher Mangel, der sich noch verschärfen wird, wenn sich nicht Grundlegendes ändert. ändert.
Dunkles Kapitel: Abwehr von Zuzug armer Menschen
Anspruch auf eine Wohnung der GBG hat nur, wer mindestens bereits zwei Jahre in Mannheim sesshaft ist. Im Jahr 2015 wurden 404 solcher Interessenten abgewiesen, sofern sie „über kein ausreichendes Einkommen verfügen“. Hintergrund für diese letzten Endes die Freizügigkeit einschränkende Maßgabe ist u.a. das von der Verwaltung immer wieder beklagte Verhalten des Rhein-Neckar-Kreises, solche Menschen aus seiner Zuständigkeit herauszudrängen. Es ist die Kehrseite des offiziellen Bestrebens, möglichst gutverdienende und wohlhabende Menschen nach Mannheim zu locken – Stadtentwicklung per sozialer Selektion. Dieses System zeichnete vor allem mittelalterliche Städte aus.
Hoher Bedarf an barrierefreien /-armen Wohnungen
Die GBG berichet: „Aktuell sind 54 Wohungssuchen nach barrierefreien oder rollstuhlgerechten Wohnungen registriert. Davon konnten bereits im vergangenen Jahr 17 Haushalte versorgt werden, 2016 bisher 8.“ 2014 verzeichnete die GBG 5,48% barrierearme und barrierefreie Wohnungen. Letztere hatten einen Anteil von 0,34%. Hier ist also hoher Nachholbedarf, insbesondere da der Bedarf aufgrund der zunehmenden Alterung der Gesellschaft steigt.
Wohnungsmangel: Tendenz steigend
Die Momentaufnahme, mit der die GBG die Anfrage der Linken beantwortet hat, lässt einen höheren Bedarf erahnen, als er sich momentan in Zahlen niederschlägt. Zwei Faktoren sind weisen auf jeden Fall steigende Tendenz aus: Die Altersarmut durch die Ergebnisse von mittlerweile jahrzehntelanger Rentensenkungspolitik, sowie der Zuzug anerkannter AsylbewerberInnen und Kriegsflüchtlinge. Die Stadt muss dringend reagieren.
Thomas Trüper