Bürgerinitiative setzt sich für die Erhaltung der Kasernengebäude auf Spinell ein
Bürgerinitiative „Erhalt statt Abriss“ appelliert:
Umbau statt Neubau – Erhaltet die Kasernengebäude auf Spinelli!
Die Bürgerinitiative „Erhalt statt Abriss“ wurde im Mai 2023 von zunächst sechs Mannheimer*innen gegründet,[1] hat dann jedoch rasch weitere Verbündete gefunden. Die Gesamtliste derjenigen, die diesen Appell mitgestaltet und als Erste unterzeichnet haben ist dem beigefügten Flyer zu entnehmen.
Unser Ziel ist der Erhalt der beiden Kasernengebäude 1574 und 1566, welche die Stadt und GBG mit Umsetzung des Bebauungsplans „Spinelli-Wingertsbuckel“ nach der BUGA abreißen und durch einen Neubau ersetzen möchte.
Und das sind unsere Argumente:
Gebäude erzählen Geschichte:
Diese beiden Kasernengebäude gehören – wie weitere drei und eine Gymnastikhalle – zu einem Ensemble, das 1938/39 von der Wehrmacht gebaut und nach dem 2. Weltkrieg von der US Army bis 2012 genutzt worden ist. Die Amerikaner haben den Gebäudekomplex gut gepflegt und regelmäßig saniert, so dass zuerst dem Bund (BIMA), später der Stadt Mannheim, Häuser mit einer sehr guten Bausubstanz (innen und außen) übergeben worden sind. Davon kann Larry Scavone, langjähriger „Baubürgermeister“ der US Army und verantwortlich für diese Gebäude, detailliert Zeugnis ablegen (er ist im Übrigen auch einer der Erstunterzeichner des Appells).
Zeitenwende in der Baubranche: Erhalt statt Abriss
Im Zentrum unserer Kritik am geplanten Abriss stehen die ökologischen Argumente. Die Baubranche steht mit ihrem hohen Anteil an den gesamten CO-2-Emisisonen zurecht im Fokus der Kritik, zumal der Gebäudesektor seine jährlichen Emissionsminderungsziele beständig verfehlt. Sowohl der Abriss und der Abtransport von Baumaterial als auch der Neubau von Gebäuden erfordern eine übermäßige Nutzung knapper Ressourcen und setzen zusätzliche Treibhausgase frei. Demgegenüber würde der Erhalt von Gebäuden, und damit die Einsparung von energieintensiven und klimaschädlichen Stoffen wie Beton und Stahl, die im Material gespeicherte „graue Energie“ nachhaltig sichern. Diese in der Architektur und Stadtplanung inzwischen weit verbreiteten Erkenntnisse münden in der Forderung nach einem „Abrissmoratorium“, welches von der Bundesregierung neue Regelungen im Umgang mit Bestandsbauten verlangt.
Die Stadt Mannheim verletzt ihre eigenen Klimaziele
Gefordert sind nun aber vor allem rasch wirksame lokale Maßnahmen, zu denen sich die Stadt Mannheim mit ihrer Rolle im europäischen Local Green Deal verpflichtet hat. So begrüßenswert die von der Stadt Mannheim in ihrem Leitbild „Mannheim 2030“ und im „Klimaschutzaktionsplan 2030“ genannten Ziele sind, so bedauerlich ist die Diskrepanz zwischen Worten und Taten. Obwohl die Stadt hervorhebt, dass Bebauungspläne auf verstärkten Klimaschutz auszurichten sind, widersetzt sie sich diesem Anspruch. Und dies ausgerechnet am Rande der BUGA, welche die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen proklamiert.
Jedes Gebäude wartet auf die richtige Nutzung
Als Argument für einen Abriss von Bestandsgebäuden wird oft – in unserem konkreten Fall auch von der GBG – ins Feld geführt, dass die vorhanden Innenstruktur der alten Gebäude nicht oder nur mit unverhältnismäßig hohem Aufwand an heutige Wohn-und Arbeitswünsche anzupassen sei. Dem widersprechen zahlreiche kreative und innovative Beispiele von Umbauten national wie international. Und auch in Mannheim haben zwei private Investoren bereits gezeigt, wie man Bausubstanz erhält und dennoch neues schafft: Auf Franklin wurde in einem U-förmigen Kasernengebäude das Projekt BARAC Kunst/Labor/Soziales verwirklicht (Philipp Morlock, Andreas Handel). Auf Taylor wurde das E-Gebäude umgebaut und für ein Hotel und für Gewerbe genutzt.
Appell an Stadt und GBG:
- Abrissmoratorium für die beiden Spinelli-Kasernengebäude
- klimaökologische Bewertung des Vorhabens
- Entwicklung innovativer Ideen für die Umnutzung der beiden Gebäude
- Einbeziehung der Bürgerschaft in die Planung für das neue Baugebiet
Unser Appell hat inzwischen auch überregional Beachtung gefunden und wird – neben engagierten Menschen aus der Zivilgesellschaft aus einem breiten Berufsspektrum – auch von Architekt*innen und dem BDA Baden-Württemberg (Bund deutscher Architekten – Baden-Württemberg) unterstützt.
Gemeinderat, Stadtverwaltung, Aufsichtsrat und Geschäftsführung der GBG haben unseren Appell erhalten. Wir hoffen auf eine intensive Diskussion und eine zukunftsfähige Entscheidung im Sinne der Mannheimer Leitbilder.
Pressemitteilung vom 13.09.203
Bürgerinitiative „Erhalt statt Abriss“ der Spinelli Kasernen
ErstunterzeichnerInnen: (Stand 06.07.23): Bund Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) Baden-Württemberg, Yvette Bödecker (Dipl. Volkswirtin), Swen Brodkorb (Architekt), Anna B. Dell (Sozialwissenschaftlerin), Prof. Dr. Christopher Dell (Architektur- und Städtebautheoretiker), Katrin Dietrich (Rechtsanwältin), Friedemann Duffek (Hütten & Paläste), Frank Dziersk (Unternehmer), Nadja Encke (Dozentin), Dennis Ewert (Architekt; MOFA), Gerhard Fontagnier (Stadtrat), Bettina Franke (Schauspielerin), Ernst Gramberg (Dipl. Ingenieur), Prof. Nanni Grau (Bauen im Bestand-Architektur der Transformation, Hochschule München, Hütten & Paläste), Andreas Handel (Architekt), Franziska Heidecker (Hütten & Paläste), Dr. René Leicht (Soziologe), Daniel Lukac (Fotograf), Philipp Morlock (Künstler), Wolfgang Piva & Ralph Hackeland (Designer), Larry Scavone (Architekt; ehem. „Baubürgermeister“