Bezahlbaren Wohnraum verteidigen!
Am 21.05.2021 um 18:00 Uhr hat das Offene Stadtteiltreffen (OST) in der Neckarstadt zu einer Kundgebung in der Dammstraße aufgerufen. Dem Aufruf folgten mehr als erwartet über 100 Teilnehmer*innen, welche ihren Protest gegen die aktuelle Sanierungs- und Verdrängungspolitik in der Neckarstadt zum Ausdruck brachten.
Der Ort der Kundgebung war dabei kein Zufall. In dem Gebäude in der Dammstraße 19 sollen gemäß Bauantrag des Eigentümers zwei Wohnungen im Dachgeschoss zu einem Penthouse inklusive Pool luxussaniert werden (KIM berichtete).
Damit würde nicht nur Wohnraum vernichtet, welcher in der Neckarstadt ohnehin bereits knapp ist, sondern würde weiterhin Druck auf die Mietpreise im gesamten Neckarstadt entstehen, was zu allmählicher Verdrängung derer führen wird, welche sich die steigenden Mieten in den kommenden Jahren nicht mehr leisten können.
Einer der davon betroffenen Bewohner in der Dammstraße schilderte, dass in den drei Jahren seit der Übernahme des Gebäudes durch eine Firma des Konsortiums Hildebrandt & Hees, bereits über die Hälfte der Bewohner*innen ihre Wohnungen verlassen haben. Seitdem werden die verbliebenen Bewohner*innen durch andauernden Baulärm und -Schmutz belästigt, da die leerstehenden Wohnungen sofort saniert würden, um sie zu deutlich höheren Preisen neu zu vermieten.
Dass zur Auflösung bestehender Mietverhältnisse zum Teil auch unlautere Mittel, wie Kündigungen zum scheinbaren Eigenbedarf, genutzt werden, machte auch Gabriel Höfle vom Mieterverein noch einmal deutlich. Außerdem kritisierte er scharf, wie sich die Stadt Mannheim mit den beteiligten Unternehmen gemein mache und versuche die “Erneuerung” der Neckarstadt als sozialen Fortschritt zu verkaufen, statt sich mit den Bewohner*innen der Neckarstadt zusammen zu setzen. Auch ein Vertreter des OST äußert, dass die Bewohner*innen der Neckarstadt sicher nicht gegen soziale Wohnungspolitik und die Sanierung ihrer Wohnungen sind, stellt aber zu Recht in Frage wie eine lediglich am Profit der beteiligten Immobilien- und Architekturunternehmen interessierte Politik sozial sein könne.
Dass die beteiligten Firmen um Geschäftsführer Marcel Hauptenbuchner und weitere Protagonisten bisher mit scheinheiligen Beteiligungsformaten versucht haben ein soziales Interesse vorzutäuschen und ihren Vorhaben einen legitimen Anspruch zu verleihen, zeigt dabei nur umso deutlicher, dass ihnen die möglichen Folgen ihrer Stadtteilpolitik zwar klar seien, sie aber daraus keine Verantwortung für ihr eigenes Handeln ableiten wollen. Deshalb wird es um so wichtiger, dass sich die Bewohner*innen des Stadtteils zusammenschließen und den Druck auf die Stadt Mannheim sowie die beteiligten Firmen zu erhöhen. Die erfolgreiche und sehr gut besuchte Kundgebung gestern in der Dammstraße macht deutlich, dass eine Menge Menschen bereit sind sich der Verdrängungs- und Aufwertungspolitik entgegenzustellen, weil Wohnungen eben mehr sind als bloße Räumlichkeiten und die Neckarstadt ihr Lebensraum und nicht nur ein Investitionsobjekt ist.
Text und Bilder: DeBe