“Vienna”: Auseinandersetzungen um das Szene-Lokal gehen in die nächste Runde
Ehemalige Vienna-Beschäftigte haben Klage eingereicht
Der Mannheimer Morgen (6.1.2023, 29.11.2023, 18.1.2024) berichtete über einige Hintergründe der Auseinandersetzungen um das stadtbekannte Szene-Lokal Vienna. Nach dem Tod der Vienna-Legende Peter Adomeit im September 2022 erlebte das Vienna zwei Eigentümerwechsel. Beide Wechsel nährten Hoffnungen, kamen die neuen Inhaber doch aus dem Umfeld des Vienna.
Die Hoffnungen erfüllten sich aber nur am Anfang. Mit den nachfolgenden Inhabern, die das Lokal vom 1.12.2022 bis Oktober 2023 betrieben, hatten Beschäftigte immer heftigere Auseinandersetzungen. Es kam zu Kündigungen. Der Inhaber stellte dafür 20 neue Leute ein. Auch das Leitungstrio zerstritt sich heillos.
In seinen guten Zeiten hatte das Vienna bis zu 47 Beschäftigte. Aufgrund der Auseinandersetzungen haben die Beschäftigten am 11. September 2023 einen Betriebsrat gewählt. Der damalige Inhaber hat diesen allerdings nicht anerkannt. Im Oktober hat der Inhaber Insolvenz angemeldet und das Lokal geschlossen. Ob die Insolvenz rechtens ist, ist strittig. Das Insolvenzverfahren soll zu keinem Zeitpunkt eröffnet worden sein. Tatsache ist: Seit Oktober ist das Lokal vorübergehend geschlossen und sind die Beschäftigten freigesetzt und erhalten keinen Lohn. Darüber scheint es aber keinerlei offizielle Benachrichtigung zu geben. Am 1.12.2023 hat der Hausbesitzer einen neuen Mietvertrag mit neuen Inhabern bzw. Pächtern abgeschlossen. Das Lokal ist nun wieder geöffnet. Die neuen Inhaber wollen das Vienna im ursprünglichen Sinne weiterführen. Allerdings haben sie neue und andere Leute wie bisher eingestellt.
Der Betriebsrat, der sich nach wie vor im Amt sieht, und viele Beschäftigte haben sich gewerkschaftlich bei der Gewerkschaft NGG organisiert. Sie klagen auf Fortzahlung des Lohns seit Oktober 2023, seitdem die Lohnzahlungen ausgeblieben sind. Es geht auch um den Betriebsübergang vom Oktober bis Dezember 2023. Die Beschäftigten sehen sich nach wie vor als Beschäftigte des Unternehmens. Ihnen wurde offensichtlich niemals ordentlich gekündigt. Auch der Betriebsrat fordert seine Anerkennung. Er wurde über den Betriebsübergang niemals informiert, geschweige denn mit ihm verhandelt. Das sei aber gesetzlich vorgeschrieben. Der neue Arbeitgeber/Inhaber sieht sich allerdings nicht in der Pflicht. Mit den Auseinandersetzungen des alten Arbeitgebers will er nichts zu tu haben.
Es sind also viele juristische Fragen zu klären. Ca. 10 Beschäftigte klagen nun mit Unterstützung der NGG. Die Demonstration am 20. Januar 2024 mit ca. 130 Menschen durch die Mannheimer Innenstadt hat viel Aufmerksamkeit erzeugt. Es ist schon außergewöhnlich, dass in einem Bereich, der eher der prekären Beschäftigung zugeordnet wird, ein solcher Widerstand entsteht. Offensichtlich spielen hierbei die Jusos Mannheim eine unterstützende Rolle. Man kann gespannt sein, wie es weitergeht.
Roland Schuster