Tarifauseinandersetzung im Autohaus Kohlhoff: Solidaritätsaktion der IG Metall gegen Betriebsratsmobbing und Union Busting
Solidaritätsaktion der IG Metall vor dem Betrieb mit 80 Teilnehmern
Eskalation in den Tarifverhandlungen zwischen Unternehmen und IG Metall Mannheim:
Massive Einschüchterungsversuche des Arbeitgebers gegenüber Beschäftigten bis hin zur beabsichtigten Kündigung von Betriebsräten. Mehrere laufende juristische Verfahren vor den Gerichten. IG Metall Mannheim strebt Verhandlungslösung zur Wiederherstellung der Tarifbindung an – Thomas Hahl: Recht und Gesetz müssen eingehalten werden.
Große Geste der Solidarität: In einer aktiven Mittagspause vor dem Autohaus Kohlhoff in Mannheim-Käfertal haben heute zahlreiche Metallerinnen und Metaller ihre Unterstützung für die Kohlhoff-Beschäftigten und den Betriebsrat des Autohauses signalisiert. Etwa 80 Beschäftigte aus anderen Betrieben wie Daimler Truck, John Deere, Caterpillar, ZF WABCO, Pepperl+Fuchs, Alstom oder der Mercedes-Benz Niederlassung waren der kurzfristigen Einladung der IG Metall Mannheim gefolgt, ihre Mittagspause dort zu verbringen.
Die Auseinandersetzung mit dem Ford- und Nissan-Händler- und Servicebetrieb war zuletzt eskaliert: In der nunmehr vierten Verhandlungsrunde der IG Metall Mannheim mit dem Geschäftsführer am 07. März 2024 war es zu einer Beleidigung und Bedrohung des 1. Bevollmächtigten und Geschäftsführers der IG Metall Mannheim, Thomas Hahl, gekommen. Ein Termin vor dem Landgericht Mannheim folgte. Laut Beschluss des Gerichts wird das Verfahren nun zur weiteren Bearbeitung an das Arbeitsgericht Mannheim verwiesen. Im Nachgang zum Termin am Landgericht wurde den Betriebsratsmitgliedern des Autohauses Kohlhoff nun die Anhörung zu ihrer eigenen beabsichtigten Kündigung übergeben – wegen der Abgabe einer eidesstattlichen Versicherung vor dem Landgericht.
“Betriebsrat und Belegschaft von Ford Kohlhoff verdienen den größten Respekt vor ihrer Arbeit und ihrem Engagement für gute Arbeitsbedingungen”, äußerte Thomas Hahl, 1. Bevollmächtigter und Geschäftsführer der IG Metall Mannheim. “Wir wehren uns deshalb – notfalls auch juristisch – gegen die massiven Einschüchterungsversuche des Kohlhoff-Geschäftsführers gegenüber Betriebsratsmitgliedern und Beschäftigten. Wir fordern Herrn Kohlhoff auf, die Angriffe auf die betriebliche Mitbestimmung und auf das Grundrecht, sich gewerkschaftlich zu organisieren und zu engagieren, einzustellen.”
Hahl berichtete den versammelten Beschäftigten von den Entwicklungen der vergangenen Monate. Nachdem der Arbeitgeber klammheimlich im März 2022 aus dem Arbeitgeberverband im Kfz-Handwerk Baden-Württemberg ausgetreten war, wurde dies im vergangenen Sommer 2023 im Betrieb bekannt, als die Zahlung der tariflichen Inflationsausgleichsprämie an die Beschäftigten unterblieb. Daraufhin hatte die IG Metall Mannheim den Arbeitgeber zu Verhandlungen um die Wiederherstellung der Tarifbindung aufgefordert. Insgesamt vier Verhandlungsrunden seit November 2023 habe die IG Metall, wie Thomas Hahl berichtet, mit dem Unternehmen geführt. In der letzten am 07. März 2024 sei die Situation dann eskaliert.
“Es ist leider nicht das erste Mal, dass auch die Mitglieder der betrieblichen Tarifkommission der IG Metall und des Betriebsrates vom Geschäftsführer wegen ihrer Betätigung für die Interessen der Belegschaft massiv angegangen wurden”, berichtet Hahl. “Diesem Treiben muss daher Einhalt geboten werden! Wir wehren uns gegen Betriebsratsmobbing und Union Busting. Wer einen von uns angreift, bekommt es mit der ganzen IG Metall zu tun. Wir fordern Herrn Kohlhoff auf, diese massiven Angriffe sofort zu unterlassen sowie Recht und Gesetz einzuhalten.”
Die IG Metall Mannheim biete jederzeit an, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und eine Tariflösung für das Unternehmen zu vereinbaren, erklärt Hahl – sofern die Einschüchterungsversuche gegenüber Betriebsrat und Tarifkommission ab sofort unterbleiben.
Solidarische Grüße richteten zudem die beiden Metaller und Mitglieder des Gemeinderats, Reinhold Götz, Fraktionsvorsitzender der SPD sowie Stadtrat Stefan Höß, aus. Weitere Grußworte für die Betroffenen sprachen DGB-Regionsgeschäftsführer Lars Treusch sowie der Sprecher des überbetrieblichen Solidaritätskomitees, Wolfgang Alles.
IG Metall Mannheim, 30.04.2024