Neonazi-Aufmarsch in Bingen scheiterte bereits nach wenigen Metern (mit Fotogalerien)
Am 03.07.2021 versuchte die Neonazi-Kameradschaft Rheinhessen (Die Rechte Südwest) um Florian Grabowski (Wöllstein) und André Millenautzki (Ingelheim) wieder einen Aufmarsch in der Region Rheinhessen. Diesmal suchten sie sich Bingen aus und scheiterten aufgrund einer Blockade von hunderten Antifaschist:innen erneut kläglich. Unter dem Motto “kein Verbot stoppt schwarz weiss rot 2.0” wollten die Neonazis eigentlich gegen das Reichsflaggen-Verbot durch die Innenstadt marschieren.
Maximal 20 einschlägig bekannte Neonazis erschienen am Stadtbahnhof Bingen. Darunter die NPD Westpfalz unter deren Vorsitzenden Markus Walter und Ricarda Walter (beide Pirmasens) und Kader der Neonazi-Kameradschaft „Nationaler Widerstand Zweibrücken“, sowie der NPD Hessen. Über 500 Polizist:innen aus Rheinland-Pfalz, Hessen und dem Saarland waren im Einsatz, um den Aufmarsch der Rechtsextremen abzusichern. Durch Polizei und Ordnungsamt erfolgten zwar umfangreiche Kontrollen, gewaltverherrlichende T-Shirts und an dunkelste NSDAP-Zeiten erinnernde Tattoos blieben jedoch unbeanstandet.
Trotz des großen Polizeiaufgebots wurde der Naziaufmarsch bereits nach 100 Metern durch eine Blockade von über 200 Antifaschist:innen gestoppt. Zuvor gab es eine breite antifaschistische Mobilisierung des bürgerlichen Bündnisses “Rheinhessen gegen Rechts” und verschiedener Antifa-Gruppen (auch aus der Metropolregion Rhein-Neckar u.a. Mannheim, Neustadt, Worms und Walldorf). Die antifaschistische Blockade verhinderte so, dass die Nazis durch die Innenstadt von Bingen marschierten. Deren Demoroute sollte auch an den mit weißen Rosen und Kerzen versehenen Stolpersteinen vorbeiführen. Nach stundenlangem Stehen in der Sonne mussten die Nazis sichtlich frustriert umkehren. Die Polizei ließ das faschistische Elend noch eine kleine Runde in der abgesperrten Zone laufen. Begleitet von antifaschistischen Parolen traten die Nazis verheerend geschlagen die Abreise an.
Negativ fiel die Rede des Vertreters von CDU-Oberbürgermeister Feser auf der Kundgebung des Bündnisses „Rheinhessen gegen rechts“ auf dem Bürgermeister-Neff-Platz auf. Obwohl Demokratiefeinde der schlimmsten Sorte durch die Stadt laufen wollten, packte dieser die Hufeisen-Theorie aus und sprach sich gleichermaßen gegen Rechts- und Linksextremismus aus. So diskreditierte die Stadtführung wieder einmal die Menschen, die sich Nazis entschlossen entgegen stellen. Auch wenig hilfreich war der Tweet eines FDP-Politikers, der sinngemäß sagte: „Nur der linke Gegenprotest hat den Rechtsextremen eine Bühne geboten. Man hätte sie einfach laufen lassen sollen“.
Abseits der Demonstrationen gab es dann doch noch einen Angriff von Faschisten auf eine Gruppe von Antifas. In unmittelbarer Nähe zu den Stolpersteinen in der Mainzer Straße flogen aus einer Dachgeschoßwohnung Gegenstände auf Antifaschist*innen, Dies führte zu einem Polizeieinsatz mit Festnahme eines in der Wohnung angetroffenen Faschisten.
Auch in Bingen sorgten die Demosanitäter Südwest für eine medizinische Erstversorgung. Durch das nicht selbstverständliche deeskalierende Auftreten der Polizei gab es für sie wenig zu tun. Mit unverhältnismäßiger Polizeigewalt müssen Antifaschist:innen jedoch immer rechnen.
Der Pressefreiheit wurde in vollem Umfang entsprochen. Ein Presseteam des Polizeipräsidiums Mainz kümmerte sich um die Belange der Medienvertreter und freien Fotojournalisten. Da dies leider keine Selbstverständlichkeit mehr ist, erwähnen wir den guten Umstand in Bingen am Ende.
(Bericht und Fotos: m.s. und c.r.)
Dieser Bericht wurde am 05.07.21 22:59 bearbeitet: Der CDU Bürgermeister heisst Feser und nicht wie ursprünglich geschrieben Feller. Wir bitten diesen Fehler zu entschuldigen.
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