Es reicht! Kundgebung gegen die Zerschlagung des Mannheimer General Electric-Standorts

Protestaktion gegen die Schließung des Mannheimer Werks (Bild: Helmut Roos)

Breite Solidarität vieler Menschen aus Mannheim und der Region – IG Metall: Wir brauchen gesellschaftiche Antworten

Am Montag haben etwa 400 Menschen am Tor 6 bei General Electric in Mannheim-Käfertal gegen die Zerschlagung des traditionsreichen Mannheimer Industrieunternehmens demonstriert.

Die Betriebsversammlung am Vormittag war unterbrochen worden und die Kolleginnen und Kollegen waren zur Kundgebung der IG Metall Mannheim ans Tor gekommen.

Viele Menschen aus anderen Betrieben, Gewerkschaften, Kirchen und Verbänden sowie viele Bürgerinnen und Bürger unterstützten den Protest.

Über die Solidaritätsbotschaften von Andreas Stoch von der SPD-Landtagsfraktion, Roland Schuster von der Partei die LINKE sowie der Siemens-Kollegen des ebenso von Zerschlagung betroffenen Standorts Offenbach freuten sich die Kundgebungsteilnehmerinnen und -teilnehmer sehr.

Klaus Stein, 1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Mannheim sagte: “Es reicht! Das Verhalten des GE-Managements ist asozial. Wir brauchen dringend gesellschaftliche Antworten auf solche menschenverachtenden Entscheidungen.”

Elisabeth Möller, Betriebsratsvorsitzende bei GE in Mannheim: “Die verbleibenden Kolleginnen und Kollegen bei GE in Mannheim werden trotz anders lautender Versprechen in diesem Jahr im Regen stehen gelassen. Unser Protest und unser Kampf für die Arbeitsplätze geht weiter.”

IG Metall Mannheim, 11.12.2017

 

 

Grußwort von Roland Schuster (Die LINKE Mannheim)

(…) im Mannheimer Morgen vom Samstag wird eure Betriebsratsvorsitzende zitiert „Dieser Standort erlebt seit Jahren die Hölle auf Erden.“

Diese traurige und bittere Wahrheit, ausgesprochen von Elisabeth Möller, müsst ihr, und das ist schlimm, ertragen. Das erklärte Ziel, den Standort für möglichst Viele zu erhalten, konntet ihr nicht und konnten wir nicht, die wir euch unterstützt haben, erreichen.

Aber, das ist vielleicht ein kleiner Trost, lasst euch das von Einem sagen, der auch ein Blick von Außen hat:

Ihr, als Belegschaft, als Betriebsrat, als Vertrauensleute habt Alles, aber auch Alles gemacht um diese Arbeitsplätze zu erhalten:

Unzählige Protestversammlungen, Demonstrationen, gemeinsame Busfahrten nach Paris und nach Frankfurt zu den Konzernzentralen, das überbetriebliche Solidaritätskomitee, die starke Unterstützung durch die IG Metall, Öffentlichkeitsarbeit, Einschaltung der Politik usw.

Ihr habt auch den Part übernommen, den eigentlich die Geschäftsleitung hätte machen müssen: Ihr habt euch um mögliche Alternativgeschäftsfelder außerhalb der Energiewirtschaft gekümmert.

Aber all das wollte die Geschäftsleitung nicht hören, und als die Schließung der Fabrik nicht mehr abzuwenden war, habt ihr einen Investor bei der Hand gehabt, der die Fabrik kauft.

Aber auch das wollte die Geschäftsleitung nicht.

Sie wollte diesen Standort und diese Arbeitsplätze von Anfang an platt machen. Ihr und wir haben das geahnt – umso schlimmer nun ist es, dass das Unglück zumindest weitgehend eingetreten ist.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

bei aller Traurigkeit und Wut: Wir müssen nach vorne schauen. Jeder Arbeitsplatz, der hier am Standort erhalten werden kann, muss bleiben! Und für jeden Arbeitsplatz, der nicht erhalten werden kann, weil die Geschäftsleitung sich weigert, soll GE, der Konzern mit den Milliarden-Gewinnen, so teuer wie möglich bezahlen. Dafür sollt ihr die Unterstützung bekommen, die ihr verdient habt.

Die Konferenz, die der Betriebsrat, die Vertrauensleute und das Solidaritätskomitee zusammen mit der IG Metall, am 29. November im Gewerkschaftshaus durchführten, trug den Titel „GE – unser Kampf – wie weiter?“

In den Konferenzmaterialien gibt es eine Rubrik mit „Antworten finden“.

Da heißt es:

Wie aktive gewerkschaftliche Gegenmacht in Betrieb und Gesellschaft stärken und verteidigen?

Helfen Vetorechte für Betriebsräte?
Ist eine demokratische Kontrolle von Konzernen möglich?

Kann Wirtschaft so umgestaltet werden, dass sie der Gesellschaft und nicht den Interessen weniger dient?

Diese eure Fragen sind auch unsere Fragen und darauf müssen Antworten gefunden.

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

hier hinter diesen Werksmauern sind Fabrikanlagen mit dem Wert vom mehreren 100 Mio. €. Kann es sein, dass eine Konzernleitung mit einem Federstrich diese Werte vernichtet? Politik und Gesellschaft müssen sich fragen, wie Konzernwillkür eingegrenzt werden kann und darauf eine Antwort finden!

 

 

Pressemitteilung von Gökay Akbulut (MdB DIE LINKE)

General Electric – Verantwortung statt Profitmaximierung

„Schon wieder will General Electric Stellen in Mannheim streichen, und das, obwohl der Vorstandsvorsitzende Wulf noch im Frühjahr weitere Streichungen ausgeschlossen hat. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Beschäftigten!“, kommentiert Gökay Akbulut die heutige Ankündigung von General Electric, erneut massiv Arbeitsplätze am Mannheimer Standort abzubauen. Insgesamt will der Konzern 1.600 Arbeitsplätze in Deutschland streichen. Mehrere Standorte sollen geschlossen werden. Darüber hinaus ist die Auslagerung von bundesweit 350 Stellen, davon rund 90 aus Mannheim geplant.

Die Mannheimer Abgeordnete weiter:

„Damit gehen erneut viele wichtige Arbeitsplätze in Mannheim und in der Region verloren. Die Stellenstreichungen bei General Electric sind zudem leider Ausdruck einer größeren Entwicklung, nämlich der allmählichen Deindustrialisierung in der Region. Das hat natürlich konkrete Auswirkungen für die Menschen vor Ort. In Zeiten zunehmender sozialer Spaltung und Prekarisierung sendet die de-facto Betriebsschließung in Mannheim ein fatales Signal an die Bürgerinnen und Bürger. Ich fordere von General Electric deswegen den Erhalt des Standortes Mannheim und der Beschäftigten. Es kann nicht sein, dass ein Unternehmen mit Milliardengewinnen hunderte von Beschäftigten und ihre Familien einfach so vor das Nichts stellt. Und wofür? Um die kurzfristigen Profitmargen zu erhöhen. Als LINKE Abgeordnete sage ich ganz klar, wir müssen die Menschen endlich wieder vor die Profite stellen! Den Beschäftigten, ihren Betriebsräten und der IG Metall Mannheim gilt meine vollste Unterstützung und Solidarität in diesen schweren Stunden.“