Werben für’s Sterben? Der „Tag der Bundeswehr“ wirbt am Samstag in Mannheim für den Dienst an der Waffe
Eine Panzerhaubitze und der berüchtigte Leopard 2 Panzer werden bereit stehen, Fallschirmjäger sollen abspringen und das Transportflugzeug A400M wird über staunende Gesichter hinweg fliegen. Dazu gibt es kühle Drinks und kulinarische Leckereien, fette Beats und live Musik auf der Bühne und natürlich viel Spaß für die Kleinsten, die mit einem „abwechslungsreichen Kinderprogramm“ unterhalten werden. „Infotainment“ nennt die Bundeswehr ihre Werbeveranstaltung im Stil eines Familienfestes, die am Samstag den ganzen Tag über auf dem Gelände des Bildungszentrums der Bundeswehr in Neuostheim stattfinden wird. Mit mehr als 10 000 Besucher*innen wird offenbar gerechnet. Leben und Tod scheinen hier ganz nah beieinander, wenn die Veranstaltung mit den Motto „Bildung trifft auf Action“ beginnt.
Weitere Programmpunkte werden von der Bundeswehr wie folgt angekündigt: „Ein facettenreiches Infotainment erwartet die Besucher auf der Großbühne. Gespräche mit Eurofighterpiloten, Diensthundeführern, international erfolgreichen Sportsoldaten und sicherheitspolitischen Experten sowie Live-Schalten in ein Einsatzgebiet der Bundeswehr und mehrere musikalische Darbietungen werden die Besucher von morgens bis abends unterhalten.“ Für die Dauer der Großveranstaltung wird ein Teil der Seckenheimer Landstraße gesperrt, teilte die Stadt Mannheim mit.
Auffällig ist, wie viele zivile Organisationen die Kriegspropaganda unterstützen. Die Stadt ist offiziell mit Bürgermeister vertreten, viele Organisationen werden Infoständen aufbauen. Die Popakademie kooperiert eng mit der Veranstaltung und schickt ihre Nachwuchskünstler*innen an die Front. Berührungsängste scheint es kaum zu geben, wenn die zum töten ausgebildeten Soldaten freundlich in ihre Vorzeigeakademie einladen. Ein entspannter, frühsommerlicher Samstag für die ganze Familie?
Besonders bitter ist die Tatsache, dass solche Werbeveranstaltungen in Form eines Familienfestes gezielt Kinder für den Dienst an der Waffe begeistern. Die mühselige Erziehungsarbeit pädagogischer Fachkräfte zur gewaltfreien Konfliktlösung wird hier an einem Nachmittag ad absurdum geführt. Was bleibt bei den Kleinen nach einer solchen Militärschau hängen? „Schaut her Kinder, die wirklich schwierigen Konflikte löst man immer noch am besten mit einer großen Kanone.“
Doch es gibt auch Widerspruch gegen den „Tag der Bundeswehr“. Das Mannheimer Friedensplenum und die DFG-VK, unterstützt von VVN-BdA, Die Linke, Die Partei und Friedensbündnis Heidelberg rufen zum Widerstand gegen die Werbeshow des Heeres auf. Neben einer Mahnwache am Hauptbahnhof sind auch Infostände, Musik, Flugblatt- und Transparentaktionen am Gelände geplant. Gut, dass nicht alle in dieser Stadt dem „Werben für’s Sterben“ kritiklos gegenüber stehen.
(cki)
Weitere Infos beim Friedensplenum Mannheim: http://www.frieden-mannheim.de