Warnstreik beim Autohaus Ernst in Mannheim
Autohaus Ernst steigt aus der Tarifbindung aus
Vor dem Skoda-Autohaus in der Friedrich-Ebert-Str. protestierten am 24. März rund 100 Beschäftigte für die Wiederherstellung der Tarifbindung. Auf dem Gelände befindet sich auch die ebenfalls zur Ernst-Gruppe gehörenden Autohäuser von Audi und VW. Die Beschäftigten wurden unterstützt durch Beschäftigte aus anderen Betrieben.
Es sprachen Richard Römer, Betriebsratsvorsitzender der AUDI-Autohauses und Gesamtbetriebsratsvorsitzender der Ernst-Gruppe, Thomas Hahl und Benedikt Hummel für die IG Metall Mannheim und Ivan Curkovic, IGM Tarifsekretär für das Kfz-Handwerk. Außerdem wurden Grußworte gesprochen von Cheyenne Todaro, Betriebsrätin von Mercedes-Benz, Wolfgang Alles vom Betrieblichen Solidaritätskomitee und Ralf Heller, DGB-Vorsitzender Mannheim/Rhein-Neckar und Betriebsratsvorsitzender vom Uniklinikum.
Massive Einschüchterungen seitens der Geschäftsführung
Es wurde berichtet, dass die Beschäftigten im Vorfeld, u.a. von dem Geschäftsführer der Ernst-Gruppe persönlich eingeschüchtert wurden. Auszubildenden wurden in Gruppen zusammengerufen und ihnen mit Konsequenzen gedroht, wenn sie sich am Warnstreik beteiligen würden. In den letzten Wochen wurden fünf Abmahnungen ausgesprochen für Beschäftigte, die schon 20 bis 30 Jahre dem Unternehmen angehören. Darunter war auch ein Betriebsrat, der bei den gerade jetzt abgeschlossenen Betriebsratswahlen die meisten Stimmen hatte. Im Vorfeld der Betriebsratswahlen hat die Geschäftsführung versucht, durch das Aufstellen einer gegnerischen Liste Druck auszuüben. Hummel berichtete, dass gerade eben die IG Metall die Nachricht erhalten hätte, dass die Kollegen von Hockenheim massiv unter Druck gesetzt worden sind, sich nicht an Kundgebung zu beteiligen. Der Geschäftsführer Widder habe erklärt, das persönlich zu nehmen.
Thomas Hahl, der erste Bevollmächtigte der IG Metall Mannheim, warnte: Tarifflucht wird sich nicht lohnen“. Die geschäftsführung von der Ernst-Gruppe sollten wiseen, dass sie den Ruf der Firma auf´s Spiel setzen würden. Das könne schnell ein Eigentor werden. Außerdem bezeichnete Hahl und die anderen Redner/-innen das Verhalten der Geschäftsleitung als Angriff auf Demokratie und Rechtsstaat. Deshalb gehe das alle an. Auch die Mannheimer Stadtpolitik wurde aufgefordert, entsprechen Druck auszuüben. Aufträge und Bestellungen sollten nur Firmen erhalten, die Tarifverträge einhalten.
Hummel kündigt an: “Wir werden jetzt den Druck erhöhen, damit sich die Arbeitgeberseite endlich bewegt. Wir erwarten von der Ernst-Gruppe nun, rasch Terminvorschläge für die nächste Verhandlung zu unterbreiten und konkrete Vorschläge für die Wiederherstellung der Tarifbindung zu formulieren. Die IG Metall ist handlungs- und durchsetzungsfähig. Unser Auftrag ist, zusammen mit der Belegschaft für die Wiederherstellung der Tarifbindung zu kämpfen.”
