Ankündigung: Film-Dokumentation würdigt Anette Langendorf – Kämpferin für Frauen- und Bürgerrechte in Mannheim
KIM hat sich mit den Produzenten einer Filmdokumentation in Arbeit am 06.09.2021 in Mannheim getroffen. Am Gespräch nahm auch die am Filmprojekt als Redakteurin beteiligte Journalistin Annette Lennartz (u.a. SWR) teil. Die zirka 45-minütige filmische Dokumentation, über die Mannheimer Stadträtin (1921) und spätere Landtagsabgeordnete nach 1945, soll ab November 2021 an ausgewählten Orten (Kinos) vorgeführt werden. Anette Langendorf war Mitgründerin der VVN, der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes. Politisch sozialisiert war die über Parteigrenzen hinweg anerkannte und beliebte Politikerin, als Kämpferin gegen Faschismus und für Frauenrechte und Sozialpolitik, zuerst in der SPD, später USPD, danach in der KPD. Ein Jahr vor ihrem Tod trat sie 1968 der DKP bei.
75 Jahre VVN-BdA – mindestens ein Grund zum Erinnern
2022 feiert der VVN-BdA (Vereinigung der Verfolgten des Naziregims – Bund der Antifaschisten) seine Gründung. Das Filmprojekt will in diesem Kontext einen Beitrag zur Erinnerungskultur, der politischen Bildung und zum Jubiläumsjahr leisten. Und dies bereits im Vorfeld des 75. Gründungsjahrs. Die Produzenten Fritz Reidenbach und Klaus Dollmann betonten diesen Fokus. Finanzielle Unterstützung erhält die Produktion durch Mittel der VVN-BdA Mannheim und der Rosa-Luxemburg-Stiftung Baden-Württtemberg. Für Kamera, Ton und Schnitt ist verantwortlich ein für seine Arbeiten bekannter KIM-Redakteur. Das Credo lautet, wenn nicht jetzt, wann dann; sinngemäss “Die direkt Betroffenen, deren Angehörige und weitere wichtige Zeitzeugen stehen wenn überhaupt, nur noch überschaubare Jahre für Gespräche zur Verfügung.”
Gestern, heute und morgen…Anette Langendorf-Park
Im Rahmen der Anfang 2021 begonnen Filmaufnahmen, konnten diverse Zeitzeugen und HistokerInnen bundesweit befragt werden. Zum Beispiel mit Frau Dr. Gudrun Langendorf (Schwiegertochter), Herrn Prof. Dr. Ulrich Nieß (MARCHIVUM) und Frau Dr. Sabine Arend (KZ-Gedenkstätte Ravensbrück).
Beim Drehtermin in Ravensbrück, sagt Projektredakteurin Annette Lennartz im Gespräch mit dem KIM, kam ein einzigartiges, historisches Dokument zum Vorschein. Vorher noch nie inventarisiert und katalogisiert: Eine siebenseitige handschriftliche Schrift von Anette Langendorf; angefertigt während ihrer KZ-Internierung in Ravensbrück.
Ohne dieses Filmprojekt, wäre dieses wichtige Dokument vermutlich weitere Jahrzehnte in ungesichteten Beständen der Gedenkstätte verschollen geblieben.
Kontroverse: öffentliche Stellen in Stuttgart verwähren Kooperation
Rudolf Langendorf, Ehemann von Anette Langendorf, wurde als Mitglied der Lechteiter-Widerstandsgruppe gegen das NSDAP-Regime, verhaftet und am 15.09.1942 in Stuttgart hingerichtet. Für die Filmproduzenten wäre es wichtig gewesen, an der Gedenkstätte filmen zu können. Dies wurde dem Team verwährt und zu einem Interview waren die Verantwortlichen auch nicht bereit. Vollkommen unbefriedigend musste der Hinweis bis dato zur Kenntnis genommen werden, der sinngemäss lautet: “Es wäre mit einer Gedenkstätte schon alles getan; am Hinrichtungsort der Menschen aus der Lechleiter-Gruppe. Akutell würde man sich museal damit beschäftigen, eine Gedenkvitrine für Anette Langendorf einzurichten. Und abstrakt dazu im Museumscharakter gegenüberstellend den in Mannheim geborenen, späteren CDU-Ministerpräsidenten von Baden-Württemberg, Karl Filbinger. Filbinger, der als NSDAP-Mitglied und Marinerichter diverse Todesurteile empfohlen und verhängt haben soll”.
Auf der Zielgeraden
Bei noch anstehenden Filmaufnahmen sollen neue, meist junge Mitglieder der VVN-BdA zu Wort kommen, um mit ihren Einschätzungen der Dokumentation eine Zukunftsvision zu geben.
KIM erfuhr beim Gespräch mit den Produzenten, dass es Bestrebungen gibt in Mannheim einen künftigen Park oder eine anders geartete große Grünfläche nach Annette Langendorf benennen zu wollen. Wer den Dokumentarfilm, ab November nicht im Original sehen können wird. Diesem Personenkreis soll laut Producern, der Film auch als DVD angeboten werden.
Es bleibt spannend und KIM als Medienpartner wird weiter berichten.
(Bericht und Fotos: Christian Ratz; und wie angegeben)
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