Universitätsklinikum Heidelberg: Beschäftigte brauchen verbindliche Entlastung per Tarifvertrag (mit Fotogalerie)
Die eigentlich für den 12. und 13. März 2018 ausgerufenen Arbeitskampfmaßnahmen durch die Gewerkschaft ver.di am Universitätsklinikum Heidelberg wurden aufgrund der schwierigen aktuellen Versorgungssituation am Klinikum Heidelberg und in der Region auf den 22. und 23.März 2018 verschoben.
Da heute der Aufsichtsrat des Klinikums tagte, sind rund 60 Mitarbeiter*innen am Dienstagnachmittag vor der Verwaltung des Universitäts-Klinikums Heidelberg auf die Straße gegangen, um ihrer Forderung nach mehr Personal und auf die schwierige Situation der Mitarbeiter*innen aufmerksam zu machen. Mit dieser Aktion will ver.di nochmal Druck auf die Verhandlungsgespräche ausüben.
In mehreren Redebeiträgen wurde deutlich darauf hingewiesen, wie prekär die Situation in der Pflege ist. Mitarbeiter*innen sprachen von Doppelschichten und Überlastung.
Regina Albrecht (Mitglied der Verhandlungskommission) wandte sich direkt an die anwesende Aufsichtsratsvorsitzende des Uniklinikums Frau Dr. Simone Schwanitz und fordert Sie auf, die Landesministerin für Wissenschaft, Forschung und Kunst Frau Theresia Bauer (Bündnis90/Grüne) nachdrücklich über die Missstände in der Pflege zu informieren. “Es kann nicht sein, dass der Pflegenotstand auf Kosten von Patienten und Mitarbeiter*innen geht”.
In der Tarifauseinandersetzung geht es um Mindestpersonalbesetzungen in allen Pflege- und Funktionsbereichen. Ebenso wird ein strukturiertes Ausfallmanagement gefordert. Die Gespräche zwischen dem Arbeitgeberverband der baden-württembergischen Universitätsklinika (AGU) und ver.di stocken zurzeit.
Als Folge der Grippewelle erlebt das Klinikum im Augenblick einen hohen Zustrom von Patienten bei denen eine stationäre Behandlung und eine Überwachungssituation zwingend notwendig ist. Hinzu kommt der aktuelle hohe Krankenstand bei dem Mitarbeiter*innen. Das Gesundheitsamt des Rhein-Neckar-Kreises teilte zudem mit, dass viele Kliniken der Region grippebedingt mittlerweile ebenfalls an ihre Versorgungsgrenzen stoßen. Der zweitägige Warnstreik am Universitätsklinikum hätte zur Folge gehabt, Patienten in Nachbarkliniken zu verlegen ist jedoch unter den gegebenen Umständen nicht ausreichend möglich.
Um der prekären medizinischen Versorgungslage Rechnung zu tragen, hat sich die ver.di-Streikleitung nach intensiven Beratungen zu einem weitreichenden Schritt entschlossen und den angesetzten Streik auf den 22. und 23. März verschoben.
Stand der letzten Verhandlungen, haben sich Arbeitgeberverband der baden-württembergischen Universitätsklinika (AGU) und ver.di darauf geeinigt, folgende Punkte umzusetzen:
- Festlegung von Regelbesetzungen für 10 bis 20 Stationen pro Standort, auf die sich Arbeitgeber und Personalrat vor Ort jeweils verständigen
- Regelbesetzung im Nachtdienst von mind. zwei Pflegekräften pro Station
- Aufbau eines Mitarbeiter-Pools, für kurz-, mittel- und langfristige Ausfälle
- Qualifizierungsmaßnahmen für nicht examinierte Pflegekräfte
- 120 zusätzliche Vollkräfte im Pflege- und Funktionsdienst
- Festlegung einer kalkulatorischen Ausfallquote auf lokaler Ebene für die Ermittlung der Regelbesetzungen. Der Orientierungswert liegt bei 20 Prozent.
- Tarifvertragliche Verpflichtung für ein arbeitgeberseitiges Ausfallmanagement auf lokaler Ebene
- Evaluation nach 24 Monaten, ggf. Erweiterung bzw. Weiterentwicklung des Systems
Weiter gestritten wird um den Punkt „Umsetzung eines Ausfallmanagements”, bei der es bisher keine zufriedenstellende Einigung gibt.
Wir werden weiter über die Arbeitskampfmaßnahmen am Universitätsklinikum Heidelberg berichten.
(Bericht und Fotos Johnny Brambach)
Weitere Bilder des Tages: