Arbeitsgemeinschaft protestiert gegen die mangelnde Barrierefreiheit der neuen Straßenbahnen

Die Mitglieder der Arbeitsgemeinschaft Barrierefreiheit hatten am 25. Oktober die Gelegenheit, ein Musterfahrzeug der neuen Straßenbahn RNT 2020 zu besichtigen. Bekanntlich hat die RNV 80 Straßenbahnen (plus Option) von dem tschechischen Unternehmen Skoda bestellt, die ab 2021 in Betrieb genommen werden sollen. Im Gegensatz zu den Straßenbahnen des Vorläufertyps von Bombardier sollen diese Straßenbahnen keine Einzelradaufhängung mehr haben und wieder mit einem Drehgestell ausgerüstet sein. Das kann zu einer ruhigeren Fahrweise und zu weniger Schienenverschleiß führen, aber wegen des unterschiedlichen Höhenniveaus innerhalb der Straßenbahn auch zu weniger Barrierefreiheit.

In einer Stellungnahme an den Vorstand der RNV, gleichzeitig zur Kenntnis auch an den Mannheimer Oberbürgermeister, die Bürgermeister, den Gemeinderat, an die Behindertenbeauftragten der Region und sonstige aktive Menschen schreibt die Arbeitsgemeinschaft:

Es gibt von unserer Seite aus einiges zu bemängeln.

Als erstes sind die Niveau-Unterschiede innerhalb der Bahn zu benennen, die dazu führen werden, dass sich die meisten Fahrgäste, vor allem

  • Fahrgäste, die aus verschiedenen Gründen eingeschränkt sind,
  • Fahrgäste, die mit schwerem Gepäck unterwegs sind,
  • oder Fahrgäste, die aus Altersgründen die sehr hohen Stufen nicht bewältigen können,

sich gerade in den Bereichen aufhalten werden, die eigentlich für Rollstuhlnutzer, Kinderwagen, Rollatoren etc. vorgesehen sind.

Um alle Fahrgäste, die eingeschränkt sind oder sich eingeschränkt fühlen, in den eigentlich dafür vorgesehenen Niederflurbereich aufnehmen zu können, fehlt einfach ausreichend Platz.
Es ist zu erwarten, dass gerade jene Personen, die auf den Niederflurbereich dringend angewesen sind, erhebliche Schwierigkeiten haben werden, die neuen Bahnen im ÖPNV zu nutzen.
Es gibt noch einige weitere Punkte anzusprechen, u. a. die zu schmalen Rampen für den Einstieg bei nicht komplett barrierefreien Haltestellen oder den sehr engen Raum in dem Bereich, der für Rollstuhlplätze vorgesehen ist.

Werden Erfordernisse der Barrierefreiheit technisch-betriebswirtschaftlichen Vorstellungen geopfert?
Die AG Barrierefreiheit, die seit 2001 für einen barrierefreien ÖPNV in Mannheim kämpft, ist sowohl frustriert als auch enttäuscht, dass uns ein solches Konzept vorgelegt wird.
Dass dies nicht zwingend so sein muss, beweisen die letzten Jahrzehnte, in denen es eine stetige Verbesserung der barrierefreien Nutzung bei Neuanschaffung von Straßenbahnen gab“.

 (scr)