Rechtsextreme unerwünscht – Landau mit beeindruckendem Zeichen [mit Bildergalerie]
Baumscher Komödienstadl: Kandel ist – eben nicht – überall!
Viele Rechtsextreme sprechen seit den Ereignissen in Chemnitz vom Beginn einer “Revolution”. Und wie das bei einer rechten Revolution so üblich ist, geht das “Volk” auf die Straße. Sie skandieren „Deutschland den Deutschen“ und „Ausländer raus“, deutlich zu hören sind auch rechtsextreme und rechtsradikale Sprüche wie “frei, sozial und national”. Die AfD- und Rechtsextreme wollen ihr Momentum auf keinen Fall verlieren und schüren weiter Hass und Hetze.
Unterstützt wird das Ganze auch noch von Verfassungsschutzchef Maaßen, der bestritt, dass es „Hetzjagden“ und einen rechtsradikalen „Mob“ gegeben habe. Zudem diskreditiert er die Presse und zweifelt die Echtheit eines Videos an, bei dem eindeutig Hetzjagden auf Migranten und Gewalt gegen Journalisten zu sehen sind. Wasser auf die Mühlen der Hetzer, die durch Deutschlands Straßen ziehen und für Angst und Schrecken sorgen.
Eine Handvoll wenige
Drei Tage nach dem Urteil im sogenannten Kandel-Mordprozess hatte das AfD-nahe und rassistische Bündnis „Kandel ist überall“ zu einer Kundgebung und einem Schweigemarsch in Landau aufgerufen. Diesem Aufruf folgten allerdings nur wenige Personen.
Federführend für die rassistischen Kundgebungen „Kandel ist überall“ sind die für die AfD im Landtag BaWü sitzende Christina Baum und die ehemalige stellvertretende AfD-Landesvorsitzende RLP Christiane Christen.
Angesichts dessen, was ihnen an Gegendemonstranten entgegenstand, mussten die „Damen“ mit ihrer platten Propaganda gleich zu Beginn ihrer Veranstaltung kapitulieren. Gemessen am Aufwand, den „Kandel ist überall“ im Vorfeld für geplante Demonstrationen bundesweit betreibt, ist die Teilnehmerzahl nicht gerade „erschütternd“ und stellenweiße gar lächerlich gering. So auch in Landau: 80 zu 1000, so lautet die rein quantitative Verteilung zwischen den beiden Kundgebungen.
#wirsindmehr – Student*innen, Bündnisse und Kommunalpolitik gemeinsam
Zur Gegendemonstration hat der Asta (Allgemeiner Studierendenausschuss) der Uni Landau, Aufstehen gegen Rassismus Südpfalz e.V., Linksjugend Landau/SÜW, Grüne Landau, Südstern-Haus, Die PARTEI Kandel, Jusos Südpfalz, DGB-GEW Hochschulgruppe Landau, Offenes Antifaschistisches Treffen Landau in der Pfalz, DGB Region Vorder- und Südpfalz, aufgerufen.
Motto der Gegendemo war „Gemeinsam für den Rechtsstaat #wir sindmehr“. Bei der ersten Rede auf dem Marktplatz wurde es direkt deutlich: „Es ist kaum zu glauben, dass wir im Jahr 2018 eine Demonstration für die Rechtsstaatlichkeit in Deutschland organisieren müssen.“ Die AfD nahen „Kandel-ist-überall“-Veranstalter stellen Gewaltenteilung und parlamentarische Demokratie infrage.
Parallel dazu organisierte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) eine ökumenische Andacht in der Stiftskirche. Aus einer angekündigten Gegenveranstaltung der Landauer Kommunalpolitik wurde nichts, stattdessen schlossen sich einige Kommunalpolitiker und auch der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer, der Protestveranstaltung an. Ebenso solidarisierten sich der Grünen-Stadtrat Lukas Hartmann („Nationalsozialisten muss man sich entgegen stellen“), Linken-Politiker, und mehrere Stadträte aus dem Landauer Rathaus.
Kandel kann von Landau lernen
Hier könnte und muss der Stadtrat in Kandel lernen, wie man den rechtsextremen Aufmärschen gemeinsam entgegenwirken kann. Die monatlichen Aufmärsche wären in Kandel längst Geschichte, wenn man sich nicht ständig mutlos verstecken würde. Wichtig wäre auch, einer Kreisverwaltung Germersheim deutlich zu widersprechen, was die ständigen Einschränkungen der Gegendemonstrationen betrifft. So erhält das rechtsextreme männerdominierte „Frauenbündnis Kandel“ von Marco Kurz Monat für Monat freies Geleit und terrorisiert weiter die Bürger und Bürgerinnen in Kandel. Letztendlich züchtet sich Kandel die „Rechten Aufmärsche“ geradezu selbst.
