Warnstreik beim Benz und anderen Betrieben
Tarifauseinandersetzung Metall- und Elektroindustrie
Warnstreikauftakt in Mannheim: Im Mercedes-Benz Werk/ EvoBus in Mannheim-Waldhof standen die Bänder am 29. Januar für eine Stunde still. Mehr als 4200 Beschäftigte legten um 08.30 Uhr die Arbeit nieder.
Der Warnstreik bei Mercedes-Benz in der Gießerei, im Motorenbau und bei EvoBus ist der Auftakt einer Reihe von Warnstreiks, die die IG Metall in den Betrieben Mannheims und der Region im Rahmen der Tarifrunde 2015 der Metall- und Elektroindustrie durchführt.
Unter dem Motto “Wir für Mehr!” demonstrierten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer beim “Benz” für eine Erhöhung der Entgelte und Ausbildungsvergütungen um 5,5 %, eine bessere Altersteilzeit und einen Anspruch auf Bildungszeit.
Bruno Buschbacher, Vorsitzender der Vertrauensleute am Standort Mannheim und Ortsvorstandsmitglied der IG Metall, eröffnete die Kundgebung und sprach von einem starken Auftakt der Warnstreikwelle.
Der Betriebsratsvorsitzende Joachim Horner nannte das bisher vorliegende Angebot der Arbeitgeber in der zweiten Verhandlungsrunde vom 26.01.2015 “eine Zumutung”:
“2,2 % Entgelterhöhung und das erst ab März 2015 sind uns zu wenig. Die Menschen wollen jetzt mehr im Geldbeutel haben. Wir brauchen zudem mit der Altersteilzeit einen fairen Ausstieg aus einem langen, anstrengenden Erwerbsleben. Das, was die Arbeitgeber da-zu vorgelegt haben, ist eine deutliche Verschlechterung zu heute. Altersteilzeit nach Gutsherrenart – da machen wir nicht mit.”
Horner bekräftigte die Forderung der IG Metall nach einem tariflichen Anspruch auf Bildungszeit. Bildung sei der Schlüssel für den Erhalt qualifizierter Arbeitsplätze angesichts des technologischen Wandels.
Reinhold Götz, erster Bevollmächtigter der IG Metall Mann-heim, bezeichnete das am 26. Januar von den Arbeitgebern vorgelegte Angebot als völlig unzureichend:
“Beim Thema Entgelt ist das Angebot inakzeptabel, beim Thema Altersteilzeit eine Provokation und beim Thema Bildungsteilzeit herrscht weiterhin eine völlige Verweigerungshaltung.” Die angebotenen 2,2 Prozent Entgelterhöhung seien überdies schöngerechnet.
“Die Arbeitgeber wollen nicht nur den allgemeinen Anspruch auf Altersteilzeit aufgeben, sondern auch noch die Quote halbieren, und das bei immer älter werdenden Belegschaften. Wir werden uns nicht mit diesen Angeboten abspeisen lassen, sondern erwarten, dass es endlich zu deutlichen Bewegungen in den Verhandlungen kommt”, forderte Götz.
“Das digitale Industriezeitalter steht vor der Tür, Industrie 4.0 und die Automatisierung immer weiterer Arbeitsbereiche verlangen nach mehr Qualifizierung und Bildung. Die Arbeitgeber müssen deshalb ein vernünftiges Angebot, auch was die Bildungsteilzeit angeht, auf den Tisch legen.”
“Noch ist Zeit am Verhandlungstisch zu einem Ergebnis zu kommen”, so Götz. “Doch die Uhr tickt. Wir werden in den nächsten Tagen bis zur 3. Verhandlung am 11. Februar in weiteren Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeber erhöhen.”
Bei Mercedes-Benz und EvoBus Mannheim sind die Beschäftigten der Mittelschicht des Standortes ebenfalls aufgerufen, zwischen 15.30 Uhr – 16.30 Uhr die Arbeit niederzulegen. Die Beschäftigten der Nachtschicht werden ab 5 Uhr bis Arbeitsende ihre Arbeit niederlegen.
In weiteren Mannheimer Betrieben wird es in den nächsten Tagen Warnstreiks geben. Wir werden Euch darüber zeitnah auf dem Laufenden halten.
IG Metall Mannheim, 29.1.2015
Nachtrag Roland Schuster – Außer bei Daimler-Benz hat es in den folgenden Tagen bis zum 11. Februar auch in vielen anderen Betrieben der Verwaltungsstelle Mannheim Warnstreiks gegeben: ABB, Alstom, Bombardier, Caterpillar, John Deere, Siemens, Südkabel, Isodraht MGM sowie ThyssenKrupp Stahl Service, Wabco, sowie Thyssen Krupp Stahl Service.
Am 11. Februar findet die dritte Verhandlungsrunde zwischen IG Metall und dem Arbeitgeberverband SÜDWESTMETALL statt. Da hier voraussichtlich kein Ergebnis erzielt wird, wird es eine zweite große Warnstreikwelle geben. In Mannheim wird die IG Metall in diesem Fall die Mannheimer Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie für den 19. Februar zu einem Sternmarsch zum Alten Messplatz aufrufen, wo es eine große Kundgebung geben wird.