“Ewwe longt’s”: Neues linkes Zentrum in der Neckarstadt
Im Januar eröffnet in der Kobellstraße in der Neckarstadt-Ost das “Ewwe longt’s – Linkes Zentrum Mannheim”. Unter den Stichworten “solidarisch, organisiert, antikapitalistisch” sollen in den ehemaligen Atelierräumen in Zukunft politische Veranstaltungen stattfinden.
“Das “ewwe longt’s!” ist ein von seinen Nutzer*Innen selbstverwalteter Raum in der Neckarstadt. (…) Uns ist es wichtig mit unserem Projekt aus der teilweise selbstverschuldeten Isolation antikapitalistischer Bewegungen in Deutschland auszubrechen”
schreiben die künftigen Betreiber*innen in einer Gründungserklärung. Dazu soll ein Raum geschaffen werden,
in dem sich politisches Potential neu bündeln kann und durch den politische Bewegungen in die Gesellschaft hinweinwirken können anstatt sich eigene Rückzugsräume zu schaffen. Denn während der Alltag der Menschen weltweit wieder immer stärker bestimmt wird von Krieg und Vertreibung, rassistischer und sexistischer Unterdrückung und während unser Planet in den letzten Atemzügen liegt, sind gesellschaftliche Alternativen zur kapitalistischen Wirtschaftsweise kaum noch wahrnehmbar und höchstens noch als Träumerei vorhanden. Das “ewwe longt’s” soll ein Ort sein in dem Kämpfe gegen diese Missstände zusammenlaufen, insbesondere auch der Kampf gegen die zunehmende “Aufwertung” der Neckarstadt und des gesamten Mannheimer Innenstadtbereichs.
Was konkret im “Ewwe longt’s” geplant ist, wird noch nicht verraten. Am 19. Januar soll zunächst einmal Eröffnung gefeiert werden. Mit “Sekt, Gesang und Klassenkampf” soll es um 14 Uhr in der Kobellstraße 20 losgehen. Die Räume befinden sich im ehemaligen Atelier des Künstlers Walter Günderoth, der im November 2017 verstorben ist.
Ihm hätte das Engagement gegen Gentrifizierung sicher gefallen, denn er war selbst aktiver Kämpfer gegen die Entwicklung der Neckarstadt-Ost und Mitglied der Initiative “FairMieten”, die sich in seinem Atelier treffen konnte. Ob er mit der Politik des “Ewwe longt’s” d’accord ginge? In einem Nachruf schreibt Karl-Heinz Royen vom benachbarten Bücherladen:
Deshalb war es ihm wichtig, dass zunächst die Menschen sprechen, um die es geht und erst dann die Intellektuellen. Die Engagierten stehen schnell mit ihren Vorstellungen parat, wie man sich zu wehren habe (…). Walter wollte, dass niemand – auf welche Art und Weise auch immer – bevormundet wird, dass alle gleichberechtigt sind. Das war sein anarchistisches Selbstverständnis von Mit- und Füreinander.
Zumindest den Namen des “Ewwe longt’s” müssen die Betreiber*innen sicher noch öfter erklären. Es soll die Mannheimer Variante traditionsreicher linker Parolen sein, wie “¡Ya basta!” oder “Enough is enough!” (hochdeutsch: “Es reicht!”) – für nicht-Kurpfälzer*innen ist das vermutlich nicht ganz selbsterklärend.
Ob sich das “Ewwe longt’s” in der Neckarstadt behaupten kann, wird auch von der weiteren Entwicklung des Stadtteils abhängen. Denn natürlich sind die Kämpfer*innen gegen die Gentrifizierung auch selbst davon betroffen, vor allem von den seit Jahren rasant steigenden Mietpreisen. Und an Konkurrenz mangelt es in der Neckarstadt wahrlich nicht. In keinem anderen Stadtteil gibt es so viele Veranstaltungsorte für Politik und Kultur.
Infos zum “Ewwe longt’s” bei Facebook @ewwelongts
(cki)