Kundgebung nach Drohnenanschlag auf Journalist*innen in Nordsyrien
Nach dem tödlichen Angriff einer türkischen Drohne auf zwei Journalist*innen in Rojava (Nordsyrien) gab es eine Kundgebung des kurdischen Kulturvereins in Mannheim. Eines der Opfer hat Familie in der Quadratestadt. Ein Onkel der Journalistin forderte, dass die Angriffe der türkischen Armee enden müssen und sich Deutschland für die demokratische Kräfte in Syrien einsetzen soll.
Was war passiert?
Am Donnerstag, 19. Dezember attackierte eine türkische Kampfdrohne das Fahrzeug der beiden Journalist*innen Nazım Daştan und Cihan Bilgin, die für eine Reportage am Tişrîn-Staudamm am Euphrat (Nordsyrien) waren. Der Staudamm ist umkämpft. Die von der Türkei unterstützte Islamistenmiliz SNA will nord- und ostsyrische Gebiete erobern, die sich bisher in kurdischer Selbstverwaltung befinden. Das türkische Militär unterstützt die SNA mit Luftangriffen.
Eine Kampfdrohne griff am Donnerstag um 15:20 Uhr Ortszeit ein Fahrzeug an, das sich auf dem Rückweg von einer Reportage befand. Die beiden Journalist*innen waren sofort tot, der Fahrer überlebte verletzt, berichten kurdische Medien. Nazım Daştan arbeitete seit 10 Jahren, Cihan Bilgin seit 7 Jahren für kurdische Medienagenturen und berichteten von türkischen Militäraktionen und Angriffen des „Islamischen Staat“ (IS) auf die kurdische Selbstverwaltung.
Opfer hat Familie in Mannheim
Zwei Brüder und ein Onkel von Cihan Bilgin nahmen an der Kundgebung in Mannheim teil. Die beiden Brüder, die in Mannheim leben, waren emotional nicht in der Lage zu sprechen. Durmaz Yahisi ist Cihan Bilgins Onkel. Er lebt in der Schweiz und ist am Samstag nach Mannheim zur Kundgebung angereist. Er erklärte sich für ein Interview bereit. Ein Mitglied des Kurdischen Kulturvereins übersetzte vom Kurdischen ins Deutsche.
Bevor es um seine Nichte geht, ist es Yahisi wichtig, sein Beileid mit den Menschen in Deutschland auszudrücken, die Angehörige der Opfer des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt sind. Als jemand, der gerade ein Familienmitglied verloren hat, könne er den Schmerz nachvollziehen und sagt „Die Tränen der Mütter sind alle gleich.“
Seine Nichte Cihan Bilgin sei seit 2017 als Journalistin in Rojava tätig gewesen. Sie habe von den Massakern berichtet, die der „IS“ an Zivilist*innen begangen hat. In den letzten Tagen sei sie zum Tişrîn-Staudamm gefahren, um mit den Kämpfer*innen zu sprechen, die den Damm gegen die vorrückende Islamisten-Miliz verteidigen. Er geht davon aus, dass sie gezielt von der Kampfdrohne beschossen wurden, weil sie als Journalist*innen direkt vor Ort berichteten.
Yahisi denkt, dass sich seine Nichte der Gefahr bewusst war, unter der sie arbeitete. „Diktatoren mögen keine Wahrheit“, sagt er. Deshalb habe der Tod seiner Nichte eine große Bedeutung. Er sagt, dass die kurdischen Kämpfer*innen auch für die Freiheit der Menschen in Europa kämpfen. Wenn die islamistischen Kräfte in Syrien geschwächt werden, gebe es auch eine geringere Gefahr für Anschläge und Massaker in Europa.
Kundgebung am Hauptbahnhof fordert Unterstützung der demokratischen Kräfte in Syrien
Deshalb gibt es bei der Kundgebung auch viel Kritik an der Grünen Außenministerin Baerbock, die bei einem Besuch in der Türkei gefordert hatte, die kurdischen Kämpfer*innen sollen ihre Waffen niederlegen.
„Frau Baerbock, ist das feministische Außenpolitik?“ fragte eine Unterstützerin der Kundgebung über das Mikrofon. Die kurdischen Kämpfer*innen seien „die einzigen in Syrien, die für Frauenrechte, Menschenrechte und Demokratie stehen“.
