30 Jahre KZ-Gedenkstätte in Mannheim-Sandhofen: Online-Jubiläum bei Facebook
Die KZ-Gedenkstätte Mannheim-Sandhofen feiert ihr 30 jähriges Bestehen in diesem November digital – mit einer Beitragsserie in den sozialen Netzwerken. Grußbotschaften, Fotos und Erinnerungen an die mitunter schwierige Zeit in den Anfangsjahren der heute breit etablierten und viel beachteten Gedenkstätte können auf einer Facebook Seite angesehen werden.
„Besonders beeindruckt haben mich die Begegnungen mit den ehemaligen Häftlingen“ erzählt Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz in einem Grußwort. Als alte Männer kamen die ehemaligen polnischen Zwangsarbeiter nach Mannheim zurück und berichteten von den Qualen, die sie erleiden mussten. Sie erzählten auch vor Mannheimer Schulklassen. 1070 junge Polen – die meisten waren beim Aufstand im Warschauer Ghetto verhaftet worden – wurden damals nach Mannheim verschleppt und mussten in den Daimler-Benz-Werken auf dem Waldhof Zwangsarbeit leisten.
„Nur wenn sich viele dafür einsetzen, hat die Erinnerung eine Zukunft“, appellierte der Oberbürgermeister an die Zivilgesellschaft, auch weiterhin die lebendige Gedenkstättenarbeit fortzusetzen, auch wenn sich nach dem Tod der letzten Zeitzeugen vieles verändern wird.
Die KZ-Gedenkstätte befindet sich in den Kellerräumen der Gustav-Wiederkehr-Schule (damals Friedrichschule) im Stadtteil Sandhofen, in dem Haus, in dem die Häftlinge in den letzten zwei Kriegsjahren untergebracht waren. Sie wurde auf Initiative engagierter Bürger*innen gegen viele Widerstände aus dem Stadtteil gegründet und war eine der ersten ihrer Art.
Nach drei Jahrzehnten verdrängen und vergessen war es der Stadtjugendring, der 1979 mit Informationen über das „vergessene KZ“ in die Öffentlichkeit ging. 1982 gab es als erste Initiative der Stadt eine Erinnerungstafel aus Holz. Als ein CDU-Stadtrat in einer Rede die Geschichte des Lagers verharmloste und die KZ-Opfer gegen die Sandhofer Kriegstoten aufgerechnet hatte, folgte eine vierwöchige Leserbriefdebatte. Einige Bürger*innen wollten die Einrichtung einer Gedenkstätte in ihrem Stadtteil mit allen Mitteln verhindern.
Nach langen Diskussionen votierte der Gemeinderat im Oktober 1987 für die Einrichtung einer Gedenkstätte am historischen Ort. Drei Jahre später, im November 1990 folgte die Eröffnung. Als wichtige Persönlichkeit gilt der Geschichtslehrer Peter Koppenhöfer, der gegen viele Widerstände die Geschichte des KZs aufarbeitete, Zeitzeugen interviewte und Überlebende in Polen ausfindig machen konnte – eine unschätzbar wichtige Arbeit, andernfalls wären die Informationen für immer verloren gewesen.
Heute wird die Gedenkstätte von einem Verein betrieben, der eng mit der Stadt Mannheim und dem Stadtjugendring kooperiert. In der Beitragsserie zum Jubiläum kann der schwierige Weg zur Errichtung der Gedenkstätte, aber auch der Erfolg einer sich langsam etablierenden Erinnerungskultur anhand zahlreicher Fotos, Presseberichte, Dokumente aus dem Gemeinderat und kleinen Texten zur Einordnung nachverfolgt werden.
Die Beitragsserie und die Grußbotschaften können auf der Facebook-Seite der Gedenkstätte angesehen werden.
(cki)