BewohnerInnen in Mannheim-Jungbusch wehren sich
Im Jungbusch geht „die Prenzlauer-Berg-Story“ weiter
Angesichts der sich abzeichnenden Gentrifizierung im Jungbusch erschien im Kommunal-Info 19/2015 ein Artikel mit der Überschrift „Im Jungbusch ´keine Prenzlauer-Berg-Story` schreiben!“. Inzwischen sind 16 Monate vergangen – die Prenzlauer-Berg-Story geht weiter.
Im KIM 19/2015 ist berichtet, dass ein internationaler Immobilienfonds der BNP Paribas REIM Germany, eine Tochtergesellschaft von BNP Paribas Real Estate in Paris, binnen kurzer Zeit fast ein Viertel der Häuser in der Beilstraße im Jungbusch gekauft hat. Die Mannheimer Immobilienfirma Hildebrandt & Hees GmbH wickelt die Geschäfte ab und wird dann als Verwalter eingesetzt.
Das Prinzip ist dabei immer dasselbe: Nach Kauf der Häuser wird den MieterInnen wegen anstehender Komplett-Sanierungsmaßnahmen gekündigt. Danach werden die Wohnungen weit teurer an Studenten bzw. studentische Wohngruppen neu vermietet. Je nach Art der Sanierung sind diese 40% bis zu 200% teurer.
Inzwischen hat der Immobilienfonds der BNP weitere Häuser im Jungbusch gekauft – nicht nur in der Beilstraße. Man spricht von ca. 30 Häusern.
Der erzwungene Auszug der bisherigen BewohnerInnen ist zwar nicht geräuschlos aber aus Sicht des Immobilienspekulanten erfolgreich verlaufen. Nun aber äußert sich der Widerstand öffentlich. Das geplante und dann erzwungene Aus des überaus beliebten Stehcafés KARDES ist einer von mehreren Gaststättenbetrieben, die von Schließung bedroht sind. Diese bisher recht einfachen Betriebe (z.B. Bier für 1,30 €) passen nicht mehr in das Anforderungsprofil des Immobilienspekulanten und sollen sogenannten „Edelschuppen“ weichen.
DIE LINKE im Gemeinderat hat im Oktober 2015 einen Antrag bzw. Anfrage für den Gemeinderat gestellt, die den Titel hat: „Gentrifizierung im Jungbusch verhindern – Wieviel und welcher Wandel im Jungbusch?“. In der Antwort der Verwaltung auf die Anfrage werden die beschriebenen Vorgänge im Jungbusch als eher atypisch und als Einzelfall dargestellt. Was damals schon nicht richtig war, stimmt heute angesichts der Entwicklung erst recht nicht.
Der in der Anfrage formulierte Antrag, dass die Verwaltung zeitnah eine Konferenz mit den Stadtteil-Akteuren und relevanten Organisationen und Institutionen organisiert, um die Lage zu eruieren und Möglichkeiten der Gegenwehr auszuloten, ist aktueller denn je und muss dringend umgesetzt werden.
Wenn die Verwaltung sich hierzu nicht in der Lage sieht, dann muss es auch erst mal ohne diese gehen.
Das Treffen „Kati und Rosa bleiben!“ (wir berichteten) war hierbei ein wichtiger Anfang sein.
Roland Schuster