AUS für den Inklusionsbetrieb Radhof Neckarstadt

Der Radhof in der Lange Rötterstraße.

Nach knapp 9 Jahren kommt nun das Aus für den Integrationsbetrieb Radhof Neckarstadt, über dessen Eröffnung das Kommunalinfo seinerzeit berichtete. „Die Schließung ist definitiv“, betont der Geschäftsführer, „wir gehen zurück nach Heidelberg“. Dort werde man in das neue Fahrradparkhaus einziehen. Auch in Mannheim wird irgendwann in absehbarer Zeit ein neues Fahrradparkhaus auf der Hauptbahnhof-Südseite eröffnen. Wäre das nicht eine Möglichkeit gewesen? „Keine Chance!“ winkt der Geschäftsführer ab. Der Kooperationspartner JobCenter betreibe eine „monopolistische Zusammenarbeit“ ausschließlich mit Biotopia gGmbH und dem IB (Internationaler Bund). Man selbst habe in der Vergangenheit 13 Praktikant*innen zur Qualifizierung von diesen beiden Unternehmen zugewiesen bekommen aber keine festen Mitarbeiter*innen mit entsprechender Förderung. Gegenwärtig hat der Radhof Neckarstadt noch 3 Mitarbeiter. Die Unterstützungsakquise sei extrem schwierig, aufwändig und erfolglos. „Wir sind eben ein Heidelberger Inklusionsunternehmen“ (ifa e.V., ifa GmbH, Mitgliedschaft in Der Paritätische). Man habe es mit dem Jobcenter Mannheim und der Krankenkasse zu tun, die jeweils Kostenträger für geförderte Arbeitsplätze sind. Ob die Ladenmiete ebenfalls ein Problem sei? „In Heidelberg bekommen wir die Werkstatt gratis gestellt“. Für den nach hinten raus großen Laden in der Lange Rötterstraße müsse man monatlich 3.000 EUR erwirtschaften.

So schmerzlich der Verlust des Radhof Neckarstadt für die zufriedenen Kund*innen ist, so wenig ändert sich in der Gesamtsituation für günstige Rad-Inklusionsbetriebe: Der eine geht, der andere ist unlängst gekommen: Hier handelt es sich um die „Fahrradwerkstatt der Chance Bürgerservice Mannheim gGmbH“, einer Tochter der GBG Unternehmensgruppe in der Riedfeldstraße 47 (Neckarstadt West.). Sie wirbt mit qualifiziertem Personal und mit ihrer Preisgestaltung: „Um die Leistung so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen, wird neben dem regulären Tarif auch ein gesonderter „Sozial- und Studierenden-Tarif“* angeboten (*Nachweis erforderlich).“ Man ist auch Ausbildungsbetrieb für Menschen mit „schwierigen Biografien“

Insgesamt sind schon manche gekommen und gegangen: So etwa die BIOTOPIA-Radwerkstatt im alten Fahrradparkhaus am Hauptbahnhof (Nord). Diese Fahrradstation schloss bereits zum 30. Juni 2017. Auch von dem IB WiSSO-FahrradProjekt (Widereingliederung suchtkranker Sozialhilfeempfänger) gibt es kein Lebenszeichen mehr. Dies bundesweit einzigartige Projekt arbeitete sehr erfolgreich in der „annehmenden“ Rehabilitation alkoholkranker Menschen ohne Voraussetzung, „trocken“ zu sein. Die Beantragung von ALG II für die Maßnahmeteilnehmenden und von institutioneller Förderung für den Maßnahmeträger musste vierteljährlich erfolgen.

Thomas Trüper | Bild: KIM