Brand im Krefelder-Zoo – wie ist es im Rhein-Neckar-Raum in puncto Tierschutz bestellt?
In der Neujahrsnacht 2019/20 wütete ein Feuer im Krefelder-Zoo, ausgelöst durch sogenannte Himmelslaternen, die final den Tod für viele Lebewesen bedeutete. Dieses Drama hat zahlreiche Menschen im Rhein-Neckar-Raum verständlicherweise emotional beschäftigt. KIM hat bei Zoos in der Region nachgefragt.
Bedingt durch den Jahreswechsel und der damit verbundenen Urlaubszeit haben die verantwortlichen Stellen entweder sehr schnell geantwortet oder trotz Nachfragen bis dato gar nicht.
Tiergarten Worms – Nachbesserungen erforderlich
Die Mitarbeiterin für Öffentlichkeitsarbeit teilt auf KIM-Anfrage mit:
„Der Brand im Krefelder Zoo hat viele Menschen, so auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Tiergarten Worms, schwer schockiert. Mehr als 30 Tiere starben in den Flammen, die vermutlich durch Himmelslaternen ausgelöst wurden. Zwar war die Feuerwehr nach wenigen Minuten vor Ort, doch für viele Tiere konnte sie nichts mehr tun.
Tiergartenleiter Wilfried Adelfinger kann nachvollziehen, wie traumatisierend das Geschehen für die Kollegen des Krefelder Zoos sein muss, steht doch das Tierwohl und die Sicherheit an erster Stelle. Im Gegensatz zu Krefeld ist aber gerade das Affen- bzw. Pavianhaus im Tiergarten Worms brandschutztechnisch gut ausgestattet. „Statt einer Behausung aus Holz und mit viel Stroh darin, haben wir ein viel sichereres Gebäude aus Beton und Glas“, so Adelfinger. Alle elektrischen Anlagen im Tiergarten werden regelmäßig geprüft und sind ausnahmslos mit Fehlerstromschutzscoohaltern ausgestattet. In jedem Gebäude auf dem Tiergartengelände befinden sich in- und außerhalb Feuerlöscher, welche ebenfalls regelmäßig geprüft und gewartet werden. Zudem gibt es einen Brandschutz- und Evakuierungsplan. Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind entsprechend über Brandgefahren, Brandursachen und Brandschutz geschult. Jährlich werden Unterweisungen durchgeführt und das Wissen aufgefrischt.
Brand- bzw. Rauchmeldesysteme sind nicht installiert, denn diese machen nur Sinn, wenn sie direkt an eine zentrale Leitstelle melden können. Handelsübliche Brandmelder, die einfach nur Piepen, werden unter Umständen von niemanden gehört. Stattdessen führt eine Sicherheitsfirma tägliche und nächtliche Kontrolle im Wormser Tiergarten durch.
Grundsätzlich ist im Zuge einer zukünftigen Anbindung des Tiergartens an das Glasfasernetz ein entsprechendes Brandschutzkonzept zu überdenken, welches auch in Absprache mit der Feuerwehr Worms erstellt werden könnte“
Zoo Heidelberg wähnt sich auf der sicheren Seite
„Wir sind tieftraurig und geschockt über den Brand im Zoo Krefeld. Unsere Gedanken sind bei den Mitarbeitern des Zoos. In Krefeld arbeiten sehr geschätzte Kollegen und es ist für uns kaum vorstellbar, was der Tod der Tiere für die Kollegen bedeutet.
Um für uns in Heidelberg Konsequenzen aus dem Vorfall zu ziehen, müssen wir abwarten, bis die Faktenlage komplett klar ist. Generell arbeiten die Zoos sehr offen miteinander und tauschen sich regelmäßig zu unterschiedlichen Themen aus – das werden wir zu gegebener Zeit auch mit den Kollegen aus Krefeld tun. Erst dann können wir überlegen, welche Schlüsse wir aus dem ganzen ziehen können.
Speziell für Heidelberg: Es besteht ein sehr guter und reger Kontakt zwischen dem Zoo Heidelberg und der Feuerwehr Heidelberg. Im Brandfall gibt es einen Einsatzplan, der mit den Verantwortlichen der Feuerwehr abgestimmt ist. Die Feuerwehr selbst hat Zugang zu allen relevanten Schlüsseln zum Zoo und kann somit ohne Zeitverzögerung und ohne, dass Zugänge erst gewaltsam geöffnet werden müssen, auf das Zoogelände. Der Zoo Heidelberg hat zudem ein eigenes internes Alarmierungskonzept, in dem festgelegt ist, welche Mitarbeiterinnen/Mitarbeiter im Notfall alarmiert werden. So ist bei einem Einsatz im Zoo grundsätzlich immer ein fachkundiger Zoomitarbeiter vor.“
So lautete die Antwort der Mitarbeiterin für die Cross-Media-Kommunikation des Heidelberger Zoos.
Luisenpark Mannheim und Zoo in Landau
Diese beiden Institutionen haben trotz mehrfacher schriftlicher und telefonischer Rückfragen nicht auf KIM-Anfragen geantwortet. (Erstanfrage 02.01.2020)
KIM hatte folgende Fragen gestellt:
1) Hätte es auch in ihrem Zoo zu einem Brand durch eine Himmelslaterne oder an Silvester durch ansonsten üblicherweise verwendete Feuerwerkskörper kommen können? Falls nein, wie begründen Sie dies?
2) Verfügen die Gebäude in denen bei ihnen Tiere untergebracht sind über eine Brandmeldeanlage/einen Brandschutz (z.B. Sprinkler)? Falls nein, aus welchem Grund nicht.
3) Wann fand die letzte routinemäßige Inspektion ihrer Gebäude durch die Feuerwehr statt? Wurden dabei Mängel festgestellt und falls ja, welche waren dies?
4) Werden die Gebäude in denen Tiere untergebracht sind videoüberwacht? Falls nein, aus welchen Gründen erfolgt dies nicht?
5) Ist in den Nachtstunden und generell außerhalb der regulären Öffnungszeiten Personal in ihrem Zoo vor Ort, um ggf. bei einem Brand oder einem anderen Schadenereignis rasch Abhilfe leisten zu können? Falls nein, welches sind die Gründe hierfür?
(Bericht und Fotocollage: Christian Ratz)