Aussagen zu Kandel, wie man sie in rechtsextremen Foren findet „HOMETOWN und HOMEBASE“ haben die Verantwortlichen durch ihre monatelange Passivität bereits zu verantworten.
Beeindruckender Protestmarsch
Dem Aufzug von „Kandel ist Überall“ durch die Landauer Straßen bis hin zum Landgericht folgten die Gegendemonstranten in kurzem Abstand bunt, lautstark und friedlich. Im Laufe der Demonstration schlossen sich immer mehr Landauer Bürger- und Bürgerinnen spontan dem Protestzug an. Es war beeindruckend, wie sich eine ganze Stadt gegen diesen rechten Aufmarsch stemmte. Am Ende waren es mehr als 1000 Menschen.
Komödienstadl in Landau
Wissend, dass ihre Aktion so ziemlich in die Hose ging und Landau dabei sehr deutlich zeigte, dass sie in dieser Stadt unerwünscht sind, suchte das rassistische Bündnis „Kandel ist überall“ zwingend nach einem Aufhänger um ihren lächerlichen Auftritt doch noch zu instrumentalisieren.
Wie bereits mehrfach geschehen, versuchte die AfD Landtagsabgeordnete Christina Baum und eine Medienaktivistin des rechtspopulistischen „Schlüsselkindblogs“ die beeindruckend zahlreichen Gegendemonstranten als ,gewalttätige Linksextremisten’ darzustellen. Als vermeintliche ,Beweise’ sollen Videoclips dienen. Auf diesen Videoclips ist jedoch nichts von tätlichen Angriffen zu sehen. Man muss sagen, im Schauspielern sind sie nicht so geübt, wie im Verbreiten von Hass und Hetze.
Ihre Strategie war es, provokant durch die Gegenveranstaltung zu laufen, offenbar voller Hoffnung, dass sich einzelne provozieren und zu Gewalttaten hinreißen ließen. Die Szenen sollten dann offenbar reißerisch ins Netz gestellt werden. Allerdings gelang es ihnen lediglich, einen jungen Mann zu filmen, der sie darauf hinwies, dass sie auf der falschen Veranstaltung seien und besser wieder auf ihre Seite der Polizeiabsperrung zurück gingen. Auf dem rechten „Schlüsselkindblog“ steht später, der Mann sei „aggressiv, bedrängend und handgreiflich“ gewesen und habe mit Gewalt gedroht. Allerdings ist dies in den Aufnahmen nicht zu sehen. Da sich die rechten Fake-News Produzentinnen wohl nicht besser zu helfen wussten, behaupten sie dann einfach, der Mann habe Frau Baum gegen das Bein getreten (was man auf dem Video natürlich nicht sehen kann). Ein erbärmlicher Versuch der Stimmungsmache, dem wohl nur die engsten und engstirnigsten Anhänger*innen der AfD Glauben schenken werden.
Kein Fake ist dagegen ein „Anrempler“ durch einen Fahrradfahrer. Kurz nach dem Loslaufen der rechten Demo kam dieser von hinten angefahren. Unbemerkt schlängelte er sich an der Demo vorbei und touchierte eine Plakatträgerin von „Kandel ist überall“, so dass sie stolperte und ihr Plakat fallen ließ. Die AfD Anhänger*innen waren entsetzt, die Polizei hatte nichts mitbekommen, umstehende Dritte mussten kichern und der Radfahrer war über alle Berge, bevor irgendjemand „Extremismus“ rufen konnte. Ende der Geschichte.
Nachdem die rechte Demo bis zum Landgericht gezogen war, in einigem Abstand gefolgt von der rund zehnmal so großen Gegendemo, wurde vor dem Justizgebäude eine Kundgebung abgehalten, bei der die AfD Abgeordneten Christina Baum und Stefan Räpple sprachen.
Landau war mehr und Kandel nicht überall
Angesichts der eindeutigen Zahlenverhältnisse hätte die Veranstaltung des zivilgesellschaftlichen Bündnisses auch unter dem Motto „Wir sind mehr“ stattfinden können…
Landau war mehr, viel mehr… wie auch der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Landtag Rheinland-Pfalz, Alexander Schweitzer, den Gegenprotest bei einer Rede lobte…. Danke Landau #wirsindmehr
Die Demonstrationen verliefen friedlich, die Polizei sprach neun Platzverweise aus, weil man bei Personenkontrollen Kleidungsstücke gefunden hatte, die zu einer Vermummung hätten dienen können.
(jb & cki)
Weitere Bilder
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