Wir hinterlassen Spuren – #leavenoonebehind (mit Bildergalerien)
Unter diesem Motto mobilisierten Seebrücke-Gruppen bundesweit am 05.04.2020. Trotz Corona-Krise und entsprechenden behördlichen Allgemeinverfügungen trafen sich Menschen im öffentlichen Raum, um den Forderungen Nachdruck zu geben.
Die Forderungen der Seebrücke auf Bundesebene:
Deswegen fordern wir von der Bundesregierung:
- die sofortige Evakuierung aller Menschen aus den überfüllten Lagern an der EU-Außengrenze und ihre Unterbringung in aufnahmebereiten Ländern und Kommunen, wo sie angesichts der Corona-Pandemie den dringend notwendigen Zugang zu medizinischer Versorgung haben können
- den sofortigen Stopp der Unterstützung der staatlichen Gewalt an der EU-Außengrenze
- die bedingungslose Wahrung der Menschenrechte und die Wiederherstellung des Zugangs zu Schutz und Asylverfahren in der Europäischen Union
In Deutschland und ganz Europa: Wir lassen niemanden zurück – auch nicht an den EU-Außengrenzen!
Mannheim
„Wir haben uns kommunal doch für eine andere Aktionsart entschieden, doch auch so können wir Spuren hinterlassen! Kommt vorbei und macht mit! Lasst uns zeigen dass wir viele sind.
Selbstverständlich kann jede*r auch als Einzelakteur*In der eigenen Kreativität freien Lauf lassen!
Gemeinsam mit Fridays For Future, Sea-Watch, Ende Gelände, Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte, Rheinmetall Entwaffnen, Cantwashmyhands, Interventionistische Linke, We‘ll Come United! und dem Bündnis gegen Mietenwahnsinn hinterlassen wir Spuren!
Wir schützen andere! #leavenoonebehind
Gemeinsamer bundesweiter Aktionstag am 5. April zur Evakuierung der griechischen Lager.“ Von 13-17 Uhr wird es eine Fotochallenge auf dem Marktplatz geben.
Versammlungen von Menschenmengen sind zurzeit unverantwortlich. Genauso unverantwortlich wäre es aber, angesichts der sich weiter zuspitzenden humanitären Katastrophe nicht zu protestieren.
Wenn wir nicht gemeinsam ein Zeichen setzen können, dann machen wir das nacheinander! Wenn wir uns mit zwei Meter Abstand an der Supermarktkasse anstellen können, dann können wir das auch für Solidarität!
Holt euch eure Seebrücken-Dreieckstücher mit der Botschaft: #LeaveNoOneBehind ab. „
Von 13-16 Uhr waren Aktivisten der Seebrücke-Aktions-Gruppe Mannheim am Marktplatz im Einsatz. Um 14 Uhr erschienen unterschiedliche Polizeistreifen- und beamtInnen. Diese schienen ein Problem erkannt zu haben, welches nicht existierte.
In einer Pressemitteilung der Polizei war später zu lesen:
„Auf dem Marktplatz in Mannheim fand am Sonntagmittag als Teil einer bundesweiten
Aktion der Initiative Seebrücke eine Versammlung mehrerer Personen statt, bei
der auf die Situation in den Flüchtlingsunterkünften in Griechenland hingewiesen
werden sollte. Vor dem Hintergrund der derzeitigen Corona-Lage wurde seitens der
Polizei mit dem Verantwortlichen der Aktion Kontakt aufgenommen und darauf
hingewiesen, dass aus Gründen des Infektionsschutzes eine solche größere
Menschenansammlung an öffentlichen Orten derzeit nicht möglich sei. Dieser
zeigte sich einsichtig und verteilte anschließend Mundschutztücher mit
themenbezogenem Aufdruck an interessierte Passanten.“
Rund 200 Dreieckstücher konnten von AktivistInnen in Mannheim an diesem Tag verteilt werden.
Heidelberg
Auch in dieser Stadt hatte die Seebrücke Aktionsgruppe eine Aktion durchgeführt. Anders als in Mannheim auf einem Privatgrundstück.
