Chemiearbeiter demonstrieren in Ludwigshafen
Bei den Tarifverhandlungen der Chemiebranche sind Arbeitgeber und Beschäftigte noch weit auseinander. Erfolgt in den nächsten Tagen keine Einigung, drohen Streiks
24.03.2015 – In der Chemie-Tarifrunde 2015 steht es Spitz auf Knopf. Unmittelbar vor der entscheidenden Verhandlung demonstrierten über 18.000 Chemie-Beschäftigte in Ludwigshafen für die Forderungen der IG BCE.
Die Arbeitgeber hatten in der dritten Verhandlungsrunde am 12. März angeboten, die Entgelte bei einer Gesamtlaufzeit von 15 Monaten um 1,6 Prozent anzuheben. Außerdem sollen für das Jahr 2016 pro Beschäftigten 200 Euro zusätzlich in den betrieblichen Demografiefonds eingezahlt werden.
Die IG BCE hat diese Vorstellungen als „Provokation“ zurückgewiesen. Das Gesamtvolumen ist nach gewerkschaftlicher Auffassung „völlig inakzeptabel und meilenweit von einem Abschluss entfernt“. Zu einer vierten Verhandlungsrunde kommen die Tarifvertragsparteien am 26. und 27. März in Stuttgart zusammen.
Die IG BCE fordert eine Anhebung der Entgelte um 4,8 Prozent. Außerdem will die Gewerkschaft den Tarifvertrag „Demografie und Lebensarbeitszeit“ weiter entwickeln und den Demografiefonds ausbauen.
Der IG-BCE-Vorsitzende Michael Vassiliadis forderte die Chemie-Arbeitgeber auf, den eingeschlagenen Krawallkurs zu beenden und verlangte eine „Rückkehr zur tarifpolitischen Vernunft“. „Eine fünfte Verhandlungsrunde wird es nicht geben. Wir erwarten, dass jetzt endlich ein ernsthaftes Angebot als Grundlage für einen fairen und gerechten Abschluss auf den Tisch kommt.“
Die chemische Industrie steht vor großen Herausforderungen. Die hochinnovative Branche könne wichtige Beiträge leisten, um die Energiewende zu einem Erfolg zu führen, unterstrich Vassiliadis. In der Gestaltung des demografischen Wandels sei man gemeinsam ein gutes Stück vorangekommen, habe tarif- und sozialpolitische Meilensteine gesetzt. „Diesen Weg wollen wir fortsetzen. Doch die Arbeitgeber verirren sich im provinziellen Kleinklein, führen Rechenkunststücke auf und verlieren darüber strategische Themen aus dem Blickfeld“, sagte Vassiliadis.
IG-BCE-Verhandlungsführer Peter Hausmann wies nachdrücklich darauf hin, dass in der baden-württembergischen Landeshauptstadt die letzte Möglichkeit bestehe, in freien Verhandlungen zu einem Ergebnis zu kommen. „Gelingt dies nicht und schlägt auch eine Schlichtung fehl, ist ein Arbeitskampf nicht länger ausgeschlossen. Wir wissen: Am Ende ist jeder Tarifabschluss ein Kompromiss, das ist nicht erst seit gestern so. Es kommt allerdings sehr darauf an, dass ein solcher Kompromiss auch tragfähig ist. Wir wollen eine faire Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg. Das haben die Beschäftigen verdient. Täusche sich niemand über die Kraft und Stärke unserer Gewerkschaft. Wenn es sein muss, dann sind wir jederzeit handlungsfähig.“
„Die Beschäftigten der chemischen Industrie in Rheinland-Pfalz und dem Saarland haben heute die passende Reaktion auf das inakzeptable Tarifangebot ihrer Arbeitgeber gezeigt“, sagte der IG-BCE-Verhandlungsführer für Rheinland-Pfalz, Francesco Grioli. „Unsere Kolleginnen und Kollegen lassen sich nicht mit Krümeln abspeisen, wenn sie über das Jahr eine mehrstöckige Torte produziert haben. Die Arbeitgeber schütten üppige Dividenden und Managerboni aus und wollen ihre Leistungsträger auf Verzicht trimmen. Hier stinkt etwas, und zwar gewaltig!“
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