Pacemakers Radmarathon für atomare Abrüstung machte Station in Mannheim
Begrüßung der Radlerinnen und Radler des Rennrad-Marathons für eine friedliche und gerechte Welt ohne Atomwaffen
Bürgermeisterin Dr. Ulrike Freundlieb und Thomas Trüper vom Friedensplenum begrüßten am 5. August 2017 die rund 150 SportlerInnen des Radmarathons am Mannheimer Rathaus und würdigten deren sportlichen und politischen Einsatz.
Frau Freundlieb erinnerte daran, dass Mannheim seit 1990 Teil der “Mayors for Peace” (Bürgermeister für den Frieden) sei, ein Bündnis, dem weltweit 7400 Kommunen angehörten und dass Oberbürgermeister Dr. Peter Kurz seit 2007 einer der Schirmherren der Pacemakers sei. Wissenswert war auch ihr Hinweis darauf, dass das Fahrrad vor 200 Jahren in Mannheim erfunden worden ist.
An diesem Tag fuhren rund 150 SportlerInnen einen Rundkurs von Bretten – Heidelberg – Mannheim – Kaiserslautern – Ramstein – Landau – Bretten (340 km) und kombinieren sportliches und demonstratives Wirken auf geniale Weise. Ziel der Aktion ist auch, einen Abzug der Atomwaffen vom Fliegerhorst Büchel und atomare Abrüstung zu fordern und die UN-Verhandlungen für ein Atomwaffenverbot bekannt zu machen.
(red)
Auszüge aus der Rede von Thomas Trüper (Stadtrat Die Linke, Friedensplenum)
Die aus der Sicht eines schlichten City-Radlers riesige Strecke, die der Radmarathon jedes Jahr zurücklegt, und die ungeheure sportliche Anstrengung sind genau das richtige Symbol für den Kampf um eine Welt ohne Atomwaffen.
Man sollte es ja nicht glauben, dass 72 Jahre nach dem Abwurf der Atombomben über Hiroschima und Nagasaki mit den irrsinnigen und brutalen Folgen für die Menschen dort, und 28 Jahre nach Ende des Kalten Krieges diese Massenvernichtungswaffen immer noch ein Thema sind, dass sie nicht längst völkerrechtlich geächtet und allesamt unschädlich gemacht sind. Nein! Der Pacemaker-Radmarathon ist jährlich ein spektakulärer Hinweis darauf, dass das Thema der Nuklearwaffen keineswegs dazu geeignet ist, verschlafen zu werden, sondern dass es seit Jahren an Brisanz zunimmt.
Gefährlich ist’s, solche Waffen vorzuhalten. Und es ist ja nicht weit von hier, dass auch in der Bundesrepublik immer noch um die 20 Atomsprengköpfe in Büchel lagern. Die Bundesrepublik Deutschland ist bekanntlich an dieser Atomwaffen-Vorhaltepolitik unter dem Label „Nukleare Teilhabe“ mit der Bundeswehr und ihren Tornados immer noch beteiligt.
Unerträglich ist die Drohung mit Atomwaffen, denn sie richtet sich gegen die Zivilbevölkerung und gegen die Menschheit insgesamt. Und wenn man sich zu Zeiten des Kalten Krieges noch beruhigen konnte: „Naja, die werden schon aus Selbstschutz nicht als Erste die Bombe werfen“, so gibt es nun schon längst die sog. „taktischen Atomwaffen“, die „Mini-Nuks“ für das „kleine Gefecht zwischendrin“ – Waffen, die die Hemmschwelle für die Auslösung des Atomkrieges herab- statt heraufsetzen.
Besonders gefährlich ist auch das Zündeln mit Stellvertreterkriegen, wenn es angeblich darum geht, kleinen und neuen oder möglicherweise werdenden Atommächten den Atomwaffen-Einsatz aus der Hand zu schlagen. Nur knapp sind wir vor wenigen Jahren einem Krieg der USA und damit auch der NATO gegen den Iran entronnen mit Potenzial zum Weltenbrand. Und besorgt müssen wir wieder nach Nord-Korea blicken, wo die dortige archaische Clan-Diktatur erneut auf ihren Bedarf an Lebensmittellieferungen hinweist mit ihren militärischen Drohgebärden. Und ein chaotischer Twitter-Präsident erweckt nicht gerade den Anschein, als könne er diesen Konflikt behutsam lösen. Trump hatte ja schon in seinem Wahlkampf getwittert, dass man Atomwaffen auch einsetzen könne, wenn man sie schon besitze.
Präsident Obama hatte 2009 noch das Ziel einer amtomwaffenfreien Welt formuliert und dafür den Friedensnobelpreis erhalten. Wesentlich weiter kam die Welt diesem Ziel auch unter Obama nicht. Lediglich wurde mit Russland eine Verringerung der einsatzbereiten Sprengköpfe vereinbart.
Vor allem aber legte die Obama-Administration ein riesiges Atomwaffen-Modernisierungsprogramm auf, einschließlich neuer Trägersysteme. Dafür sollen in 10 Jahren 350 Mrd. Dollar ausgegeben werden. Auch die Atomsprengköpfe in Büchel werden von diesem Modernisierungsprogramm betroffen sein.
Und doch hat sich in diesem Jahr 2017 Erstaunliches getan: Einige Nicht-Atommächte und Nicht-Regierungs-Organisationen hatten schon länger verhandelt, das Verbot aller Atomwaffen in der UNO durchzusetzen. Am 7. Juli nun stimmten in den Vereinten Nationen 122 Staaten für einen Atomwaffenverbotsvertrag. Leider aber nahmen ausgerechnet – welche Überraschung! – die neun Atomwaffenstaaten an dieser Abstimmung nicht teil. Die USA hatten zudem ihre NATO-Verbündeten dazu verdonnert, ebenfalls der Abstimmung fern zu bleiben. Die Niederlande widersetzten sich dieser Aufforderung, um dann gegen das Verbot zu stimmen. Die USA, Frankreich und Großbritannien bezeichneten in einer gemeinsamen Erklärung diesen Vertrag gar als friedensgefährdend. Dennoch wird dieser Vertrag möglicherweise in 2018 in Kraft treten, wenn ihn mindestens 50 UN-Mitgliedsstaaten unterzeichnet haben werden.
Immerhin reiht sich dieser Vertrag dann in die Reihe der Verträge ein, die die biologischen und chemischen Massenvernichtungswaffen verbieten. Diese haben doch einige Wirkung erzielt, wie man in Syrien an dem von Russland und der NATO gemeinsam organisierten Abtransport solcher Waffen sehen konnte– soweit im Besitz der syrischen Regierung waren.
Am 24. September ist Bundestagswahl. Hier sollten wir alle ein Zeichen setzen gegen die Politik der nuklearen Teilhabe und für den Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag. Das muss ein Thema der Bundestagswahl werden!
Es ist wirklich hohe Zeit, es ist höchste Zeit, dass die Atomwaffen insgesamt und lückenlos unschädlich gemacht und vernichtet werden! Vielleicht sind wir diesem Ziel beim nächsten Pacemaker-Radmarathon ein kleines Stück näher. Bis dahin heißt es weiterkämpfen mit der Energie der Pacemaker.