Auch der Sprecher der Veranstaltung kritisierte die deutsche Bundesregierung für ihren Umgang mit der Türkei. „Es ist dringend notwendig, dass die völkerrechtswidrigen Angriffe der Türkei auf Nord- und Ostyrien und auf Rojava verurteilt werden.“ In Rojava würden über 4000 IS-Kämpfer in Gefängnissen bewacht. Bei einem Vormarsch der von der Türkei unterstützten SNA Miliz besteht die Gefahr, dass islamistische Kämpfer befreit werden und erneut Gewalttaten begehen. Die Bundesregierung sollte auch im eigenen Interesse die demokratischen Kräfte in Syrien unterstützen. „Stattdessen verlangt Annalena Baerbock, dass die Kurden ihre Waffen nieder legen sollen“, kritisierte der Redner. Die Waffen seien aber „das einzige Mittel“ um sich gegen die islamistische Bedrohung verteidigen zu können. Er rufe alle freiheitsliebenden Menschen und insbesondere die internationalen Presseorganisationen dazu auf, an Protesten teilzunehmen. (cki)
Dokumentation der Rede
Nazım Daştan und Cîhan Bilgin, zwei kurdische Journalist:innen wurden am 19.12.2024 südlich von Kobanê bei einem Drohnenangriff der Türkei auf ihr Fahrzeug gezielt getötet. Cîhan Bilgin und Nazım Daştan befanden sich auf dem Rückweg vom Tişrîn-Staudamm, der seit zehn Tagen heftigen Angriffen des türkischen Staates und von der Türkei finanzierter Islamisten ausgesetzt ist. Nazım Daştan arbeitete seit über 10 Jahren und Cîhan Bilgin seit über 7 Jahren fur die kurdischePresse. Sie berichteten unermüdlich über den Widerstand der Kurd*innen gegen die Angriffskriege der Türkei und die Unterstützung für den “Islamischen Staat” (IS) durch die Türkei.
Bis zu ihrem Tod berichteten sie täglich aus den Gebieten in Nord- und Ostsyrien Rojava), die aktuell von den Angriffen betroffen sind. Beide Journalist:innen erfüllten ihre Pflicht, die Wahrheit zu berichten, indem sie die antikurdischen Angriffe des türkischen Staates, die Massaker an der Zivilbevölkerung, die Kriegsverbrechen und Gräueltaten der Türkei in den Kriegsgebieten filmten. Bei diesem Attentat wird erneut deutlich, dass die Türkei gezielt die kurdische Presse ins Visier nimmt, um die Berichterstattung über ihre Kriegsverbrechen zu unterbinden. Gestern traf Außenministerin Annalena Baerbock ihren türkischen Amtskollegen Hakan Fidan.
Es ist dringend notwendig, dass sie dabei die völkerrechtswidrigen Angriffe der Türkei auf Nord-Ostsyrien und Rojava klar verurteilt. Die Besetzung dieser Gebiete und die fortgesetzten Angriffe auf die Selbstverwaltung dürfen nicht unkommentiert bleiben. Frau Baerbock muss einen Stopp dieser Aggressionen fordern – ebenso wie ein Ende der Zusammenarbeit der Türkei mit islamistischen Gruppen gegen die demokratische Selbstverwaltung in der Region.
Mehr als 4000 IS-Gefangene werden in Rojavas Gefängnisse von der Kurdischen selbst Verwaltung überwacht, Bei den Angriffen bestehst die Gefahr, dass die IS-Häftlinge entkommen oder gar von Dischadisten freigelassen werden. Die Bundesregierung sollte zusammen mit der kurdischen selbst Verwaltung in Nord- ost Syrien den IS bekämpfen aber Stattdessen verlangt Anna-Lena Baerbock gestern bei ihrem Türkei besuchh, das die Kurden ihre Waffen niederlegen sollen . Diese Waffen sind das einzige Mittel, mit dem sich die Kurden noch immer gegen den Terror des IS, Al-Qaida und von der Türkei unterstützten islamischen Milizen verteidigen. und fast gleichzeitig verübt ein Terrorist einen Terror Anschlag in Magdeburg .
Als kurdische Gemeinschaft verurteilen wir diesen brutalen Angriff auf die Journalist:innen Nazım Daştan und Cîhan Bilgin aufs Schärfste. Wir rufen alle Freiheits liebenden Menschen dazu auf an Protesten teilzunehmen Insbesondere sind internationale Presseorganisationen aufgefordert, ihre Stimmen zu erheben.