Mannheim-Franklin: HOME vor der Vollendung – ein Grund zum feiern?
Erneut gab es in der Lokalzeitung einen lobenden Artikel zu den „HOME“ Häusern im Neubaugebiet des Mannheimer Stadtteils Franklin. Nach einer Hängepartie mit abgesprungenem Investor soll nun auch das letzte der vier Buchstabenhochhäuser von einem neuen Investor aus dem Schwarzwald gebaut werden. Nach H, O und E soll 2029 auch das M fertig gestellt sein und den identitätsstiftenden Schriftzug „HOME“ im Zentrum der Konversionsfläche Franklin vollenden. (red)
Alle jubeln. Herr Judt von der MWSP, Herr Frings von der GBG, Oberbürgermeister Specht, wohl auch der Investor, die finanzierenden Banken und die Finanzinvestoren aus dem In- und Ausland. Auch MM-Kommentator Martin Geiger ist von dem „Konzept“ überzeugt. Kann man dazu dann überhaupt noch etwas kritisches schreiben?
Alles, was man vielleicht sich trauen könnte zu sagen, wischt Geiger bereits in seinem Kommentar vom Tisch. Nein, es ist wirklich kein sozialer Wohnungsbau. Saftig bis verrückt sind auch für ihn Quadratmeterpreise von ca. 7000€ oder darüber.
Nur so entsteht aber die dringend benötigte Bleibe für Besserverdienende. Endlich werden in Mannheim wieder Menschen Steuern zahlen. Dazu braucht es dieses Angebot und eine weit hin sichtbare Abgrenzung: hier wohne ich! Ein ganz besonderes HOME, sicher nur für einen kleinen, exquisiten Teil der Bevölkerung überhaupt jemals zugänglich. Womöglich identitätsstiftend für die, die es sich leisten können und diese Art Identität wohl nötig haben. Wohnen im „meistgesehenen Gebäude Franklins“. Klar, wer hier wohnt, bleibt unter sich und seinesgleichen. Anscheinend vorbei der städtebauliche Ansatz, solche Ghettos nicht mehr zuzulassen. Attraktiv ist das Konzept in jedem Fall für frisches, weltweites Geld.
Die ansonsten nicht sehr inhaltsschwere Idee der 4 Buchstaben ist als „Konzept“ für die MWSP aufgegangen. Ohne viel politischen Protest oder im Zweifel von x Hochglanzwerbekampagnen begleitet und jetzt am Ende wohl noch mal mit spezieller Förderung, ließ sich damit Mannheim mit äußerst hochpreisigem Wohnraum einnebeln. Welch eine städtebauliche und architektonische Kunst – die Bodenpreise nach oben zu treiben! Mannheim, das stattdessen dringend bezahlbaren Wohnraum FÜR ALLE bräuchte. DIE demokratische Aufgabe. Lieber Herr Geiger, bitte schreiben Sie deshalb die nächsten fünf Artikel mal wieder abseits der Mächtigen. Mehr für die HOMELESS. Denn eigentlich zahlen die auch Steuern.
Kommentar: Günter Bergmann | Bild: KIM