Streit um Cannabisprodukte: Grüne kritisieren Polizei und Staatsanwaltschaft
Die Schilderungen des Greenhaus-Betreibers hören sich unglaublich an. Bereits zum zweiten Mal wurde der Laden, der legale medizinische Cannabisprodukte verkauft, von der Polizei durchsucht. Das zweite Mal sogar mit gezogener Waffe. Türen seien eingetreten und ihm Handschellen angelegt worden, berichtete Betreiber Marek Dörzenbach. Doch worum geht es?
Im Greenhaus werden Cannabisprodukte ohne Rauschwirkung verkauft. Die Substanz Cannabidiol (CBD) gibt es in Form von Ölen als Nahrungsergänzungsmittel oder Salben auch in Drogeriemärkten. Die Produkte enthalten nur eine sehr geringe Menge der berauschenden Substanz THC und machen deshalb nicht high. Dafür soll CBD medizinisch einsetzbar sein und beispielsweise Schmerz- und Angstpatienten helfen können.
Die Razzia wurde vermutlich damit begründet, dass im Greenhaus die Substanz in Blütenform angeboten wurde. Auf den ersten Blick sind diese nicht von den Blüten mit THC-Wirkstoff zu unterscheiden. Der Betreiber beteuert, seine Produkte seien legal und würden nicht high machen. Die Razzien fanden dennoch statt. Mehrere hundert Gramm Blüten wurden beschlagnahmt.
Stadträt*innen von Bündnis 90/Die Grünen kritisieren die Ermittlungsbehörden für ihr Vorgehen. Melis Sekmen erklärt, dass CBD-Gras in Form von Salben oder Ölen legal sei. „Kompliziert ist es, wenn Händler es in Blütenform verkaufen. Im Betäubungsmittelgesetz ist festgeschrieben, dass Cannabis verboten ist. Ausgenommen sind zertifizierte Nutzhanf-Sorten der EU oder Cannabis, das einen THC-Gehalt von unter 0,2% enthält. Letzteres ist bei CBD-Cannabis in der Regel der Fall.“
„Staatsanwaltschaft und die Polizei sollten die Rechtsgrundlage auf den Tisch legen“, meint Gerhard Fontagnier zu den Razzien. „Abgesehen davon, dass die Legalisierung von Cannabis auch mit THC längst überfällig ist, ist die Kriminalisierung von CBD-Gras nicht hinnehmbar. Die Legalisierung auch der verbotenen Formen ab 18 Jahren würde die Polizei und die Gerichte entlasten und den illegalen Markt auflösen. Es ist kaum zu verstehen, dass an jeder Tankstelle hochprozentiger Wodka eine legale Droge ist, Cannabis in beiden Formen noch immer kriminalisiert wird. Von der Stadt Mannheim erwarte ich, den jungen und nun verunsicherten Betreiber des „Greenhaus“ zu unterstützen“.
(cki)