Gedenken an die Ermordung der Lechleiter-Gruppe
Auch in diesem Corona-Jahr führte die VVN-BdA wieder die traditionelle Lechleiter-Gedenkstunde am Lechleiter-Denkmal in der Schwetzingerstadt durch. Über 100 Menschen nahmen daran teil, darunter auch viele junge. In der sehr würdevoll von einem Gesangstrio mit Gitarre, Piano und Violine umrahmten Veranstaltung ergriffen Fritz Reidenbach (VVN-BdA), Bürgermeister Dirk Grunert, Thomas Hahl (1. Bevollmächtigter der IG Metall Mannheim) sowie ein Vertreter des Offen Antifaschistischen Treffens OAT das Wort. Alle Redner hoben hervor, dass es nicht beim Gedenken bleiben könne, sondern dass die Gefahr von Rechts, von den wieder auferstandenen nationalsozialistischen Gruppierungen, von den Völkischen und dem rassistischen Terror konsequent bekämpft werden müsse. Thomas Hahl stellte zudem fest, dass die Erhaltung der Demokratie und des inneren Friedens nur auf Basis sozialer Gerechtigkeit möglich seien. Zunehmend werde dies von Unternehmer*innen wieder ignoriert und mit Füßen getreten. Er nannte das Beispiel der Iso-Draht-Belegschaft. Sie muss gegen die Schließungs- und Verlagerungspläne der Konzernführung ankämpfen, die nicht einmal anständige Abfindungen und eine Transfergesellschaft zahlen wollen.
Die kurze Ansprache des OAT dokumentieren wir im Folgenden.
(tht)
Aus der Rede des Offenen Antifaschistischen Treffen
Liebe Antifaschistinnen, liebe Antifaschisten,
Wir freuen uns auch dieses Jahr trotz der Corona-Pandemie diese Tradition des Gedenkens aufrecht zu erhalten.
An diesen historischen Datum haben wir uns wieder einmal versammelt um der Widerstandsgruppe um Georg Lechleiter zu gedenken. Und zu erinnern an ihre Taten und die Opfer, die sie brachten im Kampf gegen Faschismus und Krieg . Das Kriegsende, das sich dieses Jahr zum 75. Mal jährt, durften unsere Helden nicht mehr erleben, da sie bereits 1942 ermordet wurden . Und dennoch bildeten sie eine der letzten Zellen des antifaschistischen Widerstands in Deutschland zu einer Zeit in der das unmöglich erschien. So versuchten sie in den Mannheimer Großbetrieben eine Gegenmacht zu organisieren und das wirtschaftliche Rückgrat des Faschismus zu brechen.
Heute heißt es oft man solle aufhören alte Wunden aufzureißen, man solle die Geschichte Geschichte sein lassen und das demokratische Zusammenleben sei für immer gesichert. Doch die stürmischen Ereignisse dieses Jahres bestätigen uns in unserem Handeln. Denn eine der wichtigsten Lehren der letzten Monate ist das Geschichte nicht immer linear verläuft und sich bei Zeiten überschlägt. Beim Protest gegen die Corona-Verordnungen wurde deutlich, welche Anschlussfähigkeit die rechte Bewegung mittlerweile wieder in Deutschland besitzt und auf welch wackligen Beinen die demokratische Ordnung und ihre Grundrechte stehen. Ohne diese in der aktuellen Situation ernsthaft kritisieren zu wollen wäre beispielsweise eine zeitweise Abschaffung der Versammlungsfreiheit letztes Jahr noch unvorstellbar gewesen.
Genauso unvorstellbar wie eine rechte Massenbewegung die dagegen auf die Straßen drängt.
Genauso unvorstellbar wie schwarz-weiß-rote Fahnen die auf der Treppe des Reichstags wehen.
Genauso unvorstellbar wie der Anschlag in Hanau.
In diesen turbulenten Zeit müssen wir den heutigen Tag nutzen um an die Geschichte zu erinnern, weiter zu kämpfen und den Anfängen zu wehren. Gegen Krieg und Unterdrückung, gegen das Vergessen der faschistischen Terrorherrschaft, gegen die Leugnung der Shoah.
Lasst uns stattdessen dafür kämpfen, dass nie wieder Menschen wie die Lechleitergruppe ihr Leben opfern müssen um dem Faschismus Einhalt zu gebieten .