„Miriam-Makeba-Straße“ statt Leutwein-, „May Ayim-Straße“ statt Lüderitz-Straße!
Ein eindrucksvolles und kräftiges Zeichen für die Umbenennung der Rheinauer Kolonialisten-Straßen setzten am 11. Oktober der Arbeitskreis Kolonialgeschichte Mannheim und der Afrikachor Imbongi-Voices for Africa samt der Stimmkünstlerin Jutta Glaser in der City-Kirche Konkordien. Das Konzert, angereichert durch interessante Informationen, fand statt im Rahmen der der „einander Aktionstage 2021 Mannheim“. Es signalisiert, dass es nun Zeit wird, den Stadtteil Rheinau von den vier Straßennamen zu befreien, die von den Nazis nach Kolonialverbrechern und dem Nazianhänger Sven Hedin benannt wurden.
Zwischen den Chorstücken, z.B. „Homeless“ von Ladysmith Black Mambazo, hierzulande bekannt durch Paul Simons Interpretation, trug Bettina Franke Originalzitate von Akteuren des ersten Völkermords im 20. Jahrhundert an den Herero und Nama und des afrikanischen Widerstands vor. So z.B. den „Aufruf an das Volk der Herero“ von Genaralleutnant Lothar von Trotha, in dem er 1904 als „der große General des mächtigen deutschen Kaisers“ die Vertreibung und Vernichtung der Herero ankündigt. Oder den Bericht über ein Massaker an Anhänger*innen des Aufstands von Hendrik Witbooi, die von einem Geistlichen der Rheinischen Mission zu einem Gottesdienst gelockt wurden, um sie dann in der Kirche dem Mordkommando der deutschen „Schutztruppe“ auszuliefern. Dagegen dann die klare Aussage des Guerilla-Führers Jacobus Marengo, warum und mit welchem Recht er den Aufstand gegen die Kolonialherren auch ohne Aussicht auf Sieg bis zuletzt führen werde. Der Chor singt „Nkosi Sikelele Africa“ – heute Nationalhymne von Südafrika.
Für den Arbeitskreis Kolonialgeschichte nennt Gertrud Rettenmaier sodann sieben Namensvorschläge, die seiner Meinung nach für die Straßenumbenennungen gut geeignet seien:
- die afrodeutsche Dichterin, Pädagogin, Feministin und Aktivistin May Ayim,
- den Protagonisten des antikolonialen Widerstands in Kamerun Rudolf Manga Bell
- die südafrikanische Sängerin und Kämpferin gegen Apartheid Miriam Makeba,
- den afrodeutschen Überlebenden der NS-Diktatur, Schauspieler und Beamten Theodor Wonja Michael,
- den Protagonisten des antikolonialen Widerstands in Südwestafrika Jakob Morenga,
- die namibische Kämpferin gegen das südafrikanische Apartheidregime Anna Mungunda,
- die kenianische Friedensnobelpreisträgerin, Biologin und Feministin Wangari Muta Maathai
Sein abwechslungsreiches, sehr lebhaft und ausdrucksstark vorgetragenes Programm schließt der Afrika-Chor mit einem afrikanischen Song über das Wüten von Covid-19 in Afrika. Am Ausgang sammelt der Chor für sein Bildungsprojekt in eSwatini (Swasiland). Dort bekommen in einem kleinen Dorf 350 Waisen eine Chance für die Zukunft: Schule, Berufsausbildung und selbst Universität (Näheres unter voices-for-africa.de).
Thomas Trüper