Speyer
In der Domstadt war die Fridays for Future-Gruppierung mit einer Aktion auf den Straßen. Folgender Appel wurde veröffentlicht:
„Anlässlich des bundesweiten Aktionstages der Initiative Seebrücke, wurde auch in Speyer auf die humanitäre Krise an den europäischen Außengrenzen zwischen Griechenland und der Türkei aufmerksam gemacht. Anlässlich der gegenwärtigen Corona-Krise fand demnach ein kreativer und stiller Protest am Rheinufer statt.
Unter dem Motto „Wir hinterlassen Spuren“ sprachen sich die Aktivisten für eine sofortige Evakuierung der Flüchtlingscamps auf den griechischen Inseln Lesbos, Chios und Samos aus. Diese angesprochenen Auffanglager für schutzsuchende Menschen sind völlig überlastet. Die massive Überfüllung aufgrund einer Auslastung bis auf das 7-fache der vorgesehenen Kapazitäten, keine gesicherte Versorgung mit fließendem Wasser, sowie fehlende Schutzpersonal und unzureichender medizinischen Betreuung machen deutlich, dass die griechische Regierung mit der Situation maßgeblich überfordert ist. Die Europäische Union schweigt zu diesen Menschenrechtsverletzungen und überlasst die zehntausenden Menschen vor Ort unter menschenunwürdigen Bedingungen zum Teil seit Jahren ihrem Schicksal.
Durch symbolische Papierboote und Kreideabdrücke als symbolische Fußabdrücke um das Rheinufer, sollen die amtierenden Stadträtinnen und Stadträte an Ihre Verantwortung erinnert werden die Menschenrechte der Schutzsuchenden zu wahren. Gezielt wird hier die Hilfsorganisation Mission Lifeline aus Dresden erwähnt. Mit viel Aufwand und durch zahlreiche Spendengelder wurden bereits 2 Charterflieger finanziert, die bereit stehen, um die betroffenen Menschen aus Ihrer unwürdigen Lage zu befreien. Start- und Landeerlaubnis wird durch die Behörden blockiert. Die Ressourcen, finanziell, wie personell, sind sichergestellt – politisches Handeln fehlt.
Gerade die Auszeichnung der Stadt Speyer als „Sicherer Hafen“, darf in diesen schweren Zeiten nicht nur ein Symbol bleiben – es bedarf eines unmittelbar und solidarischen Handelns. Die Forderungen sind hier klar:
Die Stadt Speyer muss sich offen gegenüber der rheinlandpfälzischen Regierung und dem Bund für die sofortige Aufnahme von Schutzsuchenden aus dem größten Lager Moria auf der Insel Lesbos aussprechen. In diesem Zuge ist Kontakt zu Axel Steier, dem Vorstand der Organisation Mission Lifeline, aufzunehmen und erforderliche Schritte einzuleiten, um auf politischer Ebene für eine offizielle Erlaubnis für die Rettungsflüge einzustehen.
Angesichts der weiter steigenden Infektionszahlen des Corona Virus in Deutschland und der ersten bestätigten Fälle auf den griechischen Inseln, ist eine Evakuierung und anschließende dezentrale Unterbringung der betroffenen Menschen unerlässlich – dabei spielt es keine Rolle, ob diese Menschen an den EU Außengrenzen auf Hilfe warten oder hier in Speyer, Sammelunterkünften bieten keine Möglichkeit dem notwendigen Abstandsregelungen des sogenannten „Social Distancing“ nachzukommen und machen es so unmöglich Ansteckungen zu unterbinden.
Zum Wohle der Gesundheit der Geflüchteten und der Eindämmung des Corona Virus gleichermaßen ist es nun an der Zeit für politische Amtsträger*innen Solidarität zu leben. Wir lassen niemanden zurück und sagen ganz klar und deutlich: Speyer hat Platz!“
Biblis
Auch im privaten Bereich zeigte man sich solidarisch an diesem Aktionstag.
Link zur Seebrücke-Aktionsseite:
https://seebruecke.org/leavenoonebehind/aufruf/
(Bericht: Christian Ratz / Fotos: Christian Ratz, Seebrücke Heidelberg, Fridays for Future Speyer und von privat)