General Electric Mannheim-Käfertal fast platt
Ende einer bedeutenden Mannheimer Industriegeschichte – Teil 2
Nach langen Auseinandersetzungen bei General Electric zwischen Betriebsrat, Belegschaft und IG Metall auf der einen Seite und Geschäftsleitung auf der anderen Seite steht nun mit Einschaltung
der arbeitsgerichtlichen Einigungsstelle unter Vorsitz von Lothar Jordan das Ergebnis fest. Die Betriebsänderung mit einem abermaligen Abbau von Arbeitsplätzen bezieht sich nicht nur auf Mannheim sondern auch auf andere Werke in Deutschland.
Hier die nackten Zahlen für das Werk in Mannheim-Käfertal:
Es verbleiben 380 Arbeitsplätze in Mannheim-Käfertal. Davon 300 Arbeitsplätze im Powerbereich, und 80 in einer Service Gesellschaft. Im Powerbereich arbeiten hauptsächlich Ingenieure, im
Service sind es vor allem hochqualifizierte Facharbeiter und Techniker als Baustellenleiter und Inbetriebnehmer. Ob dieser nun nochmals geschrumpfte Bereich eine Zukunft hat, ist mehr als
zweifelhaft. Das Geschäft für Neuanlagen für Dampf- und Gaskraftwerke ist auf fast Null zurückgegangenen. Es werden fast ausschließlich Altanlagen bearbeitet. Mit dem Abbau auf nun 380 Arbeitsplätze hat die Geschäftsleitung ihre am am 7. Dezember 2017 bekannt gewordenen Pläne letztlich durchgesetzt.
Das Ergebnis ist für den Betriebsrat und die IG Metall mit viel Bitterkeit verbunden, konnte doch das weitere Schrumpfen auf eine jetziges Minimum nicht verhindert werden. In der ersten Betriebsänderung ab dem 6. Februar 2017 wurden schon einmal rund 1.000 Arbeitsplätze abgebaut. Die Belegschaft schrumpfte von rund 1.650 auf 650 Beschäftigte. Besonderer Schwerpunkt dieser Betriebsänderung war die Schließung der Fabrik, also der Produktion. Mittels Altersteilzeit, Vorruhestandsregelungen und Übergänge in eine Transfergesellschaft konnten unmittelbare Kündigungen verhindert werden. Dieser
Betriebsänderung sind bekannterweise jahrelange Auseinandersetzung, betriebliche Kämpfe, Arbeitsniederlungen und Demonstrationen vorausgegangen. Der Betriebsrat konnte sich letztlich mit seinem Konzept für alternative Produkte nicht durchsetzen.
Der nochmalige Abbau der Arbeitsplätze auf 380 stellt sich nun wie folgt dar:
100 Arbeitsplätze sind durch Eigenkündigungen von Beschäftigten in 2018 und 2019 weggefallen. Die hohe Zahl der Eigenkündigungen macht deutlich, wie schlecht die Stimmung ist, keiner glaubte mehr an ein gutes Ende. 100 Beschäftigte wird vom Unternehmen das Angebot gemacht, ab dem 1. Juni in eine von MyPegasus geführte Transfergesellschaft zu wechseln, ab dem 1. Juli nochmals 30 bis 40
in eine zweite Transfergesellschaft, deren Dauer jeweils ein Jahr beträgt. In dieser Zeit sollen die Beschäftigten in ein anderes Arbeitsverhältnis vermittelt werden. Daneben gibt es nochmals die Möglichkeit zur Altersteilzeit und Vorruhestand. Das ergibt jetzt aktuell einen Abbau von rund 180 Arbeitsplätzen. Nur wenn die Beschäftigten die Angebote (Transfergesellschaft, Altersteilzeit und Vorruhestand) annehmen, wird es nicht zu betriebsbedingten Kündigungen kommen. Das wird die unmittelbare Zukunft zeigen. Trotzt dem erpresserischen Charakter („Nimm oder du wirst gekündigt“) ist damit zu rechnen, dass
die jeweiligen Angebote angenommen werden. Die Betriebsratsvorsitzende Elisabeth Möller machte deutlich, dass trotz aller Enttäuschung und Wut am Ende alle in der Belegschaft froh waren über das Ende der jahrelangen Ungewissheit und der Zermürbung. Froh darüber, dass diese Zeit endlich vorüber ist. Für die 380 verbliebenen Beschäftigten bleibt eine ungewisse Zeit. „Ich hoffe, das sie eine Zukunft haben, so Elisabeth Möller. Möller legte Wert darauf, dass nicht alles umsonst gewesen sei. Durch den beispiellosen Kampf sei es möglich gewesen, um jeden einzelnen Arbeitsplatz zu kämpfen, und den Arbeitsplatzanbau durch vergleichsweise gute Konditionen abzumildern. Die Zusammenarbeit mit der IG Metall sei ganz wichtig gewesen. „Mit der Belegschaft gab es einen großen Zusammenhalt, deswegen war ́s das wert“.
Der IG Metall-Geschäftsführer Klaus Stein, machte deutlich, wie schwierig es sei, eine Fabrikschließung diesen Ausmaßes hinter sich bringen zu müssen. Dabei hätten die Belegschaft und der Betriebsrat Unglaubliches geleistet. Angesprochen, was mit dem verbleibenden Werksgelände in Mannheim-Käfertal passiere, verwies er auf die „kluge Vereinbarung“, die die Stadt Ende Februar mit Investor und Erwerber Aurelis getroffen habe. „Wir gehen davon aus, dass mittelfristig keine Industrieruine entsteht, sondern Arbeitsplätze für Industrie, Handwerk und Dienstleistung entstehen.“
Bild 1: „BBC“- Schriftzeichen über dem Eingang am Tor 1 in der Boveristraße. Der traditionsreiche Vorgängerbetrieb hatte einmal über 10.000 Beschäftigte.
Bild 2: Eine der vielen Widerstandsaktionen: Hier demonstrieren GE-Beschäftigte vor dem Werkstor 6 in Mannheim-Käfertal
Roland Schuster