Sprach-Kitas bedroht, aber dringend gebraucht
Die Antwort der Stadtverwaltung auf die Anfrage A277/2022 der Fraktion LI.PAR.Tie. zu Auswirkungen der Einstellung des Bundesprogramms Sprach-Kita bestätigt wieder einmal, wie sinnvoll und wichtig das Thema Sprachförderung ist.
Die Fragestellung in der Anfrage drehte sich darum, wie im Falle der geplanten Einstellung des Bundesprogramms das Thema in Mannheimer Kitas weitergeführt wird. Wie viele gibt es, die es betrifft? Welches Personal wird eingesetzt und sind Effekte feststellbar?
Der Bund möchte das Bundesprogramm „Sprach-Kita“, das seit 2016 erfolgreich läuft, zum Ende 2022 einstellen. Der für Bildung zuständige Dezernent Dirk Grunert stellte jedenfalls klar, dass die Stadt die Finanzierung der Sprach-Kitas nicht allein tragen kann. Das Projekt wird, wenn sich keine Lösung auf Bundesebene abzeichnet, in Mannheim schlimmstenfalls komplett eingestellt. Die dadurch freiwerdenden Fachkräfte würden zumindest in den städtischen Einrichtungen anderweitig eingesetzt.
Das Ende der Sprach-Kitas ist für die Fraktion LI.PAR.Tie. im Mannheimer Gemeinderat, bestehend aus DIE LINKE, Die PARTEI und Tierschutzpartei, so nicht hinnehmbar. Es betrifft in Mannheim 46 Kitas, davon 31 städtische, die erfolgreiche Arbeit in der Sprachförderung und -entwicklung vorweisen können und damit belegen, wie richtig und wichtig das Projekt ist.
Die meisten der städtischen Sprach-Kitas sind in Stadtteilen mit Bildungsdefiziten, die häufig auf nicht ausreichende Deutschkenntnisse in den Elternhäusern zurückzuführen sind. Wir reden viel von Integration und Chancengleichheit. Nur wo fängt es an und hört auf, wenn wir wichtige Projekte für die Verbesserung der Bildungschancen einstellen? Es ist schon schlimm genug, dass es für solche Themen überhaupt Extra-Projekte braucht.
Nun schlägt der Bund vor, durch das „Gute-Kita-Gesetz“, was mit 2 Mrd. Euro finanziert wird, auch die Sprach-Kitas mitzufinanzieren. Das „Gute-Kita-Gesetz“ tritt erst zum 1. Juli 2023 in Kraft. Dadurch würde eine Finanzierungslücke von sechs Monaten entstehen. Und der Budgetanteil für die Sprach-Kitas würde wieder an anderen Stellen, für die das „Gute-Kita-Gesetz“ eigentlich vorgesehen ist, fehlen. Wir stellen uns die Frage, ob der Bund der Meinung ist, dass die Förderung auf diesem Weg ausreichend ist und was der Bund mit den qualifizierten Sprachkräften vorhat. In allen sozialen Bereichen fehlen Fachkräfte. Sieht die Bundesregierung das nicht? Ist die Lage nicht schon prekär genug?
Wir sagen NEIN, definitiv ist sich der Bund nicht im Klaren. Wir sagen NEIN, die Förderung wird nicht ausreichen und es wird am Ende wieder in anderen Bereichen wie Qualitätsverbesserungen gekürzt werden müssen. Somit fängt das Spiel wieder von vorne an.
Die Petition, dass das Bundesprogramm nicht eingestellt werden soll, unterstützen auch wir. Und sagen klar und deutlich: Für Soziale Bereiche müssen Gelder ohne Wenn und Aber zur Verfügung stehen. Wir hoffen auf die Vernunft von Bundesfamilienministerin Paus und der Koalitionsparteien, dass sie sich auf eine Weiterfinanzierung der Sprach-Kitas über 2022 hinaus einigen. Es geht um unser aller KINDER.
Nalan Erol, Stadträtin