BASF Aktionärshauptversammlung 2024 (1): „Wir haben unsere Väter beim Massaker von Marikana verloren“
Mannheim, 24.4.24. Amina Hassan Fundi und Ndikho Jokanisi Bomela, zwei Jugendliche aus dem Platingürtel in Südafrika, sprechen auf der diesjährigen BASF-Aktionärshauptversammlung.
Nachdem die Witwen zweier beim Massaker von Marikana/Südafrika erschossener Bergleute sich auf der BASF-Hauptversammlung 2016 an den Vorstand wandten, ist nun die nächste Generation aus Marikana nach Mannheim gereist.
„Ich bin eines der Kinder, die durch die Profitgier von Lonmin und BASF zu Waisen geworden sind“, sagt Ndikho Jokanisi Bomela. Der 20-jährige Jurastudent aus dem Ostkap war neun Jahre alt, als sein Vater, der Bergarbeiter Semi Jokanisi, am 13. August 2012 während eines Streiks der Bergleute vor der Platinmine von Lonmin in der Nordwestprovinz Südafrikas von der Polizei getötet wurde. Sein Vater wurde getötet, weil er einen fairen Anteil forderte für die harte Arbeit, mit der er Lonmin und BASF hohe Gewinne, Dividenden und Boni sicherte, sagt Ndikho und schildert, dass dieser Tod seine ganze Familie zerstörte. Sein Großvater musste für den Unterhalt der Familie durch Arbeit untertage in der Platin-Mine sichern, seine Großmutter wurde depressiv und verstarb bald, sein Bruder nahm sich das Leben.
Dem Vorstand wirft er vor, keine Versprechungen eingehalten zu haben. Ihm sei klar geworden, „sind Ihnen egal“. Er wolle kein Mitleid, sondern ein Treffen, in dem sich die BASF anhört, „was wir wollen“. Brudermüller daraufhin: dieses Ansinnen wolle man prüfen.
„Es waren echte Menschen, denen das Leben genommen wurde“, fügt Amina Hassan Fundi hinzu, „deren Familien immer noch leiden.“ Die 21-jährige Informatikstudentin ist die Tochter von Hassan Fundi, einem bei Lonmin beschäftigten Wachmann, der rücksichtslos in eine aufgeheizte Situation geschickt wurde und in einer Auseinandersetzung mit den Bergleuten getötet wurde. Amina fragt, weshalb in der Mine in Marikana nicht dieselben Sicherheitsbestimmungen gelten wie im Werk in Ludwigshafen.
„Die BASF muss endlich Verantwortung übernehmen”, erklärt Markus Dufner vom Dachverband der Kritischen Aktionärinnen und Aktionäre. „BASF muss den Bergbaukonzern Sibanye-Stillwater, der 2019 den Platin-Konzern Lonmin übernahm, auffordern, sich für höhere Löhne und bessere Wohn- und Lebensverhältnisse einzusetzen.“
Der Vorstand beteuert wie seit Jahren, als Kunde der Platin-Mine habe BASF weder zu den Ereignissen beigetragen, noch diese verursacht. Die geforderten Investitionen in die Infrastruktur – gemeint sind damit in Häuser, Strom, Abwasser – seien Sache der staatlichen Stellen. Nach dem Lieferkettengesetz jedoch ist die BASF durchaus gehalten, die Arbeits- und Lebensbedingungen für die Beschäftigten ihrer Lieferanten zu prüfen und für die Einhaltung menschenwürdiger Standards zu sorgen.
Der Ludwigshafener Aktionär E.Weigel fordert erneut wie in den letztjährigen HVs die Aktionäre auf, auf 1 Cent der Dividende von 3,40 Euro je Aktie zugunsten von Marikana zu verzichten. Der Einsatz für Menschenrechte sei Sache der Aktionäre, sie hätten die Macht, Gutes durchzusetzen. Der Vorstand hingegen sei äußeren Zwängen unterworfen, wie schon Haber 1933 deutlich machte. Der hatte behauptet, die Unterstützung des Naziregimes sei für den Vorstand unausweichlich gewesen.
(https://www.kritischeaktionaere.de/?s=Basf)
(Frr)