Schiller, Dalberg und Co für Selbstbestimmung: Aktivist:innen dekorieren Mannheimer Statuen
Grüne Halstücher, Schilder mit Parolen für das Recht auf Abtreibung, Girlanden: Einige Mannheimer Denkmal-Statuen sehen seit Sonntag anders aus als gewohnt. Verantwortlich dafür sind Aktivist*innen der Interventionistischen Linken Rhein-Neckar, die gemeinsam mit anderen Mannheimer Feminist*innen die Forderung nach der Legalisierung von
Schwangerschaftsabbrüchen im Stadtbild sichtbar machen wollten.
Die Statue der kaiserlichen Prinzessin Stéphanie Louise Adrienne de Beauharnais (1789-1860) am Ufer des Rheins sagt „My Body – My Choice“, die Statue von Wolfgang von Dalberg (1750-1806), einem historischen Intendanten des Nationaltheaters, tut es ihm gleich und ergänzt seine Forderung noch um ein Symbol der feministischen Bewegung. Die an ihren Armen und Beinen befestigten grünen Tücher verweisen dabei auf die große argentinische Bewegung für die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, der es als Symbol für ihren Kampf dient. 2020 waren in dem lateinamerikanischen Land nach jahrelangen Protesten Schwangerschaftsabbrüche für legal erklärt worden.
„Mit unserer Aktion im Mannheimer Stadtbild wollen wir die Bevölkerung auf unsere Forderung nach der umfassenden Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen aufmerksam machen,“ erklärt Clara Lichtensteiner, eine Sprecherin der Interventionistischen Linken. Die Denkmal-Aktion sei dabei ein Teil der bundesweiten Kampagne „Abtreibung legalisieren – jetzt!“, die von 122 Organisationen, Projekten und Initiativen unterstützt wird. Neben der ersatzlosen Streichung des § 218 aus dem Strafgesetzbuch fordert das Bündnis eine Ersetzung der Beratungspflicht durch ein Recht auf freiwillige Beratung und die vollständige Kostenübernahme für alle, die sich für eine Abtreibung entscheiden. Seit dem 16.09. baut die zivilgesellschaftliche Kampagne mit unterschiedlichen Aktionen Druck auf, um ihr Ziel zu erreichen. Zum Abschluss der Kampagne werden am Samstag, dem 7.12. zwei Großdemonstrationen in Karlsruhe und Berlin stattfinden. „Fahrt mit uns nach Karlsruhe und setzt ein Zeichen für das Recht auf Selbstbestimmung!“, fordert Lichtensteiner auf.
„Der Kampf für die Legalisierung von Abtreibungen ist wichtig, denn der § 218 StGB kriminalisiert nach wie vor ungewollt Schwangere und verletzt ihr Recht auf reproduktive Selbstbestimmung,“ fährt Lichtensteiner fort. Dem §218 zu Folge sind Abtreibungen nur in den ersten 12 Schwangerschaftswochen und unter strengen Bedingungen, wie verpflichtender Beratung und Bedenkzeit, straffrei. Die Debatte um eine mögliche Aufhebung des noch aus der Kaiserzeit stammenden Paragraphen wird seit Jahrzehnten geführt und war zuletzt auch wegen des Antrags einer Gruppe von Bundestagsabgeordneten wieder aufgeflammt. „Für uns ist klar: Schwangere sollen selbst über ihre Körper entscheiden dürfen! Die Kriminalisierung von Abtreibungen muss endlich ein Ende haben,“ so Lichtensteiner.
Interventionistische Linke Rhein-Neckar