Erinnerungskultur: Rosa-Luxemburg wird geehrt, Johann Schütte nicht, Kolonialisten-Straßennamen werden geändert
Rosa-Luxemburg-Park
Auf Antrag der LI.PAR.Tie.-Fraktion und nach einiger Überzeugungsarbeit im Bezirksbeirat Neckarau wird die öffentliche Grünfläche zwischen Karl-Marx-Straße, Mönchwörthstraße, Grillenbergerstraße und Lassallestraße künftig den Namen „Rosa-Luxemburg-Park“ tragen. (Vorlage 354/2020). Dies beschloss der Hauptausschuss am 8.12. gegen die Stimmen von FDP und AfD als Empfehlung an den Gemeinderat, der dann am 15.12. endgültig darüber befindet. Frau Dr. Reinemund (FDP) meinte, sei stimme dagegen, weil Rosa Luxemburg die KPD mitbegründet hat und diese sei ja dann vom Bundesverfassungsgericht verboten worden.
Diese Namensgebung ist ein erster Erfolg im Bemühen, im 48er-Viertel auf dem Almenhof nicht ausschließlich männlichen Protagonisten der 1848er Revolutionen und weiteren Kämpfen für Demokratie und Freiheit zu gedenken, sondern auch den Frauen, die hier eine große Rolle spielten, aber in dem „Taufbezirk“ mit keinem einzigen Straßennamen geehrt wurden.
Ein weiterer Antrag der LI.PAR.Tie., die hier eng mit einer Bürger*inneninitiative zusammenarbeitet, wird zurzeit noch von der Verwaltung bearbeitet. Er bezieht sich auf die Mannheimer Revolutionärin Lisettte Hatzfeld (A235/2020). Weniger weit sind die Überlegungen der Verwaltung gediehen, die Wege rund um den 48er-Platz nach weiteren Revolutionärinnen zu benennen. (A239/2018 DIE LINKE).
Keine Hommage an Schütte-Lanz-Luftschiff bei der BUGA23
In der Parkschale Spinelli plant die BUGA-Gesellschaft einen Parcours mit Klettergerüsten, die an Mannheimer Technik-Innovationen erinnern sollen, wie z.B. den Benz-Motorwagen oder den Lanz-Bulldog. So sollte auch ein großes Klettergerüst in der Form eines Luftschiffes errichtet werden. Bezugspunkt ist das von Johann Schütte mit Hilfe von Karl Lanz ab 1909 in Brühl gebaute Luftschiff SL1. Dies wurde in den Dienst des preußischen Militärs gestellt und zeichnete sich gegenüber dem Zeppelin dadurch aus, dass es zum Transport und Abwurf von Bomben geeignet war. 20 Luftschiffe von Schütte-Lanz wurden auf deutscher Seite im Ersten Weltkrieg eingesetzt, u.a. zur Bombardierung von Zielen in Großbritannien. Schütte widmete sich dann am 1916 auch dem Bau von Jagdflugzeugen und Fernbombern. Er schloss sich später begeistert dem Nationalsozialismus an. Aufgrund eines Antrags der LI.PAR.Tie.-Fraktion verzichtet die BUGA-Gesellschaft jetzt auf diese Projekt, um sich nicht dem Risiko unguter Diskussionen über die BUGA auszusetzen. Das Klettergerüst soll modifiziert werden – vielleicht zu einem riesigen Kletterbaum?
Bei der Gelegenheit gab OB Kurz bekannt, dass auch das Projekt „Rakete“ zur Erinnerung an die Erfindung des vielseitigen Mannheimer Erfinders, Autors und Filmers Julius Hatry modifiziert werden. Hatry hatte mit Fritz von Opel das erste von einer Feststoffrakete angetriebene Fluggerät gebaut. OB Peter Kurz: „Es wird keine Projekte mit militärischem Bezug geben“ – Militärkonversion konsequent.
Straßennamen nach Kolonialisten in der „IG-Farben-Siedlung“ Rheinau
Hier bemüht sich eine Initiative intensiv, die Umbenennung der dortigen von den Nationalsozialisten nach Kolonialisten bzw. 1982 nach einem schwedischen Naturforscher und Nazi benannten Straßen und Wege zu erreichen. Die Initiative sucht mit einem Flugblatt den Kontakt und am besten die Zusammenarbeit mit der Bevölkerung in Rheinau-Süd. Es handelt sich um die Gustav-Nachtigal-Straße, die Leutweinstraße, Lüderitzstraße und den Sven-Hedin-Weg. Einen Grundsatzbeschluss zur Umbenennung hat der Gemeinderat auf Vorschlag der Verwaltung schon gefasst. Bei der o.g. Sitzung des Hauptausschusses nahm die Verwaltung nun Stellung zu einem weiteren Antrag der LI.PAR.Tie., die Stadt solle dann anfallende Kosten im Zusammenhang mit den Adress-Änderungen übernehmen (A355/2020). Der OB sagte zu, dass behördliche Gebühren (z.B. neue Ausweise etc.) für die betroffenen Bewohner*innen nicht anfallen werden. Was die Privaten Aufwendungen betrifft, werde man in zwei Jahren, wenn die Umbenennung umgesetzt werden soll, Lösungen suchen.
Thoms Trüper, Fraktionsvorsitzender der LI.PAR.Tie.