Protestaktion bei General Electric (GE) Mannheim am 11. 12. 2017 Grußwort von Roland Schuster “Fragen und Antworten finden”
(…) im Mannheimer Morgen vom Samstag wird eure Betriebsratsvorsitzende zitiert „Dieser Standort erlebt seit Jahren die Hölle auf Erden.“
Diese traurige und bittere Wahrheit, ausgesprochen von Elisabeth Möller, müsst ihr, und das ist schlimm, ertragen. Das erklärte Ziel, den Standort für möglichst viele zu erhalten, konntet ihr nicht und konnten wir nicht, die wir euch unterstützt haben, erreichen. Aber, das ist vielleicht ein kleiner Trost, lasst euch das von einem sagen, der auch einen Blick von Außen hat: Ihr, als Belegschaft, als Betriebsrat, als Vertrauensleute habt alles, aber auch alles gemacht, um diese Arbeitsplätze zu erhalten: UnzähligeBusfahrten nach Paris und nach Frankfurt zu den Konzernzentralen, das überbetriebliche Solidaritätskomitee, die starke Unterstützung durch die IG Metall, Öffentlichkeitsarbeit, Einschaltung der Politik usw. Ihr habt auch den Part übernommen, den eigentlich die Geschäftsleitung hätte machen müssen: Ihr habt euch um mögliche Alternativgeschäftsfelder außerhalb der Energiewirtschaft gekümmert. Aber all das wollte die Geschäftsleitung nicht hören, und als die Schließung der Fabrik nicht mehr abzuwenden war, habt ihr einen Investor bei der Hand gehabt, der die Fabrik kauft. Aber auch das wollte die Geschäftsleitung nicht.
Sie wollte diesen Standort und diese Arbeitsplätze von Anfang an platt machen. Ihr und wir haben das geahnt – umso schlimmer nun ist es, dass das Unglück zumindest weitgehend eingetreten ist.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
bei aller Traurigkeit und Wut: Wir müssen nach vorne schauen. Jeder Arbeitsplatz, der hier am Standort erhalten werden kann, muss bleiben! Und für jeden Arbeitsplatz, der nicht erhalten werden kann, weil die Geschäftsleitung sich weigert, soll GE, der Konzern mit den Milliarden-Gewinnen, so teuer wie möglich bezahlen. Dafür sollt ihr die Unterstützung bekommen, die ihr verdient habt. Die Konferenz, die der Betriebsrat, die Vertrauensleute und das Solidaritätskomitee zusammen mit der IG Metall, am 29. November im Gewerkschaftshaus durchführten, trug den Titel „GE – unser Kampf – wie weiter?“ In den Konferenzmaterialien gibt es eine Rubrik mit „Antworten finden“.
Da heißt es:
- Wie aktive gewerkschaftliche Gegenmacht in Betrieb und Gesellschaft stärken und verteidigen?
- Helfen Vetorechte für Betriebsräte?
- Ist eine demokratische Kontrolle von Konzernen möglich ?
- Kann Wirtschaft so umgestaltet werden, dass sie der Gesellschaft und nicht den Interessen weniger dient ?
Diese eure Fragen sind auch unsere Fragen und darauf müssen Antworten gefunden.
Liebe Kolleginnen und Kollegen,
hier hinter diesen Werksmauern sind Fabrikanlagen mit dem Wert vom mehreren 100 Mio. €. Kann es sein, dass eine Konzernleitung mit einem Federstrich diese Werte vernichtet?
Politik und Gesellschaft müssen sich fragen, wie Konzernwillkür eingegrenzt werden kann und darauf eine Antwort finden!
ROLAND SCHUSTER