Immobilienspekulation und PKW-Stellplätze – Deshalb geht es am EKZ Ulmenweg nicht voran
Was wird aus dem Umbau des Einkaufszentrum Ulmenweg? Kommen die barrierefreien Wohnungen im alten GBG Gebäude? Werden die Pläne nach Konzeptvergabe überhaupt umgesetzt? Viele Fragen blieben auch nach der Bezirksbeiratssitzung Neckarstadt-Ost am 10. Juli 2019 unbeantwortet. Denn die Entwicklung des Areals an der Kreuzung Ulmenweg/Hochuferstraße geht alles andere als reibungslos voran. Nachdem im Stadtteil in den letzten Monaten viele Gerüchte kursierten, hatte der Bezirksbeirat das Thema auf die Tagesordnung gesetzt und die Investoren eingeladen.
Rückblick: Nachdem die GBG aus dem alten Verwaltungsgebäude ausgezogen war, wurde die Immobilie im Rahmen einer Konzeptvergabe an den Investor Scheuermann und Boxheimer verkauft. Der plante, nach der Sanierung des Gebäudes, dort barrierefreie Mietwohnungen für ältere Menschen und Räume für Arztpraxen anzubieten. Die Fertigstellung wurde für Herbst 2019 angekündigt. Dieser Termin wird jedenfalls nicht eingehaten, soviel ist heute sicher. Denn statt zu bauen, wurde offenbar versucht, mit dem Gebäude zu spekulieren.
Zu Beginn der Bezirksbeiratssitzung las Sitzungsleiter Reinhold Götz (SPD) einen Brief von GBG Chef Karl-Heinz Frings vor. Der berichtete, dass der Investor Scheuermann und Boxheimer versucht hatte, das Gebäude weiter zu veräußern. Eine Umplanung mit Penthousewohnungen war im Gespräch – offenbar ein lukrativeres Geschäftsmodell als die Seniorenwohnungen. Die GBG habe diesem Deal jedoch nicht zugestimmt, da der Verkauf des Gebäudes im Rahmen einer Konzeptvergabe stattfand. Das bedeute, dass der neue Eigentümer vertraglich verpflichtet sei, die barrierefreien Wohnungen zu bauen, denn genau deshalb kam er ja beim Immobilienverkauf zum Zuge. Die Immobilienspekulation wurde somit offenbar verhindert. Doch die Folge ist eine Verzögerung des Bauvorhabens auf unbekannte Zeit. Weitere Fragen der Bezirksbeiräte an den Investor waren nicht möglich. Scheuermann ließ sich trotz Einladung nicht blicken.
Wie viele PKW Stellplätze braucht das EKZ?

Blick auf das EKZ Ulmenweg. Auf dem Vorplatz sollen die Dönerbude abgerissen und 10 PKW Stellplätze neu gebaut werden.
Jürgen Bettels, ein Vertreter der Eigentümergemeinschaft Bettels, denen weitere Wohn- und Geschäftsgebäude im Komplex des EKZ Ulmenweg gehören, nahm die Einladung hingegen an und berichtete vom aktuellen Stand der Umbau- und Sanierungspläne. Die Fassaden der Wohnungen im Obergeschoss würden zur Zeit saniert. Dem Aroma-Supermarkt solle Anfang nächsten Jahres gekündigt werden, um dem Vollsortimenter REWE Platz zu machen. Der Dönerladen auf dem Vorplatz werde abgerissen und – falls alles klappt – solle an der Ecke zur Kreuzung ein Bäcker mit Café und 10 PKW Stellplätzen Platz finden. Zudem berichtete er von der bereits erfolgten Schließung der Kneipe und dem Einzug einer Physiotherapiepraxis.
Bettels schob sogleich ein großes “Aber” hinterher. Ob die Pläne tatsächlich verwirklicht werden könnten, sei noch völlig offen: “Ich kann nicht sicherstellen, dass das Zentrum so kommen
wird”, sagte er. Die Verantwortung sieht Bettels bei der Stadt und den zukünftigen gewerblichen Mietern. Vor allem die Parkplatzsituation sei ein Problem. Der REWE Markt hätte einen hohen Bedarf. Der bestehende Parkplatz reiche bei weitem nicht aus. Auch der Bäcker – im Gespräch sei nach mehreren Absagen aktuell die Kette Görtz – bestehe auf 10 Kundenparkplätze direkt vor dem Laden. Dafür müssten auch Bäume gefällt werden.
Von Seiten der Bezirksbeirät*innen und Stadträte hagelte es kritische Fragen und Anmerkungen. Das Verkehrs- und Parkplatzkonzept sei nicht gerade zukunftsfähig, kritisierte etwa Stefanie Hess von den Grünen mit Blick auf die Erweiterung der PKW Stellplätze. Dennis Ulas (Linke) erinnerte an den REWE Markt in der Langen Rötterstraße, der ganz ohne PKW Stellplätze auskäme. Thomas Trüper (Linke), der auch Vorsitzender der Interessengemeinschaft

Die bestehenden Parkplätze reichen für die Pläne des Investors nicht aus; auch Bäume sollen gefällt werden
Herzogenried ist, bezeichnete es als absurd, dermaßen viele Stellplätze einzuplanen. Das Einzugsgebiet sei zu großen Teilen autofrei geplant, die Leute kämen zu Fuß und mit dem Fahrrad ihre Brötchen holen und würden nicht erst ihr Auto aus der Tiefgarage fahren. Auch Konrad Schlichter (CDU) möchte es sich nicht vorstellen, wie die Gäste des Bäcker-Cafés zwischen den PKW-Stellplätzen sitzen müssten.
Mehr Grün, weniger Autos und vielleicht ein Spielplatz für Kinder – mit diesen Ideen schienen sich die Lokalpolitiker*innen einig zu sein. Doch die Investoren haben offensichtlich andere Prioritäten. Wie es letztlich am Eingang des Ulmenwegs aussehen wird, darauf werden die Bewohner*innen des Stadtteils noch eine ganze Weile warten müssen.
(Text & Bilder: cki)
Dieser Artikel erschien auch im neckarstadtblog.