“Volle Hütte” bei der Kundgebung der IG Metall auf dem Mannheimer Marktplatz

Tarifverhandlungen in der Metall- und Elektroindustrie

Nach 2 Wochen Warnstreik erfolgreiche Kundgebung auf dem Marktplatz

“Hütte voll!” Kundgebung der IG Metall Mannheim am 16. November auf dem Mannheimer Marktplatz

Am Dienstag 16. November sind ca. 3.500 Beschäftigte von über 20 Betrieben in einem Sternmarsch vom Süden und Norden Mannheims in zwei Demonstrationszügen zum Marktplatz geströmt, um dort von 12 bis 13 Uhr bei einer Kundgebung der IG Metall für ihr Anliegen einzutreten.

Ein Demozug startete beim Benz am Tor 1, Beschäftigte von Perske, Alstom, ABB, GE, Pepperl + Fuchs, Pfennig, Field Core, VAG und Bopp&Reuther haben sich angeschlossen. Kurz vor der Kurpfalzbrücke stießen Beschäftigte von Caterpillar hinzu.

Im Süden Mannheims fanden sich Beschäftigte von John Deere, ZF Wabco, Thyssenkrupp Materials, Zahnradpumpenfabrik Mannheim, Eaton, Hengst, VAG, Bopp und Reuther, ART und Südkabel ein.

Birol Koca, Betriebsratsvorsitzender von John Deere ist von der Teilnahme und von der Anzahl der Gäste auf dem Marktplatz begeistert: “Egal ob man von oben, von unten von links oder rechts fotografiert: der Marktplatz ist voll – so voll war es hier schonlange nicht mehr!”

“Das ist die letzte Warnung an die Arbeitgeber: wenn es beim morgigen Verhandlungstermin keine Einigung gibt, werden wir direkt in der nächsten Woche eine Urabstimmung durchführen und in Streiks gehen!” so Thomas Hahl, 1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim und Mitglied der Verhandlungskommission.

Jährliche Einmalzahlungen, die als Angebot der Arbeitgeber vorgelegt worden sind, seien inakzeptabel. Die Forderung nach einer Lohnerhöhung von 8%, die in die Grundentgelttabelle Eingang findet, sei gerechtfertigt. Die letzte tabellenwirksame Erhöhung habe es vor Corona im Jahr 2018 gegeben. Jetzt sei es mal wieder Zeit für eine Lohnerhöhung. Den meisten Unternehmen gehe es prächtig, Umsatz und Gewinne explodieren.

Die Beschäftigten von Südkabel in MA-Neckarau erfuhren von Thomas Hahl unter dem lauten Beifall des Publikums eine besondere Würdigung, haben sie doch die Unternehmensleitung durch einen 2-tätgigen Streik dazu gebracht, wieder dem Arbeitgeberverband beizutreten und die Tarifverträge anzuerkennen.

Auf der Kundgebung wurde wie auch schon in den Warnstreiks in 19 Betrieben im Bereich der Verwaltungsstelle der IG Metall Mannheim die Entschlossenheit der Beschäftigten deutlich.

Die Betriebsräte aber auch einzelne Beschäftigte machten deutlich, dass die Belegschaften „die Schnauze voll haben“. Seit 2019, dem Beginn der Corona-Krise, habe man viel Rücksicht auf die Lage der Unternehmen gehabt. Seit dieser Zeit habe es keine tabellenwirksamen Lohnerhöhungen gegeben. In der Vergangenheit habe die Belegschaft mit wechselnder Mehrarbeit und Kurzarbeit, 4 und 5-Schichtmodellen, Wochenendarbeit sehr große Flexibilität beweisen. Die Belegschaft vermisse Dankbarkeit und bekomme statt dessen mangelnde Wertschätzung, wie Lars Schlotz , Sprecher der Vertrauensleute bei ZF Wabco, in einem Pressegespräch ausführte. Stefan Schneider, VL-Leiter von Caterpillar, machte deutlich, dass angesichts der vergangenen Lohnentwicklung, sogar die Forderung nach einer 2-stelligen Lohnerhöhung, im Raum stand. Jetzt wolle man endlich Ergebnisse sehen. Jürgen Laier, der Betriebsratsvorsitzende von Bopp + Reuther hat es bei einem Warnstreik auf den Punkt gebracht, was Viele meinen: “….3.000 Euro für 30 Monate? Ist das der Dank für unsere Solidarität, die wir dem Unternehmen gegenüber in der Corona-Zeit gezeigt haben?

Ein Merkmal der bisherigen 19 Warnstreiks und der Kundgebung am 16. November war die breite Beteiligung. “Nicht nur in den klassischen Produktionsbereichen, sondern auch in Unternehmen mit Hochqualifizierten, Softwareentwicklung, großen IT-, Forschungs- und Entwicklungsbereichen“, wurden Warnstreiks durchgeführt, wie Janna Köke von der IG Metall Mannheim feststellte. Auch Unternehmen wie ABB, Leica Microsystems oder Alstom-Bombardier aus Mannheim wurden bestreikt.“

Thomas Hahl, der erste Geschäftsführer der IG Metall Mannheim, hat schon im Vorfeld der Warnstreiks angekündigt: “In Summe arbeiten derzeit etwa 20.500 Beschäftigte in unserem Zuständigkeitsbereich der IG Metall Mannheim in tarifgebundenen Unternehmen der Metall- und Elektroindustrie”, berichtet Thomas Hahl. “Der Arbeitgeberverband Südwestmetall sorgt gerade dafür, dass die Menschen in den Betrieben wütend werden. Die Arbeitgeber sind verantwortlich dafür, dass der November zu einem Monat der Auseinandersetzung und der Warnstreiks wird. Wir werden sowohl bei kleineren Zulieferern, über mittlere Unternehmen wie Walter Perske mit 90 oder ZF WABCO mit etwa 300 Beschäftigten, bis hin zu Caterpillar mit etwa 1000 Beschäftigten.

Wie weiter?

Am Donnerstag 17.11.2023 gibt es bereits die fünfte Verhandlungsrunde zwischen Südwestmetall und IG Metall. Gibt es hierbei keine Annäherung der Tarifvertragsparteien, hat die IG Metall angekündigt, eine Urabstimmung für einen unbefristeten Streik vorzubereiten.

(scr)