Geothermie als Energiegewinnung der Zukunft?
Rückblick über einen Vortrag zur Geothermie als mögliche Energiequelle in Mannheim
Im Rahmen ihrer Vortragsreihe „100% Erneuerbare Fernwärme bis 2030“ organisierte Mannheim Kohlefrei am 04.02. einen wissenschaftlichen Vortrag zum Thema der Geothermie. Referent war Dr. Bär, der an der TU Darmstadt im Fachbereich der angewandten Geothermie tätig ist.
Mit ihrer Vortragsreihe trifft Mannheim Kohlefrei die Zeichen der Zeit. Denn die letzten Jahre haben deutlich gemacht, dass unsere Energiegewinnung schnellstmöglich klimaneutral werden muss. Die Frage nach den Alternativen zum Status Quo müssen dabei aus der Wissenschaft beantwortet werden, weil hier das Fachwissen bezüglich der komplexen Fragestellungen liegt. Diese Einschätzung teilten offensichtlich auch über 80 Zuhörer*Innen, die sich am Donnerstagabend zugeschaltet hatten.
Konkret wurden die Potentiale für hydrothermale Tiefengeothermie in unserer lokalen Umgebung verdeutlicht. Hydrothermale Tiefengeothermie nutzt das natürliche Vorkommen von heißen Fluiden. Im vorliegenden Fall wurde von heißem Wasser gesprochen, durch dass dann Storm und Wärme gewonnen werden kann.
Die Oberrheinischetiefebene bietet aufgrund des hohen Aufkommens von Buntsandstein, welcher Temperaturen zwischen 130 und 230 Grad erreichen kann, gute Bedingungen für diese Art der Tiefengeothermie. Die Analysen haben ergeben, dass beispielsweise zwischen dem Rhein und Leimen ein größeres geeignetes Reservat besteht. Auf Basis der Daten der MVV wären im Raum Mannheim-Heidelberg 3-4 tiefengeothermische Anlagen möglich.
Daten aus Brühl ergaben eine thermische Leistung von 150 Giga-Watt-Stunden und somit, je nach anfallenden Kosten für die Bohrung, einen Preis von 2-10ct pro Kilo-Watt-Stunde. Die entsprechende elektrische Leistung ergäbe einen Preis von 25ct pro Kilo-Watt-Stunde. Nachdem die Potentiale klargestellt wurden, wurde auch der wahrscheinlich größte und wesentlichste
Vorteil der Geothermie darstellt. Denn die spezifische Treibhausemission in Gramm pro Kilo-Watt-Stunde liegt hier bei 22. Im Vergleich dazu liegt die Fernwärme durch Biomasse bei 79 und die viel-diskutierte ‚umweltfreundlichere‘ Gewinnung durch Erdgas bei 289 Gramm pro Kilo-Watt-Stunde. Hierbei ist also die Geothermie im deutlichen Vorteil. Darüber hinaus ermöglicht die Technik auch Energie zu speichern. Demnach könnte Solarenergie, die primär im Sommer produziert wird, gespeichert werden, damit sie auch im Winter, wenn der Bedarf an Energie höher ist, genutzt werden kann.
Doch auch die Risiken wurden betrachtet und müssen weiterhin diskutiert werden. So besteht zum einen die Gefahr des Bebens, durch die die Geothermie bereits einen schlechten Ruf hat. Dr. Bär wies im Vortrag auf andere Bedingungen durch die Gesteinsarten hin, wodurch das Risiko hier in der Gegend reduziert wäre. Weiterhin besteht auch ein Risiko für das Grundwasser, welches durch ein Multibarrierekonzept geschützt werden soll.
Auch die Bedenken, die durch eine Rückfrage geäußert wurden, ob die Geothermie andere Schäden für die Umwelt wie beispielsweise an der Tierwelt verursacht, können nicht abschließend von der Hand gewiesen werden. Laut Dr. Bär ist in der Wissenschaft ein solches Risiko nicht bekannt, aber kann nicht gänzlich ausgeschlossen, da über die Mikrobiologie der Tiefe noch nicht alles bekannt ist.
Zusammenfassend bietet die hydrothermale Tiefengeothermie offensichtliche Chancen für die Energiegewinnung der Zukunft. Doch auch hier muss weiter geforscht und diskutiert werden, um die Risiken für Mensch und Natur minimieren oder sogar ausschließen zu können.
Für alle, die den Vortrag verpasst haben steht er auf Facebook und Youtube zur Verfügung.
Darüber hinaus wurde der Diskussion über Geothermie noch kein Ende gesetzt. So wird am 18.02. um 18 Uhr die nächste Runde der Vortragsreihe gestartet, wobei es ebenfalls um Geothermie geht. Dort wird ein Kraftwerksleiter berichten inklusive eines virtuellen Rundgangs.
Am 04.03. wird Mannheim Kohlefrei dann ihre gemeinsam mit dem Frauenhofer Institut erarbeitete Studie „Dekarbonisierung der Fernwärmeversorgung in Mannheim, Heidelberg und Region bis zum Jahr 2030 zur Beendigung der Steinkohleverbrennung bis 2030“ vorstellen.
Hanna Böhm, Stadträtin der LINKEN in der Fraktion LI.PAR.Tie Mannheim