KIM-Tipp: „Schönau nicht vergessen“ – Vortrag zum 25. Jahrestag der rassistischen Krawalle im Mannheimer Norden
Am 28. Mai 1992 kam es zu Angriffen auf eine Flüchtlingsunterkunft im Mannheimer Stadtteil Schönau. Ein rassistischer Mob aus BewohnerInnen des Stadtteils und später auch zugereisten Neonazis, versammelte sich tagelang vor der Unterkunft, die sich auf dem Gelände des heutigen Lidl Markts in der Lilienthalstraße befand, und versuchte diese zu stürmen. Die Polizei konnte schlimmeres verhindern, indem sie den Mob in Schach hielt. Die Menschen, die den Flüchtlingen zu Hilfe kamen, wurden jedoch von der Polizei drangsaliert und kriminalisiert. Eine antirassistische Demo wurde verboten und niedergeknüppelt. Die Verfahren gegen die rassistischen Angreifer hingegen wurden allesamt eingestellt.
Die Ereignisse reihten sich ein in eine Welle der Gewalt gegen Geflüchtete im deutschnationalen Taumel der Jahre nach der Wiedervereinigung. Während die Pogrome von Rostock-Lichtenhagen und Hoyerswerda in den Gedächtnissen hängen geblieben sind, ist Mannheim-Schönau beinahe vergessen – vielleicht auch deshalb, da Stadtverwaltung, Polizei, Justiz und Medien eine geschickte Strategie der Verharmlosung und Vertuschung angewendet haben.
Am 28. Mai 2017, 25 Jahre nach den Ereignissen, organisieren mehrere Gruppen, die in der Flüchtlingsarbeit engagiert sind, eine Vortragsveranstaltung. Der Kulturwissenschaftler Matthias Möller wird im Siedlerheim referieren. Er hat das Buch „Ein recht direkten Völkchen“ veröffentlicht, in dem er die Darstellung kollektiver Gewalt gegen Geflüchtete untersucht. Die Veranstaltung will an die Ereignisse 1992 erinnern und die Rollen von Stadt, Polizei, Justiz, Medien und Flüchtlingsunterstützer*innen untersuchen.
Die Veranstaltung findet am Sonntag, 28. Mai um 17:00 Uhr in der Gaststätte im Siedlerheim, Bromberger Baumgang 6, 68307 Mannheim-Schönau statt. Der Eintritt ist frei.
Veranstalter ist das JUZ in Selbstverwaltung Friedrich Dürr in Kooperation mit AK Antifa Mannheim, Bündnis gegen Abschiebungen Mannheim, Mannheim sagt JA und Perspektive statt Alternative
(red)