Werkrealschule an der Geschwister-Scholl-Schule steht zur Schließung an
ttr – Gegen heftigen Widerstand der Lehrerschaft und der Schulkonferenz der Werkrealschule (WRS) Geschwister Scholl auf der Vogelstang wird der Gemeinderat im Rahmen der Etatberatungen einen in 2014 aufgeschobenen Beschluss vollziehen: Die WRS wird geschlossen, die Realschule und das Gymnasium bleiben.
Hintergrund ist der Mannhemer Schulentgwicklungsplan, der für 6100 GymnasiastInnen 9 Gymnasien vorsieht, und für die anderen 8.150 SchülerInen weiterführeder Schulen 16 Schulen der Typen Integrierte Gesamtschule, Realschule und Werkrealschule. Von letzterem Typ sieht der Plan nur noch 5 Schulen vor. Die anderen noch existierenden Werkrealschulen sollen sukzessive geschlossen werden. Sie befinden sich jeweils an Verbund-Standorten, so dass die Standorte erhalten bleiben. Die WRS Scholl ist von den Schließungsplänen betroffen. Es soll – so der Plan der Verwaltung und der Schulentwicklungskommission – eine ganztägige, integrative Realschule bestehen bleiben. Ohne die in die Vogelstang verwiesenen SchülerInnen, die in der IGMH mangels Kapazitäten nicht aufgenommen werden können (ca. 100 pro Jahr), wäre, so die Verwaltung, die WRS Scholl nicht mehr zweizügig zu halten und würde von der Schulaufsichtsbehörde dann ohnehin geschlossen.
Die Entwicklung der Schülerzahlen gibt der Verwaltung Recht. Neuerdings bieten im übrigen die Realschulen in Baden-Württemberg auch den Hauptschulabschluss an. Die meisten Eltern der Vogelstanag werden deshalb ihre Kinder auf diese Schulen unter dem gleichen Dach wie die WRS schicken, weil die Kinder dort beide Abschlüsse machen können.
Schulschließungen sind bitter. Aber es eröffnet sich die Perspektive, aus den Werkreal- und Realschulen (unechte) Gemeinschaftsschulen zu bilden.
Die Schulkonferenz der WRS wehrte sich mit folgender Erklärung:
Gesamtlehrerkonferenz und Schulkonferenz der Geschwister-Scholl-Werkrealschule lehnen die geplante Schließung der Schule aus folgenden Gründen ab:
- Die Geschwister-Scholl-Werkrealschule ist mit aktuell 380 Schülerinnen und Schülern eine der größten Werkrealschulen in Mannheim. Auf Grund der Schülerzahl in der Eingangsklasse besteht keine Veranlassung die Schule zu schließen
- Ab Klassenstufe 8 ist die Schule 3zügig, ab dem nächsten Schuljahr in den Klassen 9 und 10 sogar 4 zügig. D.h. ab Klasse 8 kommen vermehrt Schülerinnen und Schüler durch Zuzug, Schulwechsel nach §90 Schulgesetz und Rückschulung aus Realschulen hinzu. Aktuell haben wir jede Woche 1 Neuzugang in Klasse 8.
- Unter den 35 Schülerinnen und Schülern der Vorbereitungsklasse sind 12 Flüchtlingskinder, die alphabetisiert werden müssen, eine Aufgabe, die an einer Realschule derzeit nicht geleistet werden kann. Die Zahl der Flüchtlingskinder ist steigend, Ausgang ungewiss.
- Das Schülerklientel der Werkrealschule benötigt eine persönliche Beziehung und ein gutes Vertrauensverhältnis zu seinen Lehrerinnen und Lehrern, das wir im Klassenlehrerprinzip dieser Schulart gewährleistet sehen.
- Die je 7 zusätzlichen Wochenstunden pro Klasse (entspricht 4,5 Lehrer- deputaten) des Alterlasses gehen durch eine Schulschließung verloren.
- Es wird eine Schule geschlossen, die bei der Fremdevaluation eine hervorragende Beurteilung erhielt, was nur für wenige Schulen in Baden-Württemberg zutrifft.
- Ein Lehrerkollegium, das hervorragende Arbeit leistet, bleibt nicht am Standort Vogelstang erhalten. Je nach Bedarf und Wunsch werden diese Lehrerinnen und Lehrer an Grund- und Werkrealschulen versetzt werden, an denen Lehrerbedarf besteht. Erst wenn der Bedarf an Grund- und Werkrealschulen abgedeckt ist, kann auf Lehrerwunsch eine Versetzung an eine Realschule oder Förderschule erfolgen.
Aus oben genannten Gründen stimmen wir für einen Erhalt der Geschwister-Scholl-Werkrealschule.
Schulleitung und Lehrerkollegium sind weiterhin offen für Gespräche über die Einrichtung einer Verbundschule oder Gemeinschaftsschule am Standort Vogelstang.
Das Oberschulamt hat inzwischen zugesagt, die Lehrer mit ihren besonderen Kompetenzen am Standort zu belassen.
Aus Sicht der LINKEN führt an der Schließung kein Weg vorbei. Es wäre sehr wünschenswert, wenn sich die beiden Kollegien der WRS und Realschule Scholl zu einer Gemeinschaftsschule „zusammenraufen“ könnten.
Erschwerend kommt hinzu, dass das gesamte Schulgebäude dringend saniert werden muss. Ohne Klarheit, wie es an der Schule weitergeht, ist eine solche Sanierung nicht machbar. Inzwischen hat die Verwaltung zugesagt, Planungskosten der Sanierung in den neuen Doppelhaushalt nachzuschieben. Deshalb wurde die Entscheidung auf die Etatberatungen verschoben. Die SPD-Fraktion hatte im Fachausschuss der Schließung widersprochen und den Verwaltungsvorschlag beinahe zu Fall gebracht. Man vertagte sich. Nun zeichnet sich eine Mehrheit aus SPD, Grünen, LINKEN und (in diesem Fall) der FDP ab. Die Konservativen möchten die Dreisäuligkeit erhalten. Der Vertreter der Familienpartei, wie sich der als Linker gewählte J. Ferrat neuerdings bezeichnet, lehnt die Schließung an, weil er eine Ganztages-Realschule ab, weil er das über alles geschätzte freie Wahlrecht der Eltern verletzt sieht.