Der Hintergrund
Die Ernst-Gruppe, nach eigenen Angaben eine der erfolgreichsten Automobilhandelsgruppen im Rhein-Neckar-Kreis und seit 1925 in Familienbesitz, beschäftigt aktuell rund 250 Menschen an Standorten in Mannheim, Hockenheim und Heidelberg. Zum Portfolio gehören Marken aus dem Volkswagen-Konzern wie VW, VW Nutzfahrzeuge, Audi, Skoda und Seat. An vier Standorten gibt es bis dato Betriebsräte sowie seit letztem Jahr einen Konzernbetriebsrat für die ganze Gruppe.
Zum Jahrsende hat das Mannheimer Traditionsunternehmen die Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband des Kfz-Handwerks gekündigt. Damit will Autohaus Ernst aus der Tarifbindung mit der IG Metall aussteigen.
Bisher hat es zwei Verhandlungsrunden mit der IG Metall gegeben, die allerdings beide ergebnislos verlaufen sind. Offensichtlich will Autohaus Ernst gar keinen neuen Tarifvertrag. Ein neuer Termin konnte deshalb nicht vereinbart werden.
Der Betriebsratsvorsitzende Rüdiger Römer erwähnte die wesentlichen Stichworte, um die es geht. 40 Stunden- statt 36 Stundenwoche, Kürzung oder Streichung von Zulagen, neue Eingruppierungsregeln, Samstagarbeit, mehr Arbeitszeitflexibilisierung, Verteilung des Weihnachtsgeldes auf´s ganze Jahr, um die Entgeltsenkungen zu kompensieren.
Roland Schuster
Gemeinsame Pressemitteilung der Fraktion LI.PAR.Tie. im Gemeinderat Mannheim und DIE LINKE Mannheim
Solidarität mit den Beschäftigten des Autohauses Ernst
Der Kreisverband DIE LINKE Mannheim und die Fraktion LI.PAR.Tie. im Gemeinderat Mannheim, in der sich die DIE LINKE, Die PARTEI und die Tierschutzpartei zusammengeschlossen haben, erklären gemeinsam ihre Solidarität mit den Beschäftigten der Autohaus Ernst GmbH & Co. KG in ihrem Arbeitskampf für einen Tarifvertrag. Die Geschäftsleitung ist aus dem Arbeitgeberverband Kraftfahrzeug- und Tankstellengewerbe ausgetreten und hat damit den bestehenden Tarifvertrag mit der IG Metall aufgekündigt. Die Verhandlungen über einen Haustarifvertrag sind bisher ergebnislos geblieben. Stattdessen versucht die Geschäftsleitung zum Nachteil der Beschäftigten Einzelverträge ohne Tarifbindung abzuschließen.
Wir, die Mitglieder der LINKEN Mannheim und der Fraktion LI.PAR.Tie., unterstützen die Arbeitnehmer*innen des Autohauses Ernst und die IG Metall, die heute mit einem Warnstreik und einer Kundgebung in der Friedrich-Ebert-Straße am Autohaus-Stammsitz Druck auf die Geschäftsleitung ausüben, die Verhandlungen konstruktiv voranzubringen. Die Forderungen nach einem Haustarifvertrag oder noch besser zur Rückkehr in den Tarifvertrag zwischen Arbeitgeberverband und IG Metall sind nicht nur richtig und wichtig, sie sollten auch selbstverständlich sein. Die Beschäftigten arbeiten tagtäglich für den Unternehmenserfolg. Wenn die Sozialpartnerschaft ernst genommen wird, müssen sie auch ihren Anteil ohne Abstriche, ohne sich verschlechternde Arbeitsbedingungen, sicher und planbar am Unternehmensgewinn erhalten.
Wir halten es für absolut unverständlich, in dieser von Unsicherheit, der Pandemie und den Schreckensmeldungen aus der Ukraine geprägten Zeit Arbeitnehmer*innen in die Unsicherheit der Tarifflucht zu stürzen. Deshalb wünschen wir den Beschäftigten im Arbeitskampf viel Erfolg und gutes Gelingen!
Sven Metzmaier (Sprecher) für den Kreisvorstand der LINKEN Mannheim
Dennis Ulas (Vorsitzender) für die Fraktion LI.PAR.Tie.
Mannheim, 24.